In Frodos Rolle schlüpfen
Spannende Lesenacht in der Stadtbibliothek.
Kempen. Einmal in die Rolle von Frodo schlüpfen, einen Umhang umlegen und eine Figur aus Mittelerde darstellen — das und noch viel mehr machten zwölf Jugendliche im Alter von elf bis 17 Jahren bei der ersten Lesenacht für Jugendliche in der Stadtbibliothek. Thema: „Herr der Ringe“. Die Idee dazu hatte Bibliotheksleiterin Ursula Wiltsch: „Bislang gab es das Angebot nur für Kinder. Jetzt probieren wir mal was Neues aus.“
Diese neue Idee kam an: In Spielszenen, von einem Hörspiel begleitet, erlebten die Teilnehmer Tolkiens Auenland und die Geschichte von Frodo und seinen Gefährten während des Ringkrieges hautnah und spielten ihre Rollen überzeugend und unter professioneller Anleitung. Denn alle Tricks und Kniffe kamen von Theaterpädagogin Renate Passmann-Lange, die zusammen mit dem Literaturwissenschaftler Chris Boge aus Köln nach Kempen gekommen war.
Boge brachte sich mit seinen Hörspielen ein, die untermalten und die Szenerie begleiteten. Passmann-Lange leitete die Jugendlichen an, überzeugend zu schauspielern. „Du bist gerade richtig sauer. Da musst Du richtig reingehen“, empfiehlt sie einem Teilnehmer und lässt die letzte Teilszene noch einmal wiederholen.
Die meisten Jugendlichen sitzen an einem mit einem roten Tuch verdeckten Tisch, andere kauern auf einem der bunten Kissen und studieren den Text. Wer dran ist, steht auf und spricht laut und verständlich. Die Teilnehmer sollen einen für ihren Charakter typischen Satz vortragen, müssen sich konzentrieren und sind gerne voll bei der Sache.
Der szenische Schnelldurchlauf durch die Geschichte von Tolkien macht auch den Zuschauern Spaß: „Das ist auf jeden Fall tolle Jugendliteratur“, sagt Ursula Wiltsch. Das schönste Kompliment beim Abschluss macht ihr ein Junge. Er sagt: „Die Bücherei ist voll cool.“
Dem kann Renate Passmann-Lange nur zustimmen: „Es hat uns hier Spaß gemacht. Theater ist eine sinnliche Sache, und Literatur kann man auf diese Weise sehr gut kreativ umsetzen.“ Die dreistündige Premiere kam gut an und soll — dann mit anderem Thema — in ähnlicher Form wiederholt werden.