Kempen Klosterhof als abendlicher Blickfang

Das Wohn- und Geschäftszentrum kann sich in der Dämmerung sehen lassen. Außerdem war der Altstadt-Flüsterer auf Gerüste-Tour.

Foto: Friedhelm Reimann

Kempen. Über den im Februar 2014 eröffneten Klosterhof gibt es unterschiedliche Ansichten. Die einen sind von der Architektur des Wohn- und Geschäftszentrums an Burg- und Orsaystraße sehr angetan. Andere wiederum sind weiterhin der Meinung, dass der Bau auf dem Gelände des früheren Kreishauses nicht in die Altstadt passt. Schöne Fotos lassen sich vom Gebäude der Firma Ralf Schmitz aber allemal machen. Egal, wie man den Klosterhof nun findet. WZ-Fotograf Friedhelm Reimann hat das Gebäude jüngst im Abendlicht eingefangen. Das Bild von Reimann hat etwas künstlerisches — schön, dass man in der Kempener Altstadt solche Fotos machen kann.

Foto: kul

Würde Knecht Ruprecht in diesen Tagen schon durch die Kempener Altstadt gehen, könnte er anschließend dichten: „Allüberall an den Hausfassaden, sah ich Gerüste in die Höhe ragen.“ Tatsächlich fällt auf, an wie vielen Stellen gleichzeitig Häuser saniert, Fassaden verschönert, Neubauten errichtet und Schäden beseitigt werden. Beispiele gefällig? An der Ecke Judenstraße/Buttermarkt wird am Klefisch-Haus (darin befindet sich Mode Lübbenjans) gepinselt, an der Peterstraße waren die Maler zunächst oberhalb von „Taschen Tick“ aktiv — um dann anschließend weiterzuwandern zum benachbarten Strumpfhaus Kempkes. An der Burgstraße ist weiter das sanierungsreife Gebäude neben der Volksbank eingerüstet. Vom vieldiskutierten Neubau der Firma Ralf Schmitz an der Peterstraße ganz zu schweigen. Selbst am Gebäude der WZ an der Ecke Moosgasse/Acker rückten vor einigen Tagen die Handwerker an — selbstverständlich mit Gerüst. Allerdings musste dort nur eine Ecken-Verschalung erneuert werden.

Zum 80-jährigen Bestehen, das Juwelier Martens im vergangenen Jahr gefeiert hat, gönnt sich das Familienunternehmen jetzt eine gründliche Renovierung des Ladenlokals. Binnen zehn Tagen wird nach einem strikten Zeitplan am Studentenacker alles heller gestaltet. Zudem werden die Böden erneuert. Und die Lichtanlage wird auf LED-Technik umgerüstet. Bei Martens sind seit Beginn der Renovierung aber nicht nur die Handwerker fleißig — auch in der Werkstatt des Uhrenmachers und Juweliers wird weiter gearbeitet. Da die Werkstatt erst vor zwei Jahren renoviert worden ist, kann sie derzeit weiter genutzt werden. Zu festen Zeiten (Montag bis Freitag, 10 bis 12 und 16 bis 18 Uhr) können zum Beispiel Uhren zum Batteriewechsel nach Absprache abgegeben und abgeholt werden. Nach dem Feiertag soll bei Martens alles wieder wie gewohnt laufen. Inhaber Achim Martens will am Dienstag wieder das Geschäft öffnen — dann ist alles frisch renoviert.

Sie erinnern sich eventuell: Vor sechs Wochen endeten die Olympischen Spiele in Brasilien. Das ist für die meisten Menschen schon eine gefühlte Ewigkeit her — an der Umstraße in Kempen allerdings nicht. „Go for Gold: Viva Brasil in Rio!“ wirbt da eine Spielhalle unverdrossen auf einem Werbeplakat, auf dem ein Sportler im Startblock zu sehen ist. Ob es in den Räumlichkeiten „Mega-Fun“ beim 100-Meter-Sprint oder Weitsprung gibt, hat der Flüsterer nicht ausprobiert.

Überwiegend geht es im Altstadt-Geflüster ja recht unterhaltsam und heiter zu. Zum Schluss der heutigen Ausgabe wird der Flüsterer dann doch mal ein wenig ernster, damit er dem Thema auch gerecht wird. Es geht um die Ausstellung zur Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ um die Geschwister Sophie und Hans Scholl, die derzeit im Kramer-Museum zu sehen ist. Die Studenten setzten sich gegen die Nazis zur Wehr, in dem sie 1942 und 1943 Flugblätter verteilten. Dafür mussten die jungen Menschen einen hohen Preis zahlen. Sie wurden von den Nazis hingerichtet. Wie schon berichtet, halten die Ausrichter der Ausstellung in der aktuellen politischen Phase, in der wir einen Rechtsruck erleben, für umso bedeutender. Und damit liegen die Veranstalter genau richtig, wie der Flüsterer jetzt bei einem Rundgang festgestellt hat. Das Schicksal der Geschwister Scholl und ihrer Mitstreiter bewegt ungemein. Und man kann gar nicht oft genug hervorheben, wie mutig ihr Einsatz damals war. Mit dem Wissen, was die nationalsozialistischen Verbrecher diesen jungen Menschen vor mehr als 70 Jahren angetan haben, dürfte bei den meisten Besuchern das Unverständnis für heutige rechtsradikale Tendenzen steigen. Besuchen Sie diese Ausstellung — es lohnt sich. Der Eintritt ist frei.