Handwerkermarkt: Tradition zum Anfassen
Unter neuem Veranstalter lockten 65 Stände in die Altstadt.
Kempen. Rosen- und Lavendelduft fast wie in Südfrankreich, dazu Aromen von Melisse, Geranien und Honig — am Stand der „Seyfensiederin“ auf dem Buttermarkt ging keine Nase vorbei. Die rein pflanzlichen, mit Tonerde gefärbten Produkte der selbsternannten „Seifen-Lilli“ aus Köln waren eine vieler Möglichkeiten, beim Handwerkermarkt eine Kleinigkeit zu kaufen.
Optik, Angebot und Qualität stimmten — eine gelungene Premiere für Veranstaltungsleiter Christian Stronczyk. In nur drei Monaten Vorbereitungszeit hatte die Düsseldorfer Orion-Agentur den Handwerkermarkt mit 65 Ständen auf stabile Beine gestellt.
Traditionelle Handwerke führte die niederländische „Den Olden Tied“-Gruppe vor. Bildhauerin Jolanda Dolphijn führte die Steinraspel gekonnt über Alabaster oder Speckstein. Am Nachbarstand entstanden „corn dollies“, Ährengeflechte und -gebinde, die zu Erntedank an Tür oder Fenster hängen. „Wunderbar“ fand das Brigitte Loos, die auch gerne dem angekündigten Seilmacher zugeschaut hätte. Doch einige Handwerker waren nur einen Tag in Kempen zu Gast.
Als Brennholzlager sind die Weidenkörbe von Get Molenvend besonders beliebt, wie der Korbmacher aus Lichtenvoorde ausplauderte. Stockmacher Michael Geyer aus Lindewerra führte vor, wie aus geraden Edelkastanienstöcken wandertaugliche Exemplare werden: Wasserdampf macht das Holz weich, auf dass es in Form gebogen wird. Schirme und Stöcke entstehen so aus Buche, Eiche, Esche und Ahorn.
„Kennt ihr den Ententanz?“, wollte Brigitte Hövelmeyer von Miriam (2) und Judith (4) wissen. Die Drehorgelspielerin schuf auf der Kuhstraße mit ihrer walzenbetriebenen Göttinger „20er Harmonipan“ nostalgische Atmosphäre. Ihr schwarzes 19. Jahrhundert-Outfit machte den gediegenen Eindruck perfekt. „In siebter Generation unserer Familie musiziere ich auf diese Weise“, verriet sie auf Anfrage.
Scharf ging’s derweil beim Messergriffemacher zu: Arnold Küsters‘ bestellter „Skinner“ — ein Messer, das früher bevorzugt zum Häuten benutzt wurde — erhielt den letzten Schliff. „Ich war schon lange nicht mehr auf einem Kempener Markt. Es gefällt mir gut , viel besser als früher“, sagte der Oedter.
Wer’s hochprozentig mag, war bei Alfred Kanders und seinen 58 Honigweinsorten richtig. Allein die Fressbuden-Meile entlang des Rathauses war wenig festlich — aber das wird im kommenden Jahr mit mehr Planungszeit vorab bestimmt besser.