Jugendtheater Der Glöckner geht ans Herz

Oedt. · Das Grefrather Jugendtheater zeigt am Wochenende das Musical „Der Glöckner von Notre Dame“. Die Probe verspricht eine bewegende Aufführung.

Szene von der Generalprobe: Der Jugendtheater Grefrath führt in der Oedter Albert-Mooren-Halle „Der Glöckner von Notre Dame“ auf.

Foto: Wolfgang Kaiser

Auf der stockdunklen Bühne der Albert-Mooren-Halle leuchten farbige Lichtpunkte schwach auf, als der Vorhang lautlos zur Seite schwenkt. Glocken erklingen, dann ertönt Gregorianischer Gesang. Mönche in langen, dunklen Kutten treten aus den Nebelschwaden heraus, die durch ein erleuchtetes Tor fließen. Es sieht aus, als kämen die Mönche aus einer anderen Sphäre. Aber nicht allein das sorgt für ein Gänsehaut-Feeling. Das Bühnebild zeigt die Kathedrale von Notre Dame in Paris. Gewaltige Mauern und ein mächtiges Holzwerk mit einer Empore, auf der ebenfalls Mönche stehen, rücken in den Blick der Zuschauer. Kerzen flackern in Halterungen. Hell erleuchtete Kirchenfenster mit filigranen Motiven machen die Illusion, sich in einer Kirche zu befinden, perfekt. Dazu sind drei große Glocken zu sehen.

Die Mönche schieben ihre Kutten zurück. „Was für ein Morgen. Paris geweckt von den Glocken von Notre Dame“, startet der erste Solopart des Musicals „Der Glöckner von Notre Dame“, aufgeführt vom Grefrather Jugendtheater unter der Leitung von Magdalena Bartkowiak und Julian Göbel. Ein bekanntes Stück, das schon in vielerlei Form nicht nur auf die Bühne gebracht wurde. Ein Stück, das vom Grefrather Jugendtheater ein eigenes Gesicht erhält und zwar eins, das die Besucher bewegt und mitreißt.

25 Jugendliche und junge Erwachsene bilden das Emsemble

25 Jugendliche und junge Erwachsene im Alter zwischen elf und 23 Jahren spielen und singen sich in die Herzen der Zuschauer. Wobei das gigantische Bühnenbild und die fantastischen Kostüme ein Übriges dazu tun, um einen ganz besonderen Zauber spürbar zu machen.

Der Clou: Die Geschichte an sich wird von singenden Mönchen erzählt, die sich im Laufe des Stückes in die entsprechenden Figuren verwandeln, die ein Teil der Geschichte sind. Die Besucher haben indes erfahren, dass es der 6. Januar 1482 ist und damit in Paris das Narrenfest gefeiert wird. Ein schicksalhafter Tag für die Brüder Frolloe, da einer von ihnen, da er eine Zigeunerin mit in die Kathedrale bringt, aus Notre Dame verbannt wird und Paris verlässt.

Damit nimmt das Schicksal seinen Lauf. Der verstoßene Mönch stirbt und sein geistlicher Bruder nimmt sich des verunstalteten Kindes, nämlich Quasimodo, an und isoliert es im Glockenturm der Kathedrale, fernab von allen Menschen. Es ist herzergreifend anzusehen, wie der buckelige und gebückt laufende Quasimodo – in der Rolle brillierte Julian Göbel – mit den Glocken und den Steinfiguren in seinem Glockenturm spricht und mit knorriger stotternder Stimme von seinen Wunsch erzählt, einmal unten, bei den anderen Menschen zu sein. Thilo Masbaum schafft es, den bornierten und von sich und seiner Gläubigkeit überzeugten Kirchenmann sehr glaubhaft darzustellen.

Es sind bewegende Szenen, als Esmeralda – hervorragend verkörpert von Amelie Schuffelen – beim Narrenfest Quasimodo die Kapuze vom Kopf zieht und zunächst selber über das Aussehen des Buckligen erschreckt, ihn aber ermutigt auch einmal den Kopf durch die Königsfigur zu stecken, um sich am Narrentag einmal wie der König zu füllen. Esmeralda wird aber von Clopin Trouillefou – in der Rolle begeistert Pasquale Osburg – selber des Platzes verwiesen.

Die Geschichte an sich ist bekannt, aber die jungen Darsteller geben ihr eine ganz persönliche Note. Ob der Dialog zwischen Esmeralda und Frolloe, das fröhliche Treiben beim Narrenfest, die weitere Begegnung zwischen Quasimodo und Esmeralda – die Gefühle der Zuschauer werden angesprochen. Eine Aufführung, die ans Herz geht und auch ein wenig zum Nachdenken anregt.