Kritik Unterkunft für Obdachlose in Kempen: „Die Frauendusche ist ein schimmeliges Loch“
Kempen · Die Unterbringung von Wohnungslosen an der Kleinbahnstraße treibt die Sozialdemokraten um.
(biro) An der Unterbringung von Obdachlosen in der städtischen Unterkunft an der Kleinbahnstraße in Kempen übt die SPD scharfe Kritik. Im Ausschuss für Ordnung und Rettungswesen im Februar hatte der Beigeordnete Jörg Geulmann Alarm geschlagen. Denn die Unterkunft ist überbelegt. Händeringend sucht die Stadt ein Haus, in dem Wohnungslose zumindest vorübergehend untergebracht werden können, bis sie eine eigene Wohnung gefunden haben. Doch Versuche der Stadt, auf dem Immobilienmarkt ein Haus zu finden, waren Geulmann zufolge bislang erfolglos. Schon im Ausschuss gab es Kritik von der SPD: Die Politik habe seit Jahren ihre „Hausaufgaben“ nicht gemacht und rechtzeitig für preiswerten Wohnraum gesorgt.
Angelika Hartmann von der Kempener SPD habe sich vor Ort ein Bild gemacht, teilte die SPD nun mit. Die Sozialdemokraten sprechen von unhaltbaren Zuständen; die hinzunehmenden Einschränkungen der Obdachlosen endeten bei einer „nicht mehr menschenwürdigen Unterbringung“. Kritik übt Hartmann an der Stadt, die in der Wärmestube möglichst viele Menschen unterbringen wolle. Die Einrichtung habe ursprünglich sieben Zimmer mit 13 Betten, so Hartmann: „Wenn ich gemäß der Pläne von Ordnungsdezernent Geulmann hochrechne, ist man dort am Ende offensichtlich bei der doppelten Bettenzahl.“
Die Stadt habe sich auf den Weg gemacht, die Bettenzahl drastisch hochzusetzen, darüber habe Geulmann im Ausschuss berichtet. Für die gesamte Einrichtung wolle die Stadt Doppelstockbetten anschaffen, sodass künftig drei oder vier Betten in bisherigen Zwei-Bett-Zimmern aufgestellt werden könnten. Im Keller habe die Stadt bereits ein Klappbett platziert – dort hätten die Obdachlosen bislang ihre Wäsche getrocknet. „Diese Möglichkeit fällt nun weg, und eine geplante Herrendusche ist noch nicht in Sicht“, teilte die SPD weiter mit. Kritik üben die Sozialdemokraten auch an zu kleinen Gemeinschaftsräumen, und „die Frauendusche im Keller ist ein schimmeliges Loch“, so Hartmann. Mindestrichtlinien im Brandschutz, im Infektionsschutz sowie in einer angemessenen Fachbetreuung sieht die Geschäftsführerin des SPD-Ortsvereins Kempen nicht erfüllt. Alternativen gäbe es aus Sicht der Sozialdemokratin, „auch ohne dass die Stadt auf dem überhitzten Immobilienmarkt tätig werden oder teuer Hotelzimmer anmieten muss. Hat die Stadt überhaupt Alternativen geprüft?“ Dass die Stadt jetzt überhaupt beim Thema Obdachlose „in einen derartigen Engpass geschliddert“ sei, verwundere nicht: „Hätte die Stadt frühzeitig mehr sozialen Wohnungsraum geschaffen, statt nur für Reiche zu bauen, beziehungsweise bauen zu lassen, gäbe es sicherlich Alternativen.“