Antrag der Kempener Grünen Grünflächen sollen im Mai nicht mehr gemäht werden

Kempen · Grünflächen auf Kempener Stadtgebiet sollen im Monat Mai nicht mehr gemäht werden. Das hat die Fraktion der Grünen jetzt beantragt. Damit sollen Artenvielfalt und Biodiversität gefördert werden.

Da haben auch die Vierbeiner ihren Spaß: Grünflächen sollen im Monat Mai nicht mehr gemäht werden. Das haben jetzt die Kempener Grünen beantragt.

Foto: dpa/Patrick Pleul

(ure) Die Stadt Kempen soll sich im kommenden Jahr der Aktion „Mähfreier Mai“ anschließen. Diesen Antrag hat jetzt die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen im Kempener Stadtrat gestellt. Im kommenden Umwelt- und Klimaausschuss soll der Antrag beraten werden.

Mähfreier Mai – das bedeutet, dass die Stadt Kempen im Mai auf das Mähen aller geeigneten Grünflächen im Monat Mai verzichtet. Damit würden Artenvielfalt und Biodiversität im Stadtgebiet gefördert, argumentieren die Grünen. Zudem sei die Teilnahme an dieser Initiative in der Öffentlichkeit wirksam und zeige der Bürgerschaft Nutzen und Vorteile des Mähverzichts im Mai auf.

Anfang Oktober hatten der Ortsverband der Grünen zum „Grünen Abend“ eingeladen. Dort hatte Martin Sorg vom Entomologischen Verein Krefeld zum Thema „Ausgesummt – das Verschwinden der Insekten“ referiert. Das Ergebnis seiner europaweit einzigartigen Langzeituntersuchung: In den vergangenen 27 Jahren habe die Gesamtbiomasse fliegender Insekten hier um mehr als 75 Prozent abgenommen, die Artenzahlen seien ebenfalls zurückgegangen. Die heimische Insektenvielfalt schwinde dramatisch, stellt nun die Fraktion der Grünen fest. Ein Grund dafür liege unter anderem darin, dass das Angebot an Nahrungsquellen wie Wildblumen immer weiter abnehme. Gerade im Mai, einem Monat, in dem das Nahrungsangebot für Insekten noch sehr dürftig sei, wüchsen auf den Wiesen viele Pflanzen und Wildkräuter, die den Insekten als wichtige Nahrungsquelle dienten.

„Vor diesem Hintergrund hat die britische Naturschutzorganisation Plantlife 2019 den Aufruf gestartet, im Mai den Rasenmäher stehen zu lassen und damit die Artenvielfalt und Biodiversität zu fördern“, führen die beiden Fraktionsvorsitzenden Joachim Straeten und Michaela Baldus an. Inzwischen beteiligten sich neben Gartenbesitzerinnen und -besitzern sowie Naturschutz- und Imkerverbänden im vergangenen Jahr erstmals auch die „Deutsche Gartenbau Gesellschaft 1822“ sowie immer mehr Städte und Kommunen an der Aktion.

Ziel der Aktion „Mähfreier Mai“ ist also, Insekten ausreichend Nahrungsquellen und Nistmöglichkeiten zu bieten, indem man Wildkräutern und Blumen die Chance gibt, sich zu vermehren. Hinzu komme, dass eine Mahd im zeitigen Frühjahr viele Insekten im Populationsaufbau stark beeinträchtige. „Wer früh mäht, ,überfährt‘ diese Tiere regelrecht und nimmt ihnen Nahrungs- und Lebensraum“, sind sich Baldus und Straeten einig. Kempen verfüge über Parks und Straßenbegleitgrün, die sich für den „Mähfreien Mai“ eignen. Aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht könnten ungeeignete Bereiche und Flächen wie Spielwiesen beispielsweise in Kitas und Schulen von der Aktion ausgenommen werden, so die Grünen.

(ure)