Ritter ziehen mit Lanze und Kettenhemd ins Schlachtgetümmel
In der Dorenburg schlugen die „Freien des Haufens zu Krinvelde“ beim Mittelaltermarkt ihr Lager auf.
Grefrath. Eintauchen in eine andere Zeit heißt es beim Mittelaltermarkt im Freilichtmuseum Dorenburg. Kein Handy, kein Computer, kein Fernsehen — das genießen die Mitglieder des „Freien Haufens zu Krinvelde“, die an diesem Wochenende ihre Zelte in Grefrath aufgeschlagen haben. „Man kann sich mal aus dem Alltag verabschieden und die Probleme vergessen. Hier ist es auch egal, welchen Beruf man hat“, erklärt die 2. Vorsitzende des Vereins Gudrun Pawelzik begeistert. Man arbeite als Team zusammen, jeder bringt seine Fähigkeiten ein.
Vieles, was die Krinvelder nutzen, ist selbst gemacht, so wie Kleidung und Stühle. Kartoffeln kommen nicht auf den Tisch, die kamen schließlich erst im 16. Jahrhundert nach Europa. Auch Brötchen sind die Ausnahme. Brot und Haferschleim gibt es zum Frühstück. Neben dem Kochen bleibt Zeit für Handarbeit — und fürs Kampftraining. Auf der Wiese nebenan wird es für einige Krinvelder erst. Aus drei Mittelalterepochen treffen dort scheppernd und krachend Ritter zum Kampf aufeinander.
An den Wegen bieten Händler allerlei Leckereien, Kleidung, Schmuck, Taschen und vieles mehr. Kinder können Filzen, Schwerter basteln oder mit dem Bogen schießen. Viele Besucher sind selbst in mittelalterliche Gewänder gekleidet.
„Zwickt Euch eine Frage werte Dame?“, begrüßt der Salzhändler die neugierigen Besucher an seinem Stand und erzählt gleich los: Wie die Lüneburger damals das Salz gewonnen haben und dass sie damit sehr reich geworden sind. Er hat eine Siedepfanne aufgebaut, wie sie auch schon im 14. Jahrhundert verwendet wurde, um aus Sole Salz zu gewinnen. Klaus Schwade und seine Frau Nadja sind Geschichtsfans und mit ihrem Salzstand bereits zum zweiten Mal in der Dorenburg dabei.
Nebenan köchelt Reseda in einem großen Kessel über dem Feuer. Am Stand des Wikingerhorts Oberhausen wird damit Schurwolle grün gefärbt. Auch Birkenblätter und Zwiebelschalen werden zum Färben verwendet. Mittelalterfans, die wirklich zu 100 Prozent authentisch sein wollen, nehmen für ihre Kleidung nur traditionell hergestellte und gefärbte Wolle oder Seide. Wenn man beobachtet, wie aufwendig das ist, versteht man, warum bunte Stoffe früher Luxus waren.
Etwas weiter fertigt Stephan Spönnen Kettenhemden in Handarbeit. An einem großen Exemplar hat er zweieinhalb Jahre jeden dritten Tag vier bis fünf Stunden gearbeitet. Elfeinhalb Kilo wiegt das Kleidungsstück. Jeder Ring wird einzeln geschlossen.
Viele Teilnehmer sind vom Markt in der Dorenburg begeistert. Sie schätzen das Ambiente und die interessierten Besucher. Etliche sind nicht zum ersten Mal dort — und sicher auch nicht zum letzten Mal.