Wer zuerst kommt, mahlt zuerst Grefrather nehmen Rathaus-Teile mit

Grefrath · Vor der geplanten Rathaussanierung bietet die Gemeinde Grefrath die Aktion „Rathaus zum Mitnehmen“ an. Die ersten Bürgerinnen und Bürger kamen schon am Freitag, um Teile auszubauen und mitzunehmen. Am Samstag wird die Aktion fortgesetzt.

Am Freitag startete die Aktion „Rathaus zum Mitnehmen“. So mancher Bürger schleppte Möbel oder andere Ausstattungsgegenstände aus dem Rathaus. Alles durfte aber doch nicht abgebaut werden.

Foto: Norbert Prümen

Kurz vor 14 Uhr stehen die ersten Bürgerinnen und Bürger vor dem Eingang zum alten Grefrather Rathaus. Neugierig linsen sie durch die Glastür. Mit einem „Hallo, herzlich willkommen“ begrüßt Katrin Lichtenstein von der Stabsstelle Kommunale Projektplanung bei der Stadtverwaltung beim Aufschließen der Tür die Gäste: Unter dem Motto „Rathaus zum Mitnehmen“ hat die Verwaltung dazu aufgerufen, Dinge, die die Gemeinde nicht mehr braucht, auszubauen und mitzunehmen – bevor der Altbau des Rathauses saniert und die Anbauten abgerissen werden.

Interessiert werden die „Spielregeln“ gelesen, die im Eingangsbereich aushängen. Das Wichtigste ist das Prinzip: „Wer zuerst kommt, der mahlt zuerst!“ Das hat sich auch Helmut van Merwyk gedacht. Er gehört zu den ersten Besuchern. „Ich bin auf der Suche nach Aktenschränken und Lampen für meinen Hobbyraum und die Werkstatt“, sagt der Grefrather. Schon nach wenigen Metern wird er fündig. Allerdings ist es ein niedriger Tisch. Der sei prima, kommentiert er seinen Fund, packt ihn unter den Arm und trägt ihn zu seinem Auto, an das dem er eigens für Fundstücke heute einen Hänger befestigt hat.

Rote Schilder mit dem Aufdruck „Ich bleibe hier“, wie ihn  etwa der historische Heizkörper im ehemaligen Trauzimmer trägt, zeigen an, was nicht mitgenommen oder ausgebaut werden darf. Grüne Schilder mit dem Aufdruck „Kannst du mich gebrauchen? Dann nimm mich doch mit!“ oder „Mich kann man ausbauen“ zeigen an, was mitgenommen werden kann.

Grüne Schilder zeigen an, was mitgenommen werden kann. Dazu gehören auch die Pflanzen.

Foto: Norbert Prümen

Dinge, die man ausbauen muss oder die sehr groß sind, können mit Kreppband versehen werden, auf die man seinen Namen schreibt. Davon hat Theo Dohr Gebrauch gemacht. Ihm geht es um die Handtuchspender in den WCs. „Eigentlich könnte ich die auch direkt ausbauen, ich habe die Schraubendreher extra eingepackt“, sagt Dohr. Eine kurze Nachfrage bei dem dreiköpfigen Verwaltungsteam, das die Aktion begleitet: in Ordnung. Dohr beginnt mit der Demontage. Daheim will er sie in Gäste-WC und Garage anbringen.

Birgit Wonner, die mit ihrer Tochter Jana unterwegs ist, ist auf der Suche nach einem Aktenschrank. „Ich finde die Aktion sehr gut. Die Gemeinde spart die Entsorgung. Es wird nichts weggeworfen, was anderswo noch genutzt werden kann. Das ist nachhaltig“, sagt Wonner, die ihre Tour im Keller startet. Die alten massiven Holzschränke dort haben es ihr angetan. „Wunderschön, aber dafür haben wir keinen Platz“, bemerkt sie. Tochter Jana findet es auch schön, dass „man auf diesem Weg einmal durch ein historisches Bauwerk vom Keller bis zum Dach gehen kann“, wie die 16-Jährige bemerkt.

Auch Fabian gehört zu den jüngeren Besuchern. Er schiebt einen Bürostuhl in Richtung Ausgang vor sich her. „Der ist super und es passt hervorragend, weil mein Schreibtischstuhl gerade kaputt gegangen ist“, sagt der 16-Jährige. Für eine Kempener Seniorin ist der Besuch eine Reise in die Vergangenheit: „Ich habe 1968 hier geheiratet und wollte gerne noch einmal das Trauzimmer sehen. Ich komme gebürtig aus Grefrath. Mein Vater war hier auch jahrelang im Gemeinderat.“

Der Strom der Interessierten reißt nicht ab. Während die einen bereits fündig geworden sind und teilweise schon erste Schränke in Einzelteile für den Transport zerlegen, kommen andere neu dazu. Auf Fenster und Türen pappen Kreppbänder mit Namen, die anzeigen, dass diese Dinge schon einen neuen Besitzer gefunden haben und nur noch auf den Ausbau warten. Auch Nicola Kalinic hat ein Regal markiert, allerdings nicht für sich selbst, sondern für die Flüchtlingshilfe. „Wir wollen ein Spielzimmer einrichten, das Regal soll für Spielsachen genutzt werden“, sagt Kalinic.

Eine weitere Grefratherin ist ebenfalls fündig geworden. „In meinem Treibhaus sind Scheiben kaputt gegangen. Ich habe wirklich Glasflächen gefunden, die passen. Jetzt muss ich nur noch auf den Termin für den Ausbau warten“, sagt die Grefratherin, die gerade ihre Kontaktdaten hinterlässt. Der Termin wird aller Wahrscheinlichkeit nach Mitte bis Ende Januar erfolgen.