1444 erstmals erwähnt Die Altstadt wird zum großen Basar

Kempen · Seit mindestens 650 Jahren gibt es in Kempen große Märkte, auf denen alles angeboten wird, was man so braucht. Nützliches und Schönes gibt es auf dem Halbfastenmarkt, der schon im 15. Jahrhundert viele Besucher aus der Umgebung anzog.

Der Halbfastenmarkt zieht alljährlich viele Besucher nach Kempen.

Foto: Wolfgang Kaiser (woka)

(biro) Die Kempener Altstadt verwandelt sich am Dienstag, 22. März, in einen der größten Freiluftbasare am Niederrhein: Dann ist Halbfastenmarkt. Die großen Krammärkte haben in Kempen eine jahrhundertealte Tradition. Der Kölner Erzbischof Friedrich von Saarwerden, der Erbauer der Kempener Burg, legte vor 650 Jahren im Jahr 1372 die Grundlage dafür, als er den Kempenern einen Markt zugestand und den Besuchern versicherte, dass er ihnen drei Tage vor und nach dem Markttermin am Fest des heiligen Apostels Jakob, das ist am 25. Juli, seinen Schutz gewähren würde.

Denn Händler und Marktbesucher waren in der damaligen Zeit nicht sicher vor Räubern und Auseinandersetzungen. So versicherte Friedrich, „dass alle Menschen beiderlei Geschlechts, die mit ihren Gütern oder Waren, welcher Art sie auch immer sind, den genannten Markt besuchen, Frieden und Sicherheit haben, wenn sie dorthin kommen, dort drei Tage lang bleiben und von dort frei fortgehen sollen ...“, wie Friedhelm Weinforth im Kapitel „Mühlen und Märkte“ der Kempener Stadtgeschichte ausführt. Insgesamt gab es früher sechs solcher großen Märkte in Kempen, zu denen die Menschen von überall her aus der Umgebung herbeiströmten, darunter auch zum Markt am Dienstag vor Halbfasten, den der Kölner Kurfürst Dietrich von Moers den Kempenern 1444 bewilligte.

Was die Menschen damals in Kempen kauften, darüber kann Weinforth nur Vermutungen anstellen. Der Tuchhandel spielte damals eine gewisse Rolle, so dass Händler in Kempen wohl auch Tuche feilboten. Außerdem wurden dort Weinforth zufolge sicherlich Güter des täglichen Gebrauchs, Geschirr, Metallwaren, aber auch Gewürze aus fremden Ländern und Luxusgüter wie besonders edle Stoffe und Schmuck angeboten.

Daran hat sich bis heute nichts geändert. Um die Sicherheit der Händler und Besucher kümmert sich nicht mehr der Erzbischof, sondern Polizei und Ordnungsamt, doch immer noch ziehen die großen Krammärkte – heute Hubertusmarkt und Halbfastenmarkt – auch viele Neugierige aus dem Umland in die Stadt, die an den Ständen stöbern wollen. Von 8 bis 19 Uhr bieten Händler am Dienstag allerhand Schönes und Nützliches an, dazu gibt es Köstlichkeiten, die zu einem solchen Markt einfach dazu gehören.

Der Markt erstreckt sich über Buttermarkt, Engerstraße, Burgstraße, Peterstraße, Ellenstraße, Studentenacker, Judenstraße und Kuhstraße. Wie die Stadt mitteilte, gibt es viel zu entdecken. Viele Händler besuchen die Kempener Krammärkte bereits seit vielen Jahren, andere sind in diesem Jahr zum ersten Mal dabei. So kehren beispielsweise die Firmen Backhausen mit Möbelpflege und Dekoartikeln und Gewürze Dümeland zurück an die Ellenstraße an ihre angestammten Plätze. Uwe Hübener ist mit einem großen Angebot an Kinderbüchern an der Kuhstraße, dort können Besucher auch Monschauer Senf, Imkerhonig, Trockenfrüchte, Stahlwaren, Socken und einiges mehr kaufen. Ein Blick durchs Kuhtor lohnt sich: Dort befinden sich der Stand der Firma Roß mit Wachstischtüchern und Familie Krutak mit einem Lederwaren-Angebot. Freuen dürften sich die Kempener auch über die Firma Tönis aus Herten, die mit ihrer Edelfischräucherei wieder zurück an der Burgstraße ist.

Carsten Schildmacher, der sonst weiter oben am Kulturforum steht, zieht etwas stadteinwärts in die Fußgängerzone an der Burgstraße. Auch der Tupper-Stand wird von dort umquartiert und findet sich, wie schon beim Hubertusmarkt, auf dem Buttermarkt. Das Leggings-Paradies ist an der Judenstraße zu finden, weiter bietet Kirsten Geissel ausgefallene Hutmode an, an einem kunterbunten Stand werden Silikonbackformen und Küchenutensilien verkauft. An der Ecke zur Engerstraße steht wieder Gewürze Mannitz, an der Peterstraße sind etwa die Firma Lebek mit Gusspfannen und die Schmuckdesignerin Cornelia Fischer-Krause zu finden. Ein Stand mit Kunst und Deko-Artikeln, ein weiterer mit Tischwäsche und der große Bürstenstand von Bergweiler runden das Angebot an der Peterstraße ab. Daneben gibt es wie gewohnt Spezialstände für Wunderputztücher oder Gemüsehobel, außerdem für Gardinen, Kurzwaren oder Hüte. Und wer ein Hüngerchen verspürt, kann an verschiedenen Ständen Leckereien probieren. Auch Kempens Cafés und Restaurants sowie die Metzgerei Fander sind auf die Besucher des Halbfastenmarkts eingerichtet.