Gutes fürs Ohr und „leuchtende Augen“
Die SPD hat zwei bekannte Grefrather ausgezeichnet: Buchhändler Karl Groß und Friseurmeisterin Ayse Berdibey.
Oedt. Der eine bietet Wohlklingendes für die Ohren, die andere sorgt für „leuchtende Augen“ — Buchhändler Karl Groß und Friseurmeisterin Ayse Berdibey sind am Freitagabend im Rahmen des SPD-Neujahrsempfangs für ihr Engagement ausgezeichnet worden. Die Albert-Mooren-Halle war gut gefüllt. Rund 200 Gäste aus Vereinen und Organisationen, Parteien und Verwaltung waren der Einladung der SPD gefolgt.
Karl Groß erhielt den Grefrather Kulturpreis 2018, weil er durch seine „Kultur am Montag“ und als Mitglied im Verein „KinG“ (Kultur in Grefrath) das kulturelle Leben in der Niersgemeinde bereichert.
Statt einer Laudatio bat SPD-Parteichef Roland Angenvoort den Preisträger selbst auf die Bühne, der unterhaltsam plauderte: über seine Anfänge als Buchhändler in Grefrath und den Anekdoten, die sich so ereignen, wenn man Konzerte veranstaltet. 1993 hatte er in einem kleineren Ladenlokal angefangen. Als sich der Umzug in ein größeres Geschäft mitten im Ort anbot, nutzte er die Chance. Auch wenn er schon während der Umbauarbeiten von einem „Ureinwohner“, der vorbeischaute, auf die Aussichtslosigkeit seines Ladens hingewiesen wurde, mit den Worten: „Hier liest keiner.“
In dem größeren Geschäft an der Hohe Straße konnte Karl Groß dann auch seinen Wunsch verwirklichen und Lesungen anbieten. Ein Kick sei dadurch gekommen, dass er den Grefrather Musiker Markus Türk kennengelernt habe. Durch diesen habe er auch seinen Weg in die Jazz-Musik gefunden und die Musik in seine Buchhandlung, die er zusammen mit seiner Partnerin Regina Ringpfeil führt.
Der nächste Termin für die Kultur am Montag steht schon fest. Am 12. März — zum Weltfrauentag — soll es in Zusammenarbeit mit der Gleichstellungsbeauftragten Barbara Behrendt eine Lesung geben.
Karl Groß machte aber auch deutlich, dass seine Kulturveranstaltungen auch Erlebnisse zur Kundenbindung seien. Wer die „Kultur am Montag“ möge, solle auch einmal in der Buchhandlung vorbeischauen.
Langen und lauten Applaus gab es für die zweite Preisträgerin des Abends. Der Maya-Schmitz-Peick-Preis für bürgerschaftliches Engagement 2018 ging an Ayse Berdibey. Zum dritten Mal hatte sie im vergangenen Jahr alleinstehende Senioren zum „Abend der leuchtenden Augen“ eingeladen. Sie hatte vor einigen Jahren die Idee, alleinstehenden älteren Menschen aus Grefrath den Heiligabend zu verschönern. Laudator Bernd Bedronka schilderte, dass die lebensfrohe Friseurmeisterin in vielen Bereichen engagiert sei — auch in der Werbegemeinschaft Grefrath Intakt. Wenn es anderen nicht gut gehe, gehe es ihr auch nicht gut. Daher habe die Muslimin mit türkischen Wurzeln die Idee zum Abend der leuchtenden Augen in die Tat umgesetzt, nachdem sie von einer Kundin gehört hatte, dass diese an Weihnachten allein sein würde.
Bedronka erinnerte auch an die Namensgeberin des Preises, die verstorbene Grefatherin Maya Schmitz-Peick, die angepackt habe, wenn sie Not gesehen habe und eine Frau der Tat gewesen sei. „Und das bist du auch“, so Bedronka zu Ayse Berdibey.
Die Preisträgerin dankte ihrer Familie und den vielen Helfern, ohne die der Abend nicht möglich wäre. Sie erinnerte daran, dass es auch in Grefrath so viele Menschen gebe, die bedürftig seien. Daher spendet sie ihr Preisgeld von 500 Euro auch an eine Grefrather Mutter und ihren Sohn, bei denen es am nötigsten fehlt.
Zuvor hatte SPD-Fraktionschef Jochen Monhof für den politischen Teil des Abends gesorgt und einen Rück- und Ausblick zur Kommunalpolitik gegeben. Aus Sicht der SPD sei das Haushaltsdefizit nicht so dramatisch, wie es der Kämmerer ausgerechnet hatte. Irgendwie fänden sich immer Wege, den Bürgern in die Tasche zu greifen, kritisierte Monhof. Umrechnen würde der Kämmerer die Kosten dafür gerne in „ein Glas Bier“. „Bei dem ganzen Bierverzicht geh ich davon aus, dass Grefrath trocken gelegt ist“, so Monhof. Die Rathaus-Sanierung, das Eissportzentrum und die Albert-Mooren-Halle, die Schaffung bezahlbaren Wohnraums und ein abgestimmtes Schulkonzept für den Kreis Viersen waren weitere Themen, die Monhof anschnitt.
Der Abend bot auch Musik. Markus Moors sorgte an der Gitarre für Untermalung und das Grefrather Jugendtheater unter der Leitung von Magdalena Bartkowiak begeisterte mit einem Medley aus dem Musical „Elisabeth“.