Kreis Viersen Gute Noten für Hygiene-Personal

Bei einer Studie zu 2059 Kliniken in Deutschland schnitten die Häuser in Kempen und St. Tönis gut ab. Diskutiert wird über das AKH in Viersen.

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Kreis Viersen. Bei einem Klinikaufenthalt erkranken? Klingt zunächst abwegig, ist aber keinesfalls unrealistisch — Stichwort Krankenhausinfektionen. Tausende Menschen sterben jedes Jahr an multiresistenten Keimen. Für Patienten, Krankenhäuser und Politik ist Hygiene daher ein wichtiges Thema. Um diese sicherzustellen, kommt es auch auf geschulte Mitarbeiter an. Die Rechercheplattform „Correctiv“ hat jetzt bei 2059 Krankenhäusern in Deutschland überprüft, ob genügend auf Hygiene spezialisiertes Personal im Einsatz ist. Dabei hat „Correctiv“ Qualitätsberichte aus dem Jahr 2014 analysiert und mit Personalempfehlungen des Robert-Koch-Instituts verglichen. Das Resultat für den Kreis Viersen ist erfreulich: Die Krankenhäuser erfüllen entsprechend der Auswertung fast alle Maßstäbe (genauer Katalog der Kriterien im Kasten).

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Mit dem Hospital zum Heiligen Geist in Kempen, der Alexianer Klinik in St. Tönis und dem Allgemeinen Krankenhaus Viersen (AKH) hat die WZ über die Ergebnisse gesprochen.

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Im Kempener Krankenhaus arbeiten laut Erhebung überdurchschnittlich viele Hygiene-Spezialisten. „Jede Fachabteilung hat einen hygienebeauftragten Arzt. Für jede Station und jeden Funktionsbereich gibt es mindestens eine hygienebeauftragte Pflegekraft“, sagt Esther Fernholz, Sprecherin des Hospital-Betreibers Artemed. Selbstverständlich gebe es auch einen übergeordneten Hygienebeauftragten und regelmäßige Sitzungen einer Fachkommission. Alle Mitarbeiter würden zum Thema geschult, die Einhaltung der Hygiene-Standards bei Begehungen der Stationen geprüft. „Fällt uns dabei im hygienerelevanten Verhalten etwas auf, das man noch verbessern kann, dann bitten wir die entsprechenden Mitarbeiter zu einer Nachschulung“, so Fernholz.

Die MRSA-Prävention, sprich die Vorsorge gegen Keime, sei überdurchschnittlich gut. Denn im Kempener Hospital sei ein Nasen-Rachen-Abstrich bei der Aufnahme eines Patienten Standard. Durch den Abstrich stellen die Mitarbeiter von Anfang an fest, welche Personen von MRSA betroffen sind. Maßnahmen wie eine isolierte Behandlung können getroffen werden.

Das Krankenhaus in St. Tönis erfüllt laut Correctiv-Recherche alle personellen Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts. Besonders hebt der ärztliche Direktor der Alexianer-Klinik, Hans-Jürgen von Giesen, den Hygienebeauftragten seines Hauses hervor: „Unser Beauftragter Roland Schulze-Röbbecke arbeitet auch am Institut für Hygiene der Uniklinik Düsseldorf.“ Mit ihm sei man immer auf dem neuesten Stand der Forschung. Zudem komme es auf die Sensibilisierung der Mitarbeiter an, sagt von Giesen.

Regelmäßig gebe es verpflichtende Fortbildungen, auch in entsprechenden Online-Aufbereitungen. So könnten alle Mitarbeiter unkompliziert geschult werden. Wichtig sei es, von Ärzten über Pflegekräfte bis hin zu Sozialarbeitern alle zu erreichen. „Von der Apotheke bekommen wir jedes Quartal Aufstellungen über den Verbrauch von Handdesinfektionsmitteln“, sagt von Giesen. So könne die Nutzung pro Kopf errechnet werden. Ziel sei es, diese durch Aufklärung kontinuierlich zu erhöhen. In der Chirurgie und der Reha gebe es außerdem ein Screening auf Problemkeime.

Das Allgemeine Krankenhaus (AKH) Viersen war das Einzige im Kreis, das laut Auswertung nicht alle Vorgaben erfüllt hat. Hygienebeauftragte Pflegekräfte für die einzelnen Stationen sollen 2014 gefehlt haben. Thomas Axer, Geschäftsführer des Hospitals, widerspricht. Das Zusammentragen der Informationen für die Qualitätsberichte der Krankenhäuser gestalte sich mitunter schwierig. Nicht alle Daten lägen auf Knopfdruck vor. Deshalb sei die Position „hygienebeauftragte Pflegekraft“ beim AKH nicht besetzt.

„Dies ist aber so nicht richtig“, beklagt Axer und ergänzt konkrete Zahlen: „2014 betrieb das AKH Viersen 14 Stationen. Jede dieser Stationen war seinerzeit mit einer verantwortlichen Pflegekraft ausgestattet.“ So habe sein Haus den Anforderungen des Robert-Koch-Instituts entsprochen. Dieser Standard existiere auch aktuell.

Nicht nur in der Personalplanung achte das AKH auf das Thema „Hygiene“, so Axer: „Wir nehmen am Projekt ,saubere Hände’ teil.“ In jedem Patientenzimmer seien entsprechend Desinfektionsspender angebracht worden. Zudem sei das Haus mit leicht und sicher zu reinigenden Oberflächen ausgestattet. „Weiterhin tagt unsere Hygienekommission regelmäßig und erarbeitet weitere Optimierungsvorschläge“, so Axer. Seit Anfang 2016 gebe es einen Kleiderautomaten, an dem sich alle Mitarbeiter im Bedarfsfall mehrfach täglich neue Kleidung besorgen könnten. Die Anzahl der Krankenhausinfektionen sei laut Monitoring am AKH sehr gering, teilt Axer mit.