Grefrath Freilichtmuseum schenkt der Postkarte eine Ausstellung

Grefrath · Vor 150 Jahren wurde das Zustellungsformat erfunden. Geschichte, Beliebtheit und Wandelbarkeit der Postkarte sind jetzt in der Dorenburg ablesbar.

 Schreiben, frankieren, einwerfen – so kommt eine Postkarte vom Absender zum Empfänger. Die Zwischenstation der „Kasten-Kurzzeitlagerung“ hat farbliche Veränderungen mitgemacht.

Schreiben, frankieren, einwerfen – so kommt eine Postkarte vom Absender zum Empfänger. Die Zwischenstation der „Kasten-Kurzzeitlagerung“ hat farbliche Veränderungen mitgemacht.

Foto: Reemen

. „By Airmail“ erreichte mich Anfang der 1980er ein postalischer Gruß einer Schulfreundin. Sie weilte zu der Zeit in New Jersey. Frankiert war ihre Post Card mit einer gestempelten „28c USAirmail“-Briefmarke. „Entschuldige 106 meine Schrift, aber ich komme grad vom Schneeschaufeln rein.“ Bei ihr war es um Ostern noch winterlich.

Fast 40 Jahre ist dieser Kartengruß alt. Aufbewahrt hat ihn mein Vater. Er hat ihn im vergangenen Jahr zu Tage gefördert, nachdem das Niederrheinische Freilichtmuseum in Grefrath einen öffentlichen Aufruf gestartet hatte. Ein Museum auf der Suche nach allem, was zur Kulturgeschichte der Postkarte Ausstellungsreife erlangen könnte. Privatpersonen konnten, ja sollten Leihgaben zur Verfügung stellen.

Mein Vater hat ein Postbeamten-Berufsleben mit vielen unterschiedlichen Stationen geführt. Er durchstöberte seine persönliche Sammlung. Fünf Gegenstände hat Lena Heerdmann, wissenschaftliche Volontärin des Museums und Kuratorin, davon  in die Sonderausstellung aufgenommen. „Grüße von nah und fern!“ hat sie sie getauft. 

Der Besuch der kuratierten und dekorierten Räume in der Dorenburg lohnt sich. Er ist mit Termin wieder möglich. Das Iserlohner Museum für Handwerk und Postgeschichte hat Vitrinen gefüllt. Auch der Heimatbund St. Tönis, die Stiftung Deutsches Technikmuseum oder der Emmericher Geschichtsverein, um nur einige der Unterstützer zu nennen.

Wertzeichenautomat mit
Zehn-Pfennig-Einwurf

Ein alter gelber Postkarten-Automat hängt an einer Wand. Mit schwarzer Handkurbel. Dazu der Hinweis an den Kunden: „Herumdrehen bis Glockenzeichen ertönt“. Das bringt Erinnerungen zurück. Wie der ebenso postgelbe Wertzeichenautomat mit dem Aufdruck: „Einwurf ein 10 Pf.-St. Kommt Geldstück zurück, dieses nochmal oder ein anderes einwerfen.“

Die Postkarte ist transportiertes Gefühl. Lebenszeichen. Liebesbekundung. Einladung. Eilmeldung. Urlaubsgruß und Heimatsehnsucht. Eingeführt wurde die Karte vor rund 150 Jahren. Schnell geschrieben. Zügig zugestellt. So konnte man sich mit Familie und Freunden, Nachbarn und Vereinskameraden verlinken. „Im Zuge der drucktechnischen Neuerungen Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die zunächst unbebilderte Postkarte zu einer aufwändig kolorierten Ansichtskarte.“ Auch das lässt sich in Grefrath ablesen. Viele Fotografien sind zu sehen, die man als Postkarte versandte. Auf großformatigen Karten werden Informationen zum Werdegang und Erfolgsweg des postalischen Evergreens zum Mit- und öffentlichen Auslesen veröffentlicht. Unfrankiert.

Die Ausstellung „Grüße von nah und fern“ findet im Rahmen des Themenjahres „Provinz“ des kulturgeschichtlichen Museumsnetzwerks Niederrhein statt. Sie zeigt regionale Ansichten. Und den Weg, den die Postkarte nimmt, „angefangen bei der Herstellung, über den Vertrieb, das Postkartenschreiben, den Postweg bis zum Adressaten und beleuchtet auch ihren Weg zum beliebten Sammelobjekt“.

Denn oft verweilt das federleichte Din A6-Postgruß-Format (10,5 x 14,8 cm) mit Motiven, Adressfeld und Botschaft nach Zustellung an Kühlschränken, Pinwänden oder in Kartons und Kästchen, als sorgsam sortierte und aufbewahrte Erinnerung an Grüße von anno dazumal. Manchmal 40 Jahre lang. Und länger.

Die Sonderausstellung des Niederrheinischen Freilichtmuseums ist bis zum 5. September in der Dorenburg zu sehen.