Kirchen-Kabarett in Grefrath War Jesus eigentlich ein Kabarettist?

Grefrath · Auf Einladung der evangelischen Kirchengemeinde war Markus von Hagen zu Gast in der Versöhnungskirche in Oedt. Seine These: Jesus Christus war ein Kabarettist.

Markus von Hagen war in Oedt zu Gast.

Foto: Norbert Prümen

(tg) Jesus Christus war ein Kabarettist – mit dieser tollkühnen These tourt Markus von Hagen seit 15 Jahren durch die Lande. Am Dienstagabend war der gebürtige Franke auf Einla­dung der evangelischen Kirchenge­meinde Grefrath zu Gast in der Oed­ter Versöhnungskirche. Entspre­chend seiner Überzeugung, dass „Religion  ein viel zu wichtiges The­ma ist, um es im Kabarett den Athe­isten zu überlassen“, ermutigte der bekennende Katholik von Hagen sei­ne Zuhörer zu einem ungewohn­ten Blick auf ihren Glauben: Worum ging es Jesus wirklich? Was war er eigentlich für ein Mensch?

Der Grundgedanke des zweistündi­gen, frei vorgetragenen Programms: Jesus lässt sich – nicht nur, aber auch – als Kabarettist begreifen. Er sei, so von Hagen, schlagfertig und provozierend gewesen, habe verletzt und sich verletzlich gemacht und ein grundsätzliches Plädoyer für Menschlichkeit abgegeben. Er habe die Mangelhaftigkeit der Welt er­kannt und doch an sie geglaubt. Nie habe er Humor auf Kosten anderer ge­macht, sondern um beim Publi­kum einen Lerneffekt zu bewirken. Ziel seines Spotts seien nicht die Schwa­chen gewesen, sondern die, die sich für besonders fromm hiel­ten. Die Jünger, sein „Begleitperso­nal“, habe er sich gerade aufgrund ihrer Unzu­länglichkeit ausgesucht. Er habe „Events mit Tausenden in der Wüs­te“ ausgerichtet, sei aber auch „vor zwei oder drei Personen“ aufgetre­ten. Sein einziges Manko: fehlendes Organisationstalent. So hätten einmal nachträg­lich Brot und Fische fürs Publikum herbeigezau­bert wer­den müssen. Wie es besser geht, zeigte der Künst­ler, indem er in der Pause Selbstge­backenes ver­teilte.

Das Neue Testament geriet in von Hagens Blick zu einem nachträglich redigierten „Best-of-Textbook“, das die improvisierten Einlagen eines jü­dischen Wanderpre­digers zwangs­läufig nur ungenügend wiedergibt. Die spätere Erhebung des Christen­tums zur Staatsreligion stellte sich in dieser Sichtweise als Widersinn dar, da Je­sus wie alle gu­ten Kaba­rettisten stets sub­versiv den Mächtigen ge­genüber war. Über­haupt spricht laut von Hagen einiges dafür, dass Jesus ein ganz anderer Mensch war, als man es sich für ge­wöhnlich vorstellt: kein strenger As­ket, sondern ein Le­bemann, der gu­tes Es­sen und Trin­ken schätzte (sie­he Hochzeit zu Ka­naan) und Um­gang auch mit den zwielich­tigsten Frauen pflegte. Grund für von Ha­gen, auch zum lei­digen The­ma Kir­che und Se­xualität seinen Senf dazu­zugeben.

Von Hagen brillierte durch seinen klugen Witz und die kenntnis­reiche Bezugnahme auf vielfältige Gegen­stände aus Theologie und Geschich­te. Ein wohltuender Ansatz, der mehr jüngere Zuhörer ver­dient ge­habt hät­te. Aber wie sagte von Ha­gen, frei nach Mar­tin Buber: „Erfolg ist kei­ner der Na­men Got­tes.“

(tg)