Schock für Kempen Griesson-de Beukelaer verlässt Kempen

Kempen · Diese Nachricht ist ein herber Schlag für Kempen: Das Unternehmen, bekannt durch die Prinzenrolle, verlagert Produktion und 270 Arbeitsplätze nach Thüringen.

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Um 14.33 Uhr hat die WZ-Redaktion eine E-Mail des Unternehmens Griesson-de Beukelaer (GdB) erreicht, das bisher wie kein zweites mit dem Standort Kempen verbunden war. Der Inhalt ist wie ein Paukenschlag: „Produktion und Arbeitsplätze werden von Kempen schrittweise nach Kahla in Thüringen verlagert“. Der Doppelkeks, die Prinzenrolle, die zu St. Martin noch in jeder Bloese war, soll künftig in Kahla, dem mittlerweile größten Produktionsstandort des Familienunternehmens, gebacken werden.

Ein herber Schlag ist der angekündigte Komplett-Abzug für Kempen. 2017 erwirtschafte Griesson-de Beukelaer laut eigenen Angaben insgeamt mit 2100 Beschäftigten einen Umsatz in Höhe von 501 Millionen Euro.

Die Betriebsräte und die 270 betroffenen Mitarbeiter in Kempen sind am Freitag informiert worden. Ob ihnen die Aussage des GdB-Gesellschafters Andreas Land ein Trost war? Er wird in der Mitteilung zitiert: „Wir wissen, dass dieser Schritt eine Zäsur für Kempen bedeutet. Allen Mitarbeitern am Standort Kempen werden wir die Möglichkeit bieten, zu gleichen wirtschaftlichen Konditionen in Kahla und an anderen Standorten weiterbeschäftigt zu werden. Und wir wollen zusammen mit der Arbeitnehmervertretung einen fairen Sozialplan sowie ein Freiwilligenprogramm für diejenigen Mitarbeiter erarbeiten, die die Weiterbeschäftigungsmöglichkeiten nicht nutzen können oder wollen.“

Grund für die komplette Verlagerung, die bis Ende 2020 abgeschlossen sein soll, seien „notwendige Investitionen in neue, flexible und effizientere Produktionslinien sowie in weitere Logistikkapazitäten. Modernisierungsinvestitionen in dem geplanten großen Umfang sind aufgrund der baulichen und technischen Einschränkungen in Kempen nicht nachhaltig wirtschaftlich realisierbar, zumal der Platz für zusätzliche benötigte Palettenstellplätze fehlt.“ Aus diesem Grund habe sich GdB nach umfassender Prüfung aller Standorte zu dieser weitreichenden Maßnahmenplanung entschieden.

Die in Kempen wegfallenden Produktionskapazitäten sollen in Kahla, dem Soft Cake-Produktions-Standort, neu geschaffen werden. Neu ist das Terrain für das Unternehmen nicht. Vor 25 Jahren startete de Beukelaer mit der Produktion von Gebäck für den deutschen und europäischen Markt. In der Pressemitteilung wird betont, dass Kahla „mittlerweile zu den modernsten Keksfabriken Europas“ zählt und „über ausreichende Erweiterungsmöglichkeiten verfüge“.

Mittlerweile beschäftigt GdB in Kahla 435 Mitarbeiter. de Beukelaer rechnet damit, dass ab Herbst 2019 sukzessiv die Produktion nach Kahla verlagert werden kann. Bis Ende 2020 soll die Verlegung aus dem Werk Kempen vollständig abgeschlossen sein. Ein Verbleib des Fabrikverkaufs in Kempen wird derzeit geprüft.

Kahla, Luftlinie 366 Kilometer und Fahrtstrecke 489 Kilometer weit entfernt, nennt sich „die Porzellanstadt am Fuße der Leuchtenburg und Geburtsstadt Johann Walters, „Urkantor" der evangelischen Kirche“. Die Stadt wirbt mit ihrer über 1000-jährige Geschichte. Sie hat eine historische Altstadt mit einer nahezu vollständig erhaltenen und sanierten Stadtmauer.