Hoffnung in den Internet-Wüsten
Gleich zum Start des Förderverfahrens hat der Kreis Viersen einen Antrag zum Ausbau des Internets nach Berlin geschickt. Glasfaser-Tempo ist nun in Aussicht.
Kempen/Kreis Viersen. Am Mittwoch um 15.30 Uhr haben Andreas Coenen und Sebastian Cüsters gemeinsam den Enter-Knopf gedrückt. Der Landrat und der Breitbandkoordinator des Kreises Viersen vollzogen so symbolträchtig den letzten Schritt, um einen Förderantrag zum Ausbau des schnellen Internets in ländlichen Gebieten nach Berlin zu schicken. Somit ist eine weitere Etappe genommen worden, damit Internetwüsten wie Schmalbroich und Unterweiden in Kempen, Escheln in St. Hubert oder die Huverheide in Tönisvorst in absehbarer Zeit über mehr Tempo auf der Datenautobahn verfügen.
Mithilfe des Bundesprogramms wollen der Kreis Viersen und „seine“ neun Kommunen dafür sorgen, dass rund 4000 Adressen, die derzeit über 30 Mbit/s oder weniger verfügen, bald besser versorgt werden. Diese Zahl ist die Grenze in den Förderbedingungen. Zudem müssen die Kommunen in dem Antrag nachweisen, dass in den betroffenen Gebieten in den nächsten Jahren nicht mit einem privatwirtschaftlichen Ausbau zu rechnen ist. Diesen Nachweis hat der Kreis Viersen durch Markterkundungsverfahren erbracht, in denen einzelne Unternehmen ihre Pläne dargestellt haben. Um die sogenannten unterversorgten Gebiete ausbauen zu können, sollen laut Kreis 40 Millionen Euro investiert werden. Für die Kommunen im Kreis wird bislang von einem Eigenanteil von etwa drei Millionen Euro ausgegangen. Der Hauptteil wird also aus den Fördertöpfen des Bundes finanziert.
Mit der Antragstellung von Mittwoch steht das Großprojekt zwar immer noch am Anfang. Dafür dürfen die Bürger in den ländlichen Gebieten nach einem positiven Förderbescheid auf ein sehr schnelles Digitaltempo hoffen. Die Ausschreibungen für die Unternehmen werden mit entsprechenden Down- und Uploadzahlen versehen sein, bestätigt Kreis-Sprecher Markus Wöhrl der WZ. Und zwar nach Informationen der Redaktion mit solchen Zahlen, dass es auf einen Ausbau mit Glasfaser-Technik hinausläuft. Zum Vergleich: Mit der sogenannten Vectoring-Technik über Kupferkabel erreichen Konzerne wie die Deutsche Telekom 100 Mbit/s bzw. seit Mittwoch in Teilen auch 250 Mbit/s. Das Unternehmen Deutsche Glasfaser wirbt in seinen diversen Marketing-Offensiven — zum Beispiel in Grefrath, Vorst oder Willich — mit einem Tempo von bis zu 1000 Mbit/s. Allesamt Zahlen, die in den schon erwähnten Internet-Wüsten so etwas wie einen Quantensprung darstellen.
Nun müssen die betroffenen Bürger auf dem Land abwarten, bis die behördlichen Verfahren mit Blick auf den Förderantrag abgeschlossen sind. „In den nächsten Wochen wird parallel auch die Ausschreibung gestartet“, so Markus Wöhrl.
Der Kreis Viersen sieht sich für das Projekt gut vorbereitet. Daher habe man auch gleich am Mittwoch, als das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur den Antragsmechanismus freigeschaltet hat, die Unterlagen nach Berlin versenden können. Nach Angaben von Landrat Coenen gehört der Kreis Viersen zu den ersten Behörden, die diesen Antrag gestellt haben. Zu einer zeitlichen Abfolge der nächsten Schritte machte der Kreis Viersen auf Nachfrage keine Angaben. Dies liege nun in der Hand des zuständigen Ministeriums.
Im Rahmen des Projektes gehen die einzelnen Kommunen bei der Umsetzung in Vorleistung. Deshalb hat der Kreis Viersen die vorgesehene Investitionssumme von 40 Millionen Euro bereits in den Etat der Verwaltung eingestellt. Die Kosten erstattet das Ministerium dann nach eigenen Angaben nach dem jeweiligen Baufortschritt.
Der Kreis Viersen weist darauf hin, dass der geplante geförderte Ausbau in keiner Konkurrenz zu laufenden privatwirtschaftlichen Projekten steht. Fragen beantwortet Breitbandkoordinator Cüsters unter Tel. 02162/39 17 47.
kreis-viersen.de/breitband