Zwischen Playstation und Podcast Jugendarbeit bietet digitale Angebote

Kempen · Viele Jugendliche verbringen immer mehr Zeit im digitalen Raum – auch wegen Corona. Die Jugendfreizeiteinrichtungen in Kempen haben darauf reagiert und Angebote geschaffen, die online funktionieren. Dafür wird gerade das technische Zubehör angeschafft.

Die Jugendfreizeiteinrichtung „Campus“ am Kempener Spülwall wird aktuell technisch aufgerüstet – hier Jonas Straeten am neuen Mischpult.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

(biro) Kinder und Jugendliche in Kempen sind froh, dass die Jugendfreizeiteinrichtungen wieder geöffnet sind. Im Lockdown waren sie geschlossen, längst setzen die Einrichtungen inzwischen wieder auf das klassische Öffnungskonzept, damit sich Jugendliche treffen, austauschen, auch mal über ihre Probleme reden können. Jugendarbeit ist Beziehungsarbeit, sagen Pädagogen – deshalb sei die Begegnung „face to face“ (von Angesicht zu Angesicht) so wichtig, sagt David Pannasch, der in der offenen Kinder- und Jugendarbeit und im Jugendtreff „Alte Post“ im Hagelkreuz tätig ist. „Die Bezugsabeit ist für die Jugendarbeit enorm wichtig, damit Jugendliche ihre Problematiken vertraulich anbringen können“, sagt Pannasch.

Diese Jugendarbeit „face to face“ wollen die Jugendfreizeiteinrichtungen in Kempen auch nicht einstellen. Doch sie wollen die Jugendarbeit ausdehnen: in den digitalen Raum, in dem sich Kinder und Jugendliche heute immer häufiger aufhalten. Die Corona-Pandemie hat ihr Übriges dazugetan. „Wir müssen uns da aufhalten, wo sich die Jugendlichen aufhalten, und das ist eben der digitale Raum“, sagt Jonas Straeten, der die Jugendfreizeiteinrichtung „Mounty“ in Tönisberg leitet: „Das ist das digitale Zeitalter. Und da müssen wir als Jugendfreizeiteinrichtungen präsent sein.“

Passende technische
Ausstattung ist notwendig

Um die Jugendarbeit in den digitalen Raum zu transportieren, ist die passende technische Ausstattung notwendig. Dazu gehören beispielsweise Smartphones für die vier Kempener Jugendfreizeiteinrichtungen und WLan-Zugänge. Im „Campus“, das als Medienstandort unter den Jugendtreffs gilt, wird technisch derzeit aufgerüstet, etwa um Straeming zu ermöglichen oder Podcast-Projekte umzusetzen. „Wir brauchen Mikrofone, Kameras, Video- und Tonmischpulte“, sagt Straeten, „da sind wir gerade auf einem sehr guten Weg.“ Der erste Teil der Technik ist da, der zweite Teil soll in diesem Jahr folgen. Dazu gehören Ton- und Lichttechnik für den Saal sowie eine Videoausstattung. Mit diesem Equipment soll es beispielsweise möglich sein, Theaterstücke, die im „Campus“ aufgeführt werden, nicht nur vor Ort sehen zu können, sondern auch daheim, online am Bildschirm.

Was früher in den Jugendfreizeiteinrichtungen ausschließlich in Präsenz angeboten wurde, soll auch im digitalen Raum funktionieren. Dazu gehören bereits Bastel- und Kochangebote, auch die Beratung von Jugendlichen klappt schon online. Bei Jugendlichen besonders beliebt: Fifa-Online-Turniere via Playstation. Dabei setzen die Jugendtreffs auch auf Hybrid-Angebote: So kann ein Jugendlicher etwa im Jugendtreff Fifa-Online spielen – und gleichzeitig kann ein Freund, der zu Hause in Quarantäne sitzt, ebenso online an dem Turnier teilnehmen. Einen Mix aus Online-Veranstaltungen gab es kürzlich im „Campus“ auch mit dem Krimi-Dinner: Die Schreibwerkstatt dazu fand online statt, die Aufführung dann in Präsenz – corona-bedingt im kleinen Kreis. Teil der Medienarbeit ist auch die Prävention: „Die Jugendlichen sollen gerüstet sein für die Dinge, auf die sie im Netz stoßen können“, sagt Pannasch, „dazu gehört auch Elternarbeit.“ Die Jugendpfleger sehen in der Jugendarbeit im digitalen Raum Vorteile: „Ziel war, dass wir das, was wir während des Lockdowns aufgebaut haben, nicht einreißen lassen“, sagt Straeten. „Über die Kanäle sind auch neue Jugendliche hinzugekommen, die vorher nicht da waren.“ Durch das Internet könne man mehr Jugendliche erreichen, bestätigt Pannasch – was beispielsweise für das Streaming von Konzerten interessant sei oder für die Beratung von Jugendlichen. Ob in Präsenz oder online: Der Bedarf bei Jugendlichen, über die Jugendtreffs Kontakt zueinander zu halten, ist da, „auch in Corona-Zeiten und vielleicht noch mehr als vorher, weil andere Freizeitmöglichkeiten wegfallen“, sagt Straeten. Was er bemerkt hat: Viele Kinder und Jugendliche sind schlecht drauf, manche genervt. Straeten: „Wir stellen an immer mehr Stellen in der Jugendarbeit fest, dass Corona an den Jugendlichen nicht spurlos vorbeigeht.“