Gesucht wird die „Stuten-Queen“

Bei der Großen Pferdeschau auf dem Mengelshof geht es unter anderem um Aussehen und Gang.

Foto: Kurt Lübke

Kreis Viersen. Hier passt das Attribut „megasüß“: Das kleine Pony ist gerade einmal so groß wie ein Collie. Das Minishetland-Fohlen kam im Mai zur Welt, hört auf den Namen „Pepito“, die nur ein wenig größere Mutter heißt „Paola“. Zuhause sind die Tiere in Elmpt, auf dem Hof der Familie Mevissen. „Wir züchten hauptsächlich Kaltblüter, also von der Größe her das Gegenteil von Shetlandponys“, sagt Karen Mevissen. Gemeinsam mit ihrer Schwester Ina und den Eltern Monika und Günter ist sie auf den Mengelshof der Familie Höfkes nach Kempen gekommen.

Das Areal an der Unterweidener Straße ist einmal mehr ein Treffpunkt für Pferdefreunde. Bei der Großen Pferdeschau Kreis Viersen/Stadt Krefeld am gestrigen Nachmittag gab es für sie viele Attraktionen. Im Mittelpunkt stehen natürlich die Tiere: rund 60 Zuchtstuten und 50 Fohlen. Theo Lenzen, Tierzuchtberater der Kreis-Wirtschaftsförderungsgesellschaft, zeigt sich damit zufrieden. Auch wenn die Teilnehmer-Zahlen vor Jahren noch deutlich höher gewesen seien. „Die Pferdezucht ist europaweit rückläufig, der Kreis Viersen macht sie keine Ausnahme“, so Lenzen.

Die verschiedensten Pferderassen sind vertreten und werden auf der Dreiecksbahn präsentiert. Zu sehen sind unter anderem Haflinger und Connemara. Sie werden von der Jury des Rheinischen Pferdestammbuchs beziehungsweise des Hannoveraner Pferdezuchtverbandes begutachtet. Es geht unter anderem um Körperbau, Gang und Aussehen.

Zunächst gilt es, die Kreissiegerstuten zu ermitteln. Die Nummer eins des Tages nennt Theo Lenzen „Stuten-Queen“. Danach werden über 50 Fohlen vorgeführt. Für die Züchter aus der Region ist dies nach Angaben der Organisatoren eine gute Gelegenheit, ihre Zuchterfolge zu präsentieren.

Auch einige fachfremde Zuschauer haben den Weg zur Schau gefunden. Für Laien ist es eine fremde Welt, die in einer eigenen Sprache spricht. Da ist beispielsweise von „minimalen Abstrichen im Sprunggelenk“ oder von einer „herrlichen Kopf-Hals-Partie“ die Rede. Über ein weiteres Pferd heißt es, es verfüge über ein „hochinteressantes Spitzen-Pedigree“. Gemeint ist die Ahnentafel. Und die kann es in sich haben, etwa wenn die Großmutter eine direkte Tochter des legendären Zuchthengstes „Donnerhall“ war.

Bereits zum 18. Mal ist der Mengelshof Austragungsort der jährlichen regionalen Pferdeschau. „Hier hat der Kreispferdezuchtverein ein optimales Ausstellungsgelände gefunden“, sagt Theo Lenzen. Auch Haflinger-Züchter Rainer Hackländer ist voll des Lobes, spricht von einem „schönen Platz“ und einer „netten Schau“. Seit etwa zehn Jahren kommt er regelmäßig mit seinen Pferden, obwohl sein Hof in Wuppertal liegt und damit zu einem anderen Zuchtbereich gehört. Doch der Agraringenieur, der über ein Pferdethema promoviert hat, will sich Kempen einfach nicht entgehen lassen. Diesmal hat er „Stiletta“ im Hänger mitgebracht, eine vierjährige Stute. Am Rande der Veranstaltung lässt er sie erstmal „Atmosphäre“ schnuppern, sich an die vielen Menschen, die bunten Absperrbänder und die Stimmen aus dem Lautsprecher gewöhnen. Merke: Auch ein Pferd muss sich akklimatisieren.

Heinrich Hünnekes ist mit seiner vierjährigen Shetland-Stute „Steffi von Uda“ vor Ort. Wie der Gestütname erahnen lässt, kommen beide aus Oedt. Der 73-Jährige züchtet seit fast 40 Jahren mit Begeisterung und großem Erfolg. Er kann unter anderem auf mehr als 25 Goldmedaillen-Fohlen verweisen. „Aufgrund meines Alters schraube ich die Zucht aber nun etwas zurück“, sagt Heinrich Hünnekes.