Weltpremiere Holiday on Ice: Ein grandioses Spektakel auf Grefrather Eis

„Holiday on Ice“ feiert eine viel umjubelte Premiere. Zum ersten Mal gab’s eine komplette Story.

Foto: Kurt Lübke

Grefrath. Mehr Märchen, mehr Sport und dennoch eine komplette Show, eine Revue eben. Das war ein ziemlicher Spagat, den sich Regisseur Christopher Dean mit Holiday on Ice vorgenommen hatte. Und den er grandios bewältigte. In einem so nie dagewesenen Spektakel aus den Elementen Eislauf, Zirkus, Musik und Technik zauberte er mit 36 Aktiven eine Super-Show auf Grefrather Eis. Zu Recht wurde das Ensemble am Premieren-Abend stürmisch gefeiert.

Zum ersten Mal in der Geschichte der Revue wird mit „Believe“ durchgehend eine Geschichte erzählt: Romeo und Julia heißen Antonio und Clarissa, gespielt werden sie von Robin Johnstone und Andrew Buchanan. Da ist die Unterwelt, wo malocht wird, wo Funken sprühen und Stahl gekocht wird - die Welt von Antonio. Die Lichtprojektion auf die Bühnenrückwand wirkt echt, aus den Boxen dröhnt düsterer Sound. Ein wenig erscheint das Ganze wie von Pink Floyds The Wall inspiriert. Und es dauert nur Sekunden, da zaubern die Läufer Sprünge und Salti aufs Eis.

Grefrath: Holiday on Ice - Großartige Show mit Tanz, Gesang und Lichtshow
21 Bilder

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Auf der anderen Seite ist da die Welt von Clarissa: Glamour, Glanz, Schein. Auch hier dröhnt die Musik — Techno-Rhythmen. Der Kampf der Welten kann beginnen. Was im ersten Teil der Revue nicht so richtig rüberkommt. Man versteht die Auseinandersetzung als solche nicht wirklich. Das aber ist ganz egal, was die Läuferinnen und Läufer aufs „Parkett“ bringen, ist eine Reizüberflutung für alle Sinne. Und als die Musik poppiger wird, ist der Nervfaktor für manch ältere Besucherin weg oder zumindest deutlich reduziert.

Als erstmals von Julius mit Partnerin Julia (Jodeyne Higgins und Sean Rice) aufs Eis kommen, hat das Publikum Betriebstemperatur erreicht, der Applaus wirkt erstmals fast euphorisch. „Follow the heat“ heißt es: Flammen schlagen aus dem Boden, auf der Fläche ist jede Menge Rasanz im Spiel. Heiß wird es auch von Seiten der Hauptdarsteller: Am Ende des ersten Teils stehen sie sich erstmals Nase an Nase gegenüber. Soll das Liebe werden? Die Lichtshow, die zwischenzeitlich zu sehen ist und an „Robocop“ erinnert, verzaubert. Effekte, die so perfekt ausgesteuert sind, wären noch vor zehn Jahren sicher nicht möglich gewesen. Das Publikum ist „hin und weg“.

Break und neuer Anlauf: Jetzt ist die Welt komplett aus den Fugen, Zeit für den Kampf und den Versuch, sie wieder zusammenzusetzen. Die Show nimmt nochmals an Fahrt auf. Die Erklärungen von Erzählerin Sylvie Meis (früher: van der Vaart) helfen sehr beim Verständnis, auch wenn niemand die persönliche Abwesenheit des Show-Stars vermisst. Immer besser zur Geltung kommen die Live gesungenen Parts von Nica und Joe (Veronika Belyavskaya und Joseph Guyton), die den Musical-Charakter von „Believe“ betonen. Unterdessen wird Clarissa ausgestoßen, Zeit ihr „Feuer unterm Arsch“ zu machen: „Like a volcano“. Und Zeit auch für den großen Schubidu. Das Ganze ist ja eine moderne Romeo-und-Julia-Inszenierung. Das heißt: Sie soll doch gut ausgehen. Die Erlösung naht. In Gestalt des Musikstücks, durch das Regisseur Christopher Dean mit seiner früheren Eistanz-Partnerin Jane Torvill unsterblich wurde: Ravels Bolero. Die beiden Protagonisten schweben über die Fläche, schmachten sich an Tüchern hängend an.

Noch ist es aber nicht zu Ende: Zuvor tanzt Anna Madorsky an der Stange, hinter einem sich ständig ändernden Vorhang aus Wasser. Das an sich wäre schon richtig schön, nur schön. Aber die Figuren, die die junge Frau an der Stange zustande bringt, sind kraftvoll und atemberaubend. Und für den Laien sowieso weder vorstell- noch nachvollziehbar. Nein, es ist noch nicht vorbei. Auf dem Eis ist alles gerichtet für das „grande Finale“. Nach 2:15 Stunden ist „Believe“ zu Ende. Das Publikum hält nichts mehr auf den Sitzen, zumal die Akteure in den vorderen Reihen unterwegs sind, um abzuklatschen. So kann man rausgehen in die kalte Nacht.