Glasfaser: Wird Grefrath „zerschnitten“?

Die Ortsteile Oedt und Grefrath haben die erforderliche 40-Prozent-Marke wohl verfehlt. Zu einem Ausbau kann es in Teilen trotzdem kommen.

Foto: dpa

Grefrath. 32, 28, 34, 60 — das sind die Zahlen, die derzeit in Grefrath, Oedt, Mülhausen und Vinkrath viele Gespräche dominieren. Diese Zahlen stehen für die bislang erreichte Quote für den Netzausbau der Deutschen Glasfaser. Mit 40 Prozent der Haushalte will und muss das Unternehmen nach eigenen Angaben pro Ortsteil einen Vertrag abschließen, um den Ausbau des schnellen Internets über Glasfaserleitungen realisieren zu können. Mit dieser Marke ist die Firma aus dem Kreis Borken seit Monaten in der Niersgemeinde unterwegs.

Schaut man nun auf die Zahlen, ist diese Marketing-Tour (wahrscheinlich) zur Hälfte von Erfolg gekrönt. In Grefrath haben bis Freitagabend — aktuellere Zahlen liegen noch nicht vor — 32 Prozent der 3153 angeschriebenen Haushalte einen Vertrag unterzeichnet. In Oedt sind es 28 Prozent von 2203 Haushalten. Stichtag war in diesen beiden Ortsteilen der gestrige Montag. Sowohl Unternehmen als auch die Bürgerinitiative „Glasfaser für Grefrath“ rechnen damit, dass seit Freitag noch einige Verträge abgeschlossen worden sind. Zahlen hat die Deutsche Glasfaser aber bis zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe nicht veröffentlicht.

Während das Projekt in Grefrath und Oedt zunächst nicht erfolgreich abgeschlossen zu sein scheint, sieht es in Vinkrath und Mülhausen besser aus. Vinkrath hat die Quote mit 60 Prozent von 559 Haushalten weit übertroffen. Und in Mülhausen (346 Haushalte), wo der Stichtag der 13. November ist, ist die Zuversicht, dass aus den bisherigen 34 noch 40 Prozent werden, groß. „Es müssen dort noch 20 Verträge abgeschlossen werden“, rechnet Christian Kappenhagen von der Bürgerinitiative anhand der Freitagszahlen vor. In Grefrath seien dies übrigens 252, in Oedt 264.

„Von daher geht es in Grefrath und Oedt sicher nicht mehr darum, ob die 40-Prozent-Marke erreicht werden kann“, so Kappenhagen am Montagmittag im Gespräch mit der WZ. Die Initiative geht davon aus, dass man unter der magischen Marke bleiben wird. „Seit Freitag geht es aber darum, möglichst nah an die 40 Prozent zu kommen“, sagt der Grefrather, der auch für die CDU im Gemeinderat sitzt. Die Differenz sei letztlich entscheidend, ob sich die Deutsche Glasfaser doch noch für einen Ausbau in Grefrath und Oedt entscheidet — trotz des Verfehlens der 40-Prozent-Marke.

Dies ist nach Angaben der Bürgerinitiative durchaus möglich. Ein anderes Szenario sei zudem, dass die Deutsche Glasfaser die Ortsteile mit Blick auf den Ausbau „zerschneidet“. Laut Kappenhagen hat es in der Vergangenheit entsprechende Vorgehensweisen gegeben — zum Beispiel in Elmpt.

Heißt anhand eines hypothetischen Beispiels folgendes: Die Deutsche Glasfaser hat in einem Teil von Alt-Grefrath entsprechend gute Zahlen erreicht, während es auf anderen Straßen schlechter gelaufen ist. Nach einer genauen Analyse kann es durchaus dazukommen, dass die Glasfaser dann nur in Teilen von Grefrath — und eben nicht im kompletten Ortsteil — ausbaut. Um hypothetisch zu bleiben, könnte also die Stadionstraße ausgebaut werden, während die parallel verlaufende Grunewaldstraße aus digitaler Sicht langsam bleibt.

Über diese Möglichkeit und weitere Aspekte des Themas hätte die WZ am Montag auch gerne mit den Verantwortlichen der Deutschen Glasfaser gesprochen. Projektleiter Murat Durmaz verwies am Mittag im Gespräch mit der Redaktion aber nur darauf, dass noch bis Montagabend, 19 Uhr, Verträge abgeschlossen werden können. „Danach werden wir alles auswerten und in Kürze Zahlen veröffentlichen“, so Durmaz. Alle weiteren Anfragen gingen an die Pressesprecherin des Unternehmens, die aber „die ganze Woche“ im Urlaub sei.

Die Bürgerinitiative steht nach eigenen Angaben weiterhin in engem Kontakt mit der Deutschen Glasfaser. Ziel sei es, dass der Ausbau im Ortsteil Vinkrath so schnell wie möglich angegangen wird, so Kappenhagen. Hoffnung für die anderen Ortsteile setzen die Ehrenamtler in eine Idee, die über die Feiertage auf der Homepage der Initiative veröffentlicht werden soll. „Während der Bauphase in Vinkrath soll in den anderen Ortsteilen das Angebot aufrechterhalten werden, dass ein Vertrag ohne Baukosten abgeschlossen werden kann“, so Kappenhagen. Nach Angaben des Unternehmens bedeutet dies eine Ersparnis von 750 Euro. Diese müsste man für den Bau am eigenen Haus bezahlen, sollte man sich nach Abschluss des großen Bauprojektes im gesamten Ortsteil für einen Glasfaseranschluss entscheiden.

Weitere Marketing-Offensiven seitens der Deutschen Glasfaser wird es nach Angaben von Christian Kappenhaben aber in Grefrath vorerst nicht mehr geben. Das Unternehmen aus dem Kreis Borken sei derzeit am Niederrhein in vielen Regionen unterwegs. In Vorst startet die Nachfragebündelung am 15. November und geht bis 3. März. Ebenfalls akquiriert wird in einigen Teilen Nettetals sowie in Gebieten von Süchteln, Bracht, Brüggen und Waldniel.

glasfaser-grefrath.de deutsche-glasfaser.de