Kempen „fermate“ — Musik zum Innehalten
Die Konzertreihe gibt es seit einem Jahr. Initiator Christian Gössel und seine Sänger treffen regelmäßig auf begeisterte Zuhörer.
Kempen. Samstagmittag ist nicht gerade eine etablierte „klassische“ Konzertzeit; es ist für viele der Stress der Einkäufe und Erledigungen, zu denen man als Berufstätiger unter der Woche oft nicht kommt. Aber damit wird eine Pause innerhalb der alltäglichen Hektik umso notwendiger — und am besten man verlängert die Pause noch. Dafür gibt es in der Musik das Zeichen der Fermate, das man über eine Note oder eine Pause setzt. Eine verlängerte Pause bietet Christian Gössel mit seiner Konzertreihe „fermate — Musik zum Innehalten“ in der Propsteikirche ungefähr alle zwei Monate.
Am vergangenen Samstagmittag fanden sich auch wieder viele Pause-Suchende aller Altersgruppen in der Propsteikirche ein, wo sie die Bänke im Mittelschiff gut füllten. Mit einem Hymnus von Nicolas de Grigny (1672-1703) leitet Ute Gremmel-Geuchen an der Orgel die „fermate“ ein. Es folgt ein liturgischer Teil, dessen Texte Christian Gössel gemeinsam mit Propst Thomas Eicker formuliert hat. Die Musik dazu hat Gössel eigens für dieses Konzert geschrieben. Es ist eine leise, meditative, die unverkennbar in feinsten Harmonien auch moderne Klänge einbezieht — das Leitmotiv der Konzertreihe ist unüberhörbar.
Das liegt auch an den ausgebildeten Stimmen der Mitglieder des Vokalconsort Kempen: Isabelle Heiss, Benjamin und Christian Gössel, Ferdinand Junghänel und Paul Geffert. Die vier Männerstimmen und der Sopran präsentieren sich fein ausbalanciert.
Genießen oder meditieren? Auch wenn das Ensemble alte Musik von Heinrich Schütz (1585-1672) „Also hat Gott die Welt geliebt“ oder von Johannes Eccard (1553-1611) „Verleih uns Frieden“ singt, man könnte im Kirchenraum eine Stecknadel fallen hören.
In eine weit zurück liegende Zeit und Klosterwelt entführt der kleine Chor mit einem gregorianischen Antiphon. Aber auch das 20. Jahrhundert lassen sie mit dem Song „And so it goes“ von Billy Joel (*1949) erklingen. Gleich aus welcher Zeit das Werk stammt, stets ist es eine wunderbare Verlängerung der Pause, die das Publikum gerne wahrnimmt.
Da kann der musikalische Leiter Christian Gössel auf das fast schon abgeschlossene erste Jahr der fermate-Konzerte sehr zufrieden zurückschauen: „Es ist ein sehr positiver Rückblick — zum einen mein eigener Eindruck, zum anderen von den Rückmeldungen. Vom ersten Termin an sind die Konzerte sehr gut besucht.“ Auch seine Intention, Musik und Liturgie zu verbinden, trifft die Wünsche des Publikums. „Wir haben in dem Jahr gemerkt, dass die Form als Ganzes sehr intensiv wahrgenommen wird. Es ist das Ganzheitliche, das anspricht.“