Konflikt um Zustellung Ärger um gestohlenes Paket

Grefrath · Dem Grefrather Manfred Knoch wurde ein Paket mit seinen Scheren gestohlen – von der Post hörte er zum Thema Schadensersatz wochenlang nichts.

Manfred Knoch hat Probleme mit der DHL. Ein Paket im Wert von 1200 Euro ist gestohlen worden. Das DHL-Schreiben ist für ihn eher enttäuschend.

Foto: JA/Lübke, Kurt (kul)

Seit über zwanzig Jahren gilt Manfred Knoch als Fachmann für Scheren. Der mittlerweile 86-jährige Grefrather, der seine Wurzeln in Solingen hat und dort in einem Stahlwarenunternehmen 27 Jahre lang Fabrikationsleiter war, produziert seit dem Jahr 2000 selbstständig Stahlwaren unter dem Markenzeichen „MK Solingen“ und verschickt sie an Kunden. Bislang ging das alles ohne große Probleme, doch jetzt ist er mit einer Sachlage konfrontiert, die ihn richtig auf die Palme bringt.

Am 15. Februar ging ein Paket zu einem Kunden nach Wiesbaden - 48 hochwertige Nagelscheren und Nagelzangen für die Fußpflege mit einem Wert von immerhin 1194 Euro. „Das ist der Paketbotin aus dem Wagen heraus gestohlen worden.“ Die Postbeamtin hatte sofort bei der Wiesbadener Polizei Anzeige erstattet. „Die Frau hatte wohl nur so eine Handkarre und war davor in einem Einkaufsladen. Der Wagen stand ohne Aufsicht auf der Straße. Da war das Paket weg.“ Das Kaufhaus hatte eine Kamera, wo eine Person mit dem Paket unter dem Arm aufgezeichnet wurde, die verschwindet. „Die Post ist in dem Sinne wie ein Selbstbedienungsladen“, lautet Knochs klares Urteil dazu.

Worüber Knoch sich jetzt „wahnsinnig aufregt“, wie er sagt, ist Folgendes: Die DHL schickte ihm mit Datum 2. März eine Bitte um Rückmeldung mit vermisster Sendung. „Das Paket wird weiter vermisst. Um weiter nach der Sendung zu suche, brauchen wir ihre Unterstützung. Daher bitten wir Sie, bei Ihnen nach der Sendung zu forschen und ob es gegebenenfalls zu Ihnen zurückgesendet wurde“, heißt es in dem Schreiben. Dazu fällt dem Unternehmer nur eins ein: „Da fühle ich mich doch total verarscht.“

Er schickte die Antwort mit der Bemerkung, das Paket nicht zurückerhalten zu haben, postwendend zurück. „Das ist mittlerweile dreieinhalb Wochen her. Seitdem habe ich von der Post gar nichts gehört. Das ist ein Service hoch drei.“ Und die wichtigste Frage ist für ihn noch gar nicht beantwortet: „Was ist mit meinem Paket?“

Knoch glaubt nicht, dass das ein Einzelfall ist

Dass so eine Geschichte kein Einzelfall ist, davon ist er mittlerweile auch ziemlich überzeugt. „Vor Wochen bekam ich mal ein Paket in Höhe von 4000 Euro. Das stand acht Stunden vor der Haustür.“ Acht geschlagene Stunden. „Die Briefträger tun mir leid“, fühlt er mit. Die könnten für ihren Stress nichts. Trösten tut ihn das nicht. „Ich habe von Bekannten gehört, dass die Post oft vor die Haustür gestellt wird. Und in Solingen hat mir meine Enkeltochter berichtet, dass man die Post im Kindergarten über den Zaun geworfen hat.“

Es könne ja immer mal was passieren, will er eigentlich aus der Situation nichts Dramatisches machen. „Aber da sind die Grenzen des Kunden-Service, das ist voll daneben. Das ist eine Katastrofe. denn das ist ja mein Geld. Und die Post reagiert da überhaupt nicht drauf.“

Dazu kommt, dass das Paket faktisch nicht versichert war. Die Post haftet nur für Sachgegenstände, die maximal einen Wert von 500 Euro haben. Gehen diese verloren oder werden beschädigt, haftet die Deutsche Post bis zu diesem Limit. Darüber hinaus nicht.

Aus seiner Sicht interessiert ihn jetzt auch die Rechtslage. „Der Post in Grefrath habe ich das erzählt. Die sagten mir dort: Sie kriegen, wenn es hochkommt, 500 Euro zurück, mehr nicht, weil sie nicht versichert waren.“ Aber akzeptieren will er das nicht. „Ich denke, die Post hat die Sorgfalt mir gegenüber nicht eingehalten. Da bin ich der Auffassung, dass sich die Post da selbst versichern muss gegen Diebstahl. Ich kann ja nicht für die Post meine Ware versichern.“

Auf Anfrage der WZ reagierte schließlich die Post mit einem Schreiben an Knoch am Dienstag dieser Woche: „“Wir haben die abschließende Bearbeitung des genannten Schadensfalles übernommen“, heißt es da. „Die oben genannte Sendung ist leider in Verlust geraten. In diesem Zusammenhang ist am 16.2. Strafanzeige bei der Polizeidirektion Wiesbaden erstattet worden. Wir werden zur gegebenen Zeit Akteneinsicht beantragen.“

Und weiter heißt es: „Eine Transportversicherung ist nicht eingedeckt worden. Wir erstatten deshalb den Haftungs-Höchstbetrag von 500 Euro. Die Zahlung steht unter dem Vorbehalt einer späteren Nachprüfung. Bis zur Gutschrift können noch mal zehn Tage vergehen.“

Die Post besteht auf einer Transportversicherung

Ein DHL-Sprecher nahm gegenüber der WZ zu dem Vorgang Stellung: „Gemäß den Allgemeinen Geschäftsbedingungen haftet DHL bei Verlust oder Beschädigung von Paketen grundsätzlich mit einem Wert bis zu 500 Euro. Für Pakete mit wertvolleren Inhalten kann eine zusätzliche Transportversicherung abgeschlossen werden. So kann sichergestellt werden, dass Pakete auch oberhalb der Haftungsgrenze von 500 Euro für den gesamten Transportweg gegen Verlust und Beschädigung abgesichert sind – durch eine Transportversicherung bis 2.500 beziehungsweise bis 25.000 Euro.“ In dem Fall des von Grefrath nach Wiesbaden versandten Pakets sei aktuell die Bearbeitung der Schadensmeldung, „die sich bedauerlicherweise verzögert hatte“, abgeschlossen worden. An den Absender des Paketes werde eine Überweisung in Höhe von 500 Euro erfolgen.

Zu der Situation, bei dem ein Paket mehrere Stunden lang unbeaufsichtigt vor einer Haustür gestanden haben soll, könne man ohne konkrete Sendungsdaten keine Angaben machen. „Grundsätzlich würde ein solches Vorgehen nicht unserer geübten Praxis für die Paketzustellung entsprechen – es sei denn, ein Kunde hätte als gewünschten Ablageort einen wettergeschützten und nicht einsehbaren Platz auf seinem Grundstück angegeben.“ Was die generelle Qualität der DHL-Lieferungen angeht, habe „erst im vergangenen Herbst auch die Bundesnetzagentur von einer hohen Qualität bei der Paketzustellung gesprochen.“ Und die Deutsche Post DHL Group sei von der Stiftung Warentest als bester Paketdienstleister gekürt worden ist – „und dies bei im Schnitt rund 6,2 Millionen Paketsendungen in der werktäglichen Zustellung.“

Knoch will die Sache damit aber nicht auf sich beruhen lassen. „Da geht es ums Geld und die Rechtsfrage. Für mich ist die Angelegenheit so nicht zu Ende.“ Denn nach wie vor sieht er nicht ein, warum das Risiko eines Verlustes bei ihm liegen soll. „Es war doch sicher in Händen der Deutschen Post. Dafür muss doch die Post zuständig sein.“ Er denkt jetzt darüber nach, einen Anwalt zu konsultieren.