Offene Planungswerkstatt In der Burg rauchen die Köpfe
Etliche Kempener ließen sich die Chance nicht entgehen, ihre Ideen zur Zukunft des Denkmals einzubringen.
Kempen. Werner Beckers bezeichnet sich selbst als „Kempsche Jong“. Als solcher lässt es sich der ehemalige Mitarbeiter des Kramermuseums nicht nehmen, zur ersten Runde der Offenen Planungswerkstatt zur Zukunft der Burg zu kommen. Im Gepäck hat er radikale Ideen. „Ich bin dafür, nur die Außenmauern stehen zu lassen und den Rest völlig zu entkernen“, lässt er gegenüber den Studenten wissen, die sich in den Räumen der Burg mit den Bürgern zusammensetzen.
Das Angebot von Stadt, Kreis und der RWTH Aachen zu einer Offenen Werkstatt wird gut angenommen: In mehreren Räumen von Kreisarchiv und VHS ist ein stetiges Kommen und Gehen. Erste Denkanstöße hatten die Studenten zuvor schon bei einer Tour auf grünen Niederrhein-Fahrrädernquer durch Kempen mit auf den Weg bekommen.
„Wir wurden von Bürgern angesprochen, die sich wünschen, dass die Nutzung der Burg mehr in die Öffentlichkeit rückt“, berichtet Architektur-Studentin Julia Matzke. Michel Poiré, der Städtebau in Köln studiert, freut sich über solche direkten Reaktionen. „So etwas gibt es im Studium nicht. Wir arbeiten ja sonst sehr fiktiv.“ Von Kempen sind beide ganz begeistert. „Es gefällt mir super hier“, bekennt Julia.
Am Nachbartisch rauchen derweil die Köpfe: Die Studenten Felix Kutzera (Dortmund), Laura Pierotti (Aachen) und Anika Holzbach (Köln) machen sich ihre eigenen Gedanken zur künftigen Nutzung der Burg. „Zu uns sind noch keine Bürger gekommen“, bedauern sie.
Werner Beckers diskutiert derweil im Nebenzimmer mit Studentin Marija Potpara von der RWTH Aachen und der Kempenerin Elivra Nolte. „Ein Nobel-Hotel brauchen wir hier nicht“, sind sich die beiden Thomasstädter einig. Schon jetzt seien die Kempener Hotels nicht ausgelastet — was sich die Studentin gleich auf einer farbigen Karte notiert. In Sorge sind die beiden Kempener auch, dass der Graben der kurkölnischen Landesburg durch einen Umbau in Mitleidenschaft gezogen werden könnte.
„Mein heißgeliebter Vorschlag wäre Gastronomie“, sagt Nolte. Vor allem das Erdgeschoss mit seiner schönen Eingangshalle und dem Treppenhaus biete dafür beste Voraussetzungen. Dass so etwas funktioniere, könne man an der Burg Ingenhoven in Lobberich sehen. Auch für Veranstaltungsäle sei in der Kempener Burg Platz genug.
Werner Beckers ist von dem Vorschlag aus der WZ-Redaktion ganz angetan, die Burg zu einer Jugendherberge zu machen. Er räumt aber ein: Eine neue Nutzung für das riesige Gebäude zu finden, sei schwierig. Von Kreisdirektor Andreas Coenen, der ebenfalls vorbeischaut, erfährt Beckers: Große Teile des Innenausbaus könnten komplett entfernt werden.
„Man könnte hier etwas für Jugendliche machen“, sagt Bernd Badura. Zum Beispiel Proberäume im Keller einrichten. Auch für Ausstellungen und Konzerte hält er die Burg sehr geeignet.
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