Gerüstet für den Archiv-Notfall
Im Kreisarchiv gibt es jetzt Notfallboxen. So sollen Dokumente gegen Wasserschäden geschützt werden.
Kempen. Der letzte Brand in der Burg liegt zwar schon gut 160 Jahre zurück. Trotzdem ist man im Kreisarchiv, das seinen Sitz in der alten Festung hat, ab sofort auf alle Notfälle vorbereitet. Das Archiv-Beratungszentrum des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) übergab dem Kreisarchiv am Freitag Notfallboxen, die die wertvollen Bücher, Urkunden und andere Dokumente vor Schäden schützen sollen.
„Mit diesen Notfallboxen ist man hauptsächlich auf Wasserschäden vorbereitet“, erklärt Markus Vieten, Mitarbeiter der LVR-Werkstatt für Papierrestaurierung. In den vier Boxen, die zusammen 1000 Euro kosten, finden die Mitarbeiter des Archivs alles, was sie zur Rettung von Dokumenten brauchen: unter anderem Werkzeug, Folien, Beutel, Planen, Sicherheits-Stiefel und Helme.
„Die Helme können zum Einsatz kommen, wenn man beispielsweise aus einem hohen Regal nasse Bücher bergen muss“, erklärt Claudia Kauertz, Leiterin der Archivberatung beim LVR. „Wenn man so ein schweres, nasses Buch auf den Kopf bekommt, kann das zu Verletzungen führen.“
„Wenn die Dokumente einmal nass sind, muss es schnell gehen, um noch etwas zu retten“, erklärt Markus Vieten. Schon nach zwei Tagen setze die erste Schimmelbildung ein. Dann helfe nur, dass man Bücher und Co. in Folien und Tüten luftdicht verpackt. „Und dann müssen sie bei mindestens minus 18 Grad eingefroren werden. Anschließend erfolgt noch eine Trockenfrierung.“ Das Einfrieren könne zum Beispiel beim Metzger in der Nähe des Archivs geschehen.
„In NRW gibt es Archive, die solche Absprachen mit Unternehmen getroffen haben“, ergänzt Vieten. Unter anderem bei Bofrost in Straelen. „In Kempen arbeiten wir an solchen Notfallplänen“, sagt Vera Meyer-Rogmann, stellvertretende Leiterin des Kreisarchivs. „Entschieden ist aber noch nichts.“
Damit die Notfallboxen zum Einsatz kommen, muss nicht gleich das ganze Archiv einstürzen — wie 2009 in Köln. „Da reicht schon ein Wasserschaden im Keller“, so Vieten. Schließlich lagerten die meisten Magazine im Keller. So auch in der Kempener Burg an der Thomasstraße 20. Im Bereich des LVR seien die Boxen bislang zweimal zum Einsatz gekommen: in Schleiden (Eifel) und in Aachen.
„Bei einem Großbrand wie in der Anna Amalia Bibliothek in Weimar 2004 sind unsere Notfallboxen natürlich keine direkte Hilfe“, ergänzt Claudia Kauertz. Aber auch nach einem Brand gebe es ja schließlich Schäden durch Löschwasser. „Für solche Fälle ist das Kreisarchiv jetzt gerüstet.“
Vera Meyer-Rogmann bedankte sich für die Bescherung vor Weihnachten: „Ich hoffe aber, dass wir die Boxen nie brauchen werden.“