„Aus unserer Sicht wird der Verein nicht ordnungsgemäß geführt“, sagt Peter Gorgon stellvertretend für etwa 20 Mitglieder, die sich gegen den Vorstand auflehnen.

Ein Kritikpunkt ist, dass es in der fünfjährigen Amtszeit von Wefers erst eine Mitgliederversammlung gegeben habe — am 26. August 2011. „Turnusmäßig muss der Vorstand laut Satzung jährlich zu einer Mitgliederversammlung einladen. Hinzu kommt, dass zu der Sitzung am 26. August 2011 die meisten Mitglieder nicht eingeladen worden sind“, erklärt Heinz Schmidt, der früher Kassierer des Vereins war.

Von daher sei diese Versammlung ungültig. Von mehreren Mitgliedern gebe es schriftliche Bestätigungen, dass sie nicht zu dieser Versammlung eingeladen worden seien. Drei davon liegen der WZ vor.

„Erst am 15. Mai 2013 wurden wir von Herrn Wefers über die Versammlung vom 26. August 2011 und deren Ergebnisse informiert“, so Heinz Schmidt. Das Protokoll, das der WZ ebenfalls vorliegt, besagt, dass sechs Mitglieder anwesend waren. Zu diesen Sechs gehörten laut Protokoll Karl-Josef Wefers, seine Frau Ursula und Sohn Konstantin.

Zudem soll Boxer Meikel Gomann zum Versammlungsleiter gewählt worden sein. Mike Spitz sei zum Protokollführer gewählt worden. „Ein Mike Spitz ist uns nicht bekannt“, erklärt Heinz Schmidt. Es habe lediglich „mal einen Mark Spitz im Verein gegeben“. Unterzeichnet ist das Protokoll jedenfalls mit dem Namen „Mike Spitz“.

Die Vorstandswahl wird im Protokoll folgendermaßen zusammengefasst — Wortlaut: „Top 3: Der Versammlungsleiter fragte KJ Wefers und Ursula Wefers, ob sie im Falle einer Wahl die Wahl annehmen würden. Beide bejahten das. Beide Bewerber wurden einstimmig als 1. Vorsitzender und als Geschäftsführerin bestätigt.“

Bereits unter „Top 2“ wurde folgendes protokolliert — Wortlaut: „Der 1. Vorsitzende kündigte die Bestätigung des 1. Vorsitzenden und der Geschäftsführerin an durch die Mitgliederversammlung an“. Ein nach deutschem Vereinsrecht eher unübliches Vorgehen.

Unter „Top 4“ wird aufgeführt, dass der bisherige 2. Vorsitzende Heiko Müller sein Amt zur Verfügung gestellt habe. Als Nachfolger sei Konstantin Wefers gewählt worden.

Im Zuge der fehlenden Versammlungen werfen Gorgon, Schmidt und ihre Mitstreiter dem Vorsitzenden vor, „dass es seit 2008 keine Kassenprüfung gegeben hat“. Gorgon: „Deshalb stellen wir uns die Frage, wie die Vereinseinnahmen verwendet worden sind.“

Pikant sei, dass der BC seit vielen Jahren öffentliche Fördermittel bekommt. Weil im Club viele Boxer aus unterschiedlichsten Nationen aktiv sind, bekam der Verein von 2008 bis 2010 einen jährlichen Integrationszuschuss über 4000 Euro von der Stadt Kempen. 2011 gab es erneut 4000 Euro und 2012 noch einmal 3000 Euro.

Wefers erklärt in einem offenen Brief an die Mitglieder, der der WZ vorliegt, dass es allein in 2013 Fördermittel des Landessportbundes (LSB) in Höhe von 5400 Euro sowie einen Zuschuss von 1000 Euro von der Sparkasse Krefeld gegeben habe. „Wir haben derzeit keine Ahnung, was mit diesem Geld passiert ist“, so Peter Gorgon.

Inzwischen hat Gorgon das Amtsgericht Krefeld eingeschaltet (siehe auch Artikel unten). „Herr Wefers hatte uns die Auskunft über die Mitgliederzahlen und die Herausgabe der Vereinssatzung verweigert“, so Gorgon. Die Satzung habe man nun vom Amtsgericht bekommen. Zudem sei der Vorsitzende vom Gericht aufgefordert worden, zu den Vorgängen Stellung zu nehmen.

Tim Buschfort, Sprecher des Amtsgerichts, bestätigte der WZ, dass eine Rechtspflegerin mit dem Fall betraut sei. Maßnahmen seien noch nicht ergriffen worden. „Die anstehende Jahreshauptversammlung am 31. August hat der Vorstand selbst einberufen — ohne Zwangsentscheidung des Gerichts“, so Buschfort.

Diese Versammlung wird mit Spannung erwartet. Auf der Tagesordnung stehen unter anderem die Punkte „Erklärung des 1. Vorsitzenden“ und „Rechenschaftsbericht des Vorstandes“ sowie die „Neuwahl eines geschäftsführenden Vorstandes“.

Gorgon und Schmidt hoffen, dass Wefers den Weg für einen Neuanfang frei macht: „Ansonsten wäre es schade um den Kempener Boxclub.“