Erntedankfest im Niederrheinischen Freilichtmuseum Wie ein Bauernmarkt früher gewesen sein mag
Grefrath · Das Niederrheinische Freilichtmuseum in Grefrath hatte eingeladen, das Erntedankfest mit einem Gottesdienst zu feiern und anschließend auf dem Bauernmarkt die Angebote an den 38 Ständen zu entdecken. Wie es dort war.
Hühner, Honig, Sonnenblumen, Seifen, Bürsten, Gemüse, Kräuter, Käse, Kerzen, Gehäkeltes, Genähtes, Filzpuschen, Suppe, Würstchen, Kaffee, Kuchen – auf dem Gelände des Niederrheinischen Freilichtmuseums in Grefrath stehen am Sonntag nicht nur die historischen Häuser im Mittelpunkt. Anbieter aus der Gegend haben ihre hübschen Stände aufgebaut und bieten Vielfältiges feil.
So stellt man sich einen Bauernmarkt vor: Der Herbst hat begonnen, die Bauern fahren mit dem, was sie in der Saison produziert haben, auf den Markt und bieten den Besucherinnen und Besuchern ihre Erzeugnisse an. Daneben erwerben sie, was sie selbst im nächsten Jahr brauchen, wie Pferde, Rinder oder Hühner. Die Erwachsenen gucken und kaufen, die Kinder toben und jagen Hühner, alle stärken sich. So mag es früher gewesen sein. So war es aber auch am Sonntag im Grefrather Museum. Das Museum hatte eingeladen, das Erntedankfest mit einem Gottesdienst zu feiern und anschließend auf dem Bauernmarkt die Angebote an den 38 Ständen zu entdecken.
Die schöne Atmosphäre des Freilichtmuseums ist neben dem strahlenden Sonnenschein nicht ganz unschuldig an der guten Stimmung, die von Besucherinnen und Besuchern sowie Ausstellerinnen und Ausstellern immer wieder betont wird. „Schön hier“, kann man allerorten hören. Die Stände sind mit Abstand entlang des Hauptwegs verteilt, manche verstecken sich in den historischen Häusern wie der Kornbrennerei, der Schmiede oder im Innenhof der Dorenburg. An keiner Stelle hat der Besucher den Eindruck, von Stand zu Stand geschoben zu werden.
„Mit einem Käsemarkt hat alles angefangen“, erklärt Ursula Schürmanns, Mitarbeiterin des Museums und die Organisatorin des Bauernmarktes. Aus dem Käsemarkt habe sich in Zusammenarbeit mit dem Kreisbauernverband, der Landwirtschaftskammer, den Ortslandwirten und den Landfrauen das Erntedankfest mit Bauernmarkt entwickelt.
Wichtig ist Schürmanns, dass die Anbieter aus dem Kreis Viersen und den angrenzenden Kreisen stammen und dass das Angebot zum Bauernmarkt passt. Es muss schon ein kreatives Handwerk sein, aus dem die Produkte stammen. Ein Konzept, das seit vielen Jahren beim Publikum gut ankommt. Nach zwei Stunden sind allein an einem der drei Parkeingänge bereits mehr als 1000 Besucher gezählt worden.
Nicht weit vom Eingang präsentiert Familie Esper ihre Bürsten. Bürsten für Blumentöpfe, Steckdosen, Wanderschuhe, Nägel, den Garten, die Pilze – das Angebot ist riesig. Und das sei nur das kleine Programm, sagt Martina Esper aus Schwalmtal. Agnes Rolshoven ist schon fünfmal hier gewesen, vielleicht auch sechsmal. Unermüdlich bindet die gelernte Floristin ihre farbenfrohen Herbstkränze. Neben ihr steht Schwiegertochter Claudia, die Kerzenständer, außergewöhnliche Kerzen und kleine Deko-Artikel zu Hause im Selbstbedienungsbüdchen anbietet.
Heute verkauft sie live: „Ich schwätze so gerne mit den Menschen, hier lernt man nette Leute kennen“, sagt sie. Zum ersten Mal dabei ist Eva Nippel mit ihrer interaktiven Grünholzwerkstatt. Die achtjährige Rieke aus Willich plant, mit ihrer Hilfe einen Löffel aus einem Birkenstock zu machen. Gesägt hat sie („da tat mir die Hand weh“), gespalten auch („war gar nicht schwer“), nun geht es ans Schnitzen.
Der Drohnenobmann des Kreises Viersen, Markus Kaules, stellt die Rehkitzrettung vor, die „Rollende Waldschule“ präsentiert Präparate zum Anfassen. Und Markus Heimbach vom Rheinischen Rübenbauerverband bricht eine Lanze für die Zuckerrübe und ihre guten Eigenschaften als regionale Pflanze, die auf natürliche Weise CO2 bindet.
Der ökumenische Gottesdienst unter dem Motto „Lass jubeln Bäume und Felder“ wurde von der evangelischen Pfarrerin Barbara Schwahn, dem katholischen Pfarrer Johannes Quadflieg und dem Presbyter der evangelischen Kirchengemeinde Grefrath, Jens Ernesti, zelebriert.
Eindringlich mahnte Barbara Schwahn die Menschen, selbst Verantwortung dafür zu übernehmen, dass die Tier- und Pflanzenwelt nicht weiter ausgebeutet, dass die Schöpfung bewahrt wird. „Wir müssen darauf achten, dass unser Lebensstil den Klimawandel nicht befördert.“