Festival Morgensternstunden: Clara Schumann sehr persönlich
Martina Gedeck und das Morgenstern Trio sorgen für ein ausverkauftes Eröffnungskonzert..
Kempen. Ist es Martina Gedeck, die durch ihre Rolle der Clara Schumann in dem Film „Geliebte Clara“ (2008) als prädestiniert für die Rezitationen aus den Briefen und Tagebucheintragungen gelten kann, oder ist es das vielfach ausgezeichnete Morgenstern Trio, das für ein ausverkauftes Eröffnungskonzert sorgt? Die vier Künstler boten gemeinsam am Freitag in der Paterskirche einen glänzenden Einstieg in das Festival „Morgensternstunden“.
Einblicke in das Innenleben Claras (1819-1896), so persönlich wie es Tagebuchnotizen und Briefe an ihren geliebten Robert (1810-1856) sein können, aber auch profane Facetten aus dem Alltag eines Künstlerehepaars in der Mitte des 19. Jahrhunderts trägt die Schauspielerin Martina Gedeck ausdrucksstark vor. Jene Zeit wird sehr lebendig.
Mit der Auswahl seiner Musikstücke - natürlich von Robert Schumann - unterstreicht das Morgenstern Trio die jeweilige Stimmung, die die Lesung hinterlässt. Catherine Klipfel (Klavier), Stefan Hempel (Violine) und Emanuel Wehse (Violoncello) fehlt es dabei nicht an der Empfindsamkeit mit ihrem Spiel die Atmosphäre, die die Worte geschaffen haben, noch weiter auszubauen.
Den ersten schwärmenden Äußerungen der verliebten Clara folgt aus den Fantasiestücken op. 88 die Romanze, mit der Beschreibung „nicht schnell, mit innigem Ausdruck“. Lebhaft und sehr energisch — so die nachfolgende Humoreske — gibt Fräulein Wieck dem Liebsten Verhaltensregeln für den Vater, da dieser mit einer Heirat nicht einverstanden ist.
Melancholisch und zart sind die Klänge, die aus dem Klaviertrio g-moll op. 110 den „Eintrag ins Ehetagebuch“ aus dem Jahr 1842 unterstreichen. Es geht um trübe Gedanken, Kummer, Diskussionen ums Geldverdienen und ums Künstlerdasein. Das Morgenstern Trio gibt diesen biografischen Skizzen die richtigen Klangfarben. Eine andere Textpassage, in der Clara ihre Bewunderung für Robert ausdrückt, setzen die Musiker mit dem Duett aus den Fantasiestücken in ein Liebesgeflüster zwischen Geige und Klavier um.
Egal von welchen Gefühlen und Stimmungen — bis hin zu Kanonendonner und Schüssen während des Dresdner Maiaufstands 1849 — das Publikum Zeuge wird: Das bestens eingespielte Trio zieht mit jedem Takt die Zuhörer in seinen Bann. Der vierte Satz aus dem Klaviertrio d-moll op. 63 lässt den gelungenen Festivalabend mit einem feurigen Finale ausklingen. Für den langen und begeisterten Applaus bedanken sich die vier Künstler mit einer Zugabe.