Grefrath Giftiges Ammoniak tritt am Eisstadion aus

Feuerwehren aus Grefrath, Nettetal und Viersen haben mit einer Übung im Bereich ABC-Gefahrenabwehr ihre Zusammenarbeit getestet.

Grefrath. Rainer Höckels hatte die Übung mit ausgearbeitet. Er konnte sich auf seine Trupps der Feuerwehren aus Grefrath, Nettetal und Viersen verlassen. Höckels hatte noch genügend Zeit, eine Art Steuerungsmodul in die Hand zu nehmen. Damit steuerte er eine Drohne, die von oben Bilder vom gesamten Einsatzgebiet am Eissportzentrum in Greftrath machte. Es war die erste Übung des neuen „ABC-Zuges West“, der in seiner Region mit dem eigens geschulten Fachpersonal und den speziellen Gerätschaften atomare, biologische und chemische Gefahren minimieren und abbauen will.

Foto: Friedhelm Reimann

Vor etwa zwei Jahren hatten die Verantwortlichen damit begonnen, die ABC-Gefahrenabwehr im Kreis Viersen neu zu organisieren. So wurden die Feuerwehren von Nettetal und Viersen zum ABC-Zug West, Willich und Kempen zum Zug Ost zusammengestellt. Da das angenommene Schadensereignis, eine Leckage in der Maschinenhalle des Eisstadions, auf Grefrather Gebiet passierte, war der Grefrather von Hans-Josef Ix angeführte Löschzug mit im Boot. „Ganz einfach, wir aus Grefrath sind für das GAMS zuständig“, erklärte Löschzugführer Ix auch sofort die Bedeutung dieser Initialen: das G steht für Gefahr erkennen, A für Absperren, M für Menschenrettung durchführen und S für Spezialkräfte alarmieren.

Die 23 Grefrather Feuerwehrkameraden, darunter mit Katja Tillmanns eine Feuerwehrfrau, riegelten einen Teil des großen Parkplatzes ab, kümmerten sich um die Verletzten und fanden heraus, dass Ammoniak, ein stark riechendes und giftiges Gas, je nach Konzentration für eine Reizung der Atemwege oder für Schlimmeres sorgen kann.

Angenommen wurde eine graue „Wolke“, die sich über der Maschinenhalle ausbreitete. Die Spezialkräfte aus Viersen und Nettetal wurden alarmiert. Binnen kürzester Zeit waren, zählt man Grefrath dazu, insgesamt mehr als 100 Rettungskräfte in 19 Fahrzeugen vor Ort. Die Leitung des ganzen Manövers hatte ein Mann in gelber Weste: Stefan Schumeckers.

Es bildeten sich einzelne Trupps, in denen gemeinsam Wehrleute aus Nettetal und Viersen ihre speziellen Aufgaben hatten. Eine Trupp schaffte es, ein weiteres Austreten des Ammoniaks zu verhindern, andere sorgten mit sogenannten Wasserschildern dafür, dass das ausgetretene Gas gebunden wird und dadurch seine starke Konzentration verliert. Der Messtrupp könnte im Ernstfall mit einem Messwagen, dem ABC-Erkunder, über die benachbarten Straßen fahren. Unter anderem waren noch vor Ort die Gerätewagen mit Atem- und Umweltschutz im Einsatz, außerdem Dekontaminations-Teams, die zur Reinigung der Kleidung spezielle Duschkabinen mitführten.

Schon bald hatten die Wehren alles im Griff. Zumal der Fachberater Chemie, Frank Neues, mit seinen Mess-Teams feststellte, dass im Ernstfall durch den Ammoniak-Ausstoß Menschen in der weiteren Umgebung nicht betroffen gewesen wären, zumal sich das Ammoniak dann immer weiter verflüchtigen würde.

Obwohl noch eine Abschlussbesprechung mit allen Abschnitts- und Gruppenleitern folgt, waren die Verantwortlichen mit dieser Übung größtenteils sehr zufrieden. Einige der Kommentare: „Das hat alles perfekt geklappt“ oder „Wir haben hier hervorragende Bedingungen für unsere Übung vorgefunden.“

Hans-Josef Ix hatten noch den Großbrand am Tag zuvor im Bochumer Uni-Klinikum im Kopf und sagte: „Wir müssen in Ernstfällen an Krankenhäusern und in Altenheimen mit Demenzkranken dafür sorgen, dass schnell und mit vielen Personen die Hilfen und vor allem die Abtransporte erfolgen können.“ Lautsprecher-Durchsagen, mit denen zum Beispiel bei gefährlichen Luftverschmutzungen die Bevölkerung gebeten werde, die Fenster und Türen auf jeden Fall zu schließen oder zuzulassen, würden bei verwirrten und in speziellen Außenwohngruppen lebenden Personen nicht ankommen beziehungsweise vielleicht nicht verstanden werden.