„Helau“ vom Wagen — einfach herrlich
Carmela Puzzo, die Gewinnerin des Prinzen-Rätsels der WZ, durfte auf dem Komiteewagen des KKV mitfahren. Das einmalige Erlebnis gefiel der Närrin.
Kempen. Ausgerechnet, als die Stimmung auf dem Komiteewagen des Kempener Karnevals Vereins (KKV) inmitten der Altstadt besonders jeck ist, passiert es. In der Kurve von der Engerstraße zum Buttermarkt kommt der Rosenmontagszug zum zwischenzeitlichen Stillstand. Auf dem Komiteewagen nutzen Carmela Puzzo und KKV-Mitglied Hanspeter Tauber die Gelegenheit zum Tanz: „Ein Stern, der Deinen Namen trägt. . .“. Echte Narren lassen sich die Stimmung auch durch eine halbstündige Stehpause nicht vermiesen.
Als es endlich weitergeht, verlangt die Meute mit lauten Helau-Rufen nach Süßem. „Hach, ist das herrlich!“, freut sich Carmela Puzzo, greift in die Kamelle-Wanne vor sich und wirft dem jecken Volk mit vollen Händen Bonbons, Müsliriegel und Kekse zu. Die 34-jährige Kempenerin mit italienischen Wurzeln ist die einzige Frau auf dem KKV-Komiteewagen.
Den Ehrenplatz vorne rechts hat die eingefleischte Karnevalistin beim WZ-Prinzenfrage-Rätsel gewonnen. Ihr Tipp, der neue Prinz wohne in Kempen, war goldrichtig. Bei der Auslosung unter allen Teilnehmern war ihr das Glück hold.
„Zur Welt gekommen bin ich an einem Karnevalsfreitag. Ich habe das Jeck-Sein sozusagen mit in die Wiege gelegt bekommen“, sagt Carmela Puzzo vor dem KKV-Wagen, gestern Morgen um 11.11 Uhr. Die KKV-Männer empfangen sie herzlich, bieten direkt ein Gläschen Sekt an. Bei der Zug-Aufstellung steht das Komitee an der Ecke Kleinbahn-/Siegfriedstraße. Positive Anspannung liegt in der Luft.
Einige Tage zuvor hatte Carmela Puzzo am Telefon gesagt, dass die Aufregung mit jedem Tag steige. „Das ist meine erste Mitfahrt auf einem Wagen“, erzählte sie. Und weiter: „2007 sind einige Freunde und ich als Gemüseauflauf mitgegangen. Ich war die Aubergine. Bei der Kostümprämierung haben wir den Sonderpreis abgeräumt.“ Auch Prinzenpaartochter Cathérine Kox, eine gute Freundin von Puzzo, war damals mit von der Partie.
Doch mit Blick auf den prächtigen Komiteewagen schwindet die Aufregung. 500 Meter roten, blauen und weißen Stoff haben die Wagenbauer mit 9000 Tackerstößen an dem zwölf Meter langen, 2,50 Meter breiten und 3,50 Meter hohen Gefährt angebracht. Besonders prächtig sehen die vier Blumengestecke an den Ecken aus. Ein Glücklicher, der da mitfahren darf.
Kurz vor 12 Uhr sind alle 18 Mitfahrer, darunter sechs Ex-Prinzen, an Bord. Mit der Wagennummer 88 dauert es lange, bis es losgeht. Alle Gruppen mit kleineren Startnummern ziehen vorbei, rufen Helau oder erweisen dem KKV mit einer Tanzeinlage die Ehre. Um 13.06 schmeißt Fahrer Michael Hoffmann aus Wachtendonk den Motor seines Traktors an. Auf geht’s!
„Ich könnte die ganze Zeit grinsen“, beschreibt Carmela Puzzo ihr Befinden. Sie macht Handyfotos und bekommt Getränke angeboten. „Ein Schnäpschen trinke ich gerne mit“, nimmt sie die Einladung ihres Wagennachbarn Hanspeter Tauber an.
Am Bahnhof säumen die ersten Narren den Zoch. Alle jubeln, rufen Helau, schunkeln oder lachen. Zum ersten Mal greifen alle auf dem KKV-Wagen vor sich in die Vollen — Kamelle! Immer wieder sieht Carmela Puzzo besonders schöne Kostüme am Straßenrand — da wirft es sich direkt leichter. Auch die vielen Kinder bekommen ihren Anteil. „Hach, ist das herrlich!“, ruft Puzzo, die sich noch lange nicht an dieses rauschartige Gefühl gewöhnen wird.
Mit Einzug in die Altstadt ab Ellenstraße wird die Wurf-Frequenz deutlich erhöht. Nachschub muss her, alle helfen beim Öffnen von weiteren Packungen. Was die Zaungäste nicht sehen: In der Mitte des Wagens stehen 120 Pappkartons, die den Stehplatz eng machen. Das ist auch gut so, denn die Kamelle dürfen nicht vorzeitig ausgehen. Die leeren Kartons liegen flachgetreten auf dem Boden des Wagens.
Der Blick in die Menge ist immer wieder atemberaubend. Die Narren haben sich sehr viel Mühe gegeben und sehen bezaubernd aus. „Das Mitfahren habe ich mir nicht so schön vorgestellt. Ab jetzt möchte ich immer mitfahren dürfen“, sagt Carmela Puzzo und lacht.
Dieses Gefühl, wenn alle feiern und das Adrenalin in den jecken Schädel schießt, hatte Hanspeter Tauber zu Beginn des Zugs als „einfach das Größte“ beschrieben. Dem pflichtet die Gewinnerin des WZ-Rätsels am Ende zu. Über ihre Erlebnisse tauscht sie sich bei der Abschluss-Fete noch lange aus. . .