Juniorwahl zur Bundestagswahl 2025 Jugendliche in Kempen geben ihre Stimme ab
Kempen · Noch bis Freitag können Schüler des Gymnasiums Thomaeum in Kempen im Rahmen der bundesweiten Juniorwahl zur Bundestagswahl ihre Stimme abgeben. Wie die Wahl im Klassenzimmer abläuft.
Der Klassenraum der 9a am Gymnasium Thomaeum in Kempen hat sich an diesem Morgen in ein Wahllokal verwandelt. Wer die Tür öffnet, steht vor einem kleinen Tisch, hinter dem Sophia und Theresa sitzen. Die beiden bilden heute den Wahlvorstand. Vor Theresa liegt eine Liste mit Namen – das Wählerverzeichnis. Jeder Schüler, der wählen möchte, geht zu Theresa, sagt seinen Namen, Theresa hakt ihn auf ihrer Liste ab. „Das machen wir, damit niemand zweimal wählt“, erklärt die Gymnasiastin. Hat das schon jemand versucht? „Nein.“ Theresa schüttelt den Kopf und lacht.
Wer sich bei Theresa auf der Liste hat abhaken lassen, bekommt von Sophia einen Stimmzettel. Der ist hellblau, ein bisschen schmaler als der echte Stimmzettel für die Bundestagswahl, aber genauso lang. Lea bekommt einen Stimmzettel. Sie wisse schon, wo sie ihre Kreuzchen machen werde, sagt die Schülerin. Wo genau, bleibt natürlich geheim. Nur so viel: „Mir ist wichtig, dass man auf die Umwelt achtet, nicht aus der Nato austritt und auch nicht darauf verzichtet, die Ukraine zu unterstützen.“ Lea verschwindet in einer der beiden Wahlkabinen, die vor der Tafel aufstellt wurden, macht ihre Kreuzchen, faltet den hellblauen Stimmzettel und wirft ihn in die Wahlurne, einen großen Karton mit Deckel, der vorn im Klassenraum steht.
7210 Schulen nehmen
an der Juniorwahl teil
Noch bis Freitag können Schüler ab der 8. Klasse am Thomaeum ihre Stimme abgeben und damit an der Juniorwahl zur Bundestagswahl 2025 teilnehmen. Das Projekt, das der gemeinnützige Verein Kumulus aus Berlin organisiert, steht in diesem Jahr unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie die Bundeszentrale für politische Aufklärung unterstützen das Projekt, das politische Bildung und Teilhabe fördern soll. 7210 Schulen (Stand: 31. Januar) haben sich für die Teilnahme angemeldet.
Dafür haben sie, wie das Thomaeum in Kempen, ein ganzes Paket für die simulierte Wahl bekommen, zu dem auch die Wahlkabinen und -urnen gehörten. Für die Lehrer gibt es Unterrichtsmaterial, das sehr gut aufbereitet sei, wie Lehrer Florian Erdmann berichtet. Er begleitet das Projekt Juniorwahl am Thomaeum, „ich kann jeder Schule nur empfehlen, das auch zu machen“. Vor etwa vier Wochen habe man am Thomaeum begonnen, den Unterricht in verschiedenen Fächern auf das Thema Bundestagswahl auszurichten, beispielsweise im Fach Wirtschaft und Politik, und sich mit den Parteien und ihren Wahlprogrammen näher beschäftigt. Die Lehrer müssen dabei neutral bleiben, „das ist mein Auftrag, das bekomme ich hin“, sagt Erdmann schmunzelnd. Was er dabei feststellte: „Die Schüler sind in allen Jahrgangsstufen sehr an Politik interessiert, und es ist ihnen wichtig, auch ihre Stimme abgeben zu dürfen.“ Auch neben dem Unterricht, in den Pausen etwa, sei die Politik aktuell oft Thema.
Im Zuge der Juniorwahl beschäftigten sich die Schüler auch mit dem Wahl-O-Mat, der bei der Entscheidungsfindung vor einer Wahl helfen soll. „Der Wahl-O-Mat hat meine Entscheidung leichter gemacht“, sagt Amina. Es sei schon schwer, eine Entscheidung zu treffen, meint ihre Klassenkameradin Tajala: „Ich wusste eigentlich, wen ich wählen wollte. In der Kabine habe ich dann kurz noch mal überlegt, bin aber bei meiner Entscheidung geblieben.“
Am Freitag ist um 12 Uhr Schluss. Dann werden Erdmann und Schülerinnen und Schüler, die sich als Wahlhelfer gemeldet haben, am Thomaeum mit der Auszählung der Stimmen beginnen. Das Ergebnis der Schule muss er nämlich bis Freitagabend, 18 Uhr, an die Projektorganisatoren übermitteln. Wie die Jugend in Deutschland gewählt hat, wird erst am Sonntagabend, 18 Uhr, bekannt gegeben, wenn die Wahllokale für die Bundestagswahl schließen und in Deutschland das große Stimmenzählen beginnt. Damit ist an den Schulen aber nicht alles gelaufen: Die intensive Reflexion gehöre dazu, sagt Erdmann, „wir werden im Unterricht unser Ergebnis mit dem deutschlandweiten Ergebnis der Juniorwahl und auch mit dem Ergebnis der Bundestagswahl vergleichen.“