„Junge Menschen neu begeistern“

Ernst Hutter kommt mit seinen Egerländer Musikanten nach Grefrath. Die WZ sprach mit ihm über die lange Tradition und die Zukunft des Blasorchesters.

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Grefrath. „Ernst Hutter & Die Egerländer Musikanten — Das Original“ kommen am 14. April nach Grefrath. Das von Ernst Mosch gegründete Blasorchester hat auch fast 20 Jahre nach dessen Tod eine große Fangemeinde. Die WZ sprach mit dem musikalischen Leiter Ernst Hutter über die große Vergangenheit und die Herausforderungen der Zukunft.

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Das „Egerländer Feuer“, das haben Sie festgestellt, hat von den älteren Fans auch auf die junge Generation übergegriffen. Wie haben Sie das geschafft?

Ernst Hutter: Das kann man nur mit Qualität schaffen. Und das ist uns offensichtlich gelungen. Wenn man eine mehr als 60-jährige erfolgreiche Geschichte hat, gibt es eine große Fangemeinde mit viel Tradition. Ich habe viel Wert darauf gelegt, in der Nachfolge von Ernst Mosch zu arbeiten. Aber wir haben auch viele Dinge getan, um junge Menschen neu zu begeistern.

Was waren die Herausforderungen?

Hutter: Eine große Herausforderung für uns als Bläser ist es, der elektronischen Musik zu trotzen. Zu Zeiten von Ernst Mosch waren Popmusik und Blasmusik noch auf der gleichen Ebene. Da fand man die Egerländer und die Oberkrainer neben Abba und den Beatles in der Musicbox. Nach und nach gab es dann immer mehr Popmusik im Radio und im Fernsehen. Da muss man bei Live-Auftritten überzeugen. Und das ist unsere Stärke. Das habe ich bei unseren letzten beiden Konzerten wieder gemerkt. Wenn man mit guter, ehrlicher Musik und als sympathische Künstler überzeugt, kommen die Menschen gerne wieder.

Sie versprechen Dynamik, Schwung, Kreativität - wo nehmen Sie das als Blasorchester mit so langer Tradition her?

Hutter: Wir arbeiten nur mit gut ausgebildeten, professionellen Musikern. Und „Die Egerländer“ sind immer noch ein Begriff, der eine solche Ausstrahlung hat, dass es leicht ist, gute junge Musiker zu finden. Diese spielen oft auch in anderen Formationen und bringen so junges Publikum mit. So spielen einige unserer jungen Musiker beispielsweise auch in der sehr beliebten Hip-Hop-Brassband Moop Mama und standen mit Jan Delay auf der Bühne. Auch dessen Musikern sind „Die Egerländer Musikanten“ ein Begriff.

Was ist Ihnen bei der Auswahl der Stücke wichtig?

Hutter: Neben den großen und bekannten alten Hits auch immer Neues. Es ist mir wichtig mit aktuellen Kompositionen und Arrangements, mit Texten, den Bezug zum aktuellen Geschehen zu haben. Deshalb stellen wir unsere Tourneekonzerte auch immer unter ein Motto wie aktuell „Das Feuer brennt weiter“. Neu ist auch, dass wir unseren Solisten Stücke auf den Leib schreiben. Unsere Stücke sind ja eigentlich gar nicht so weit weg von Pop-Musik. Melodien und Harmonien, die das Herz ansprechen, sind auch unser Ziel. Schöne Melodien, ein tanzbarer Rhythmus, der groovt, damit wollen wir die Menschen da abholen, wo sie sich wohlfühlen. . . und um Liebe geht es auch in unseren Texten.

Haben Sie selbst Lieblingsstücke?

Hutter: „So ein schöner Tag“ ist eine wunderschöne Polka. Oder auch „Böhmischer Wind“. Das sind Lieder, die ich persönlich mit Ernst Mosch verbinde. „Gedanken an dich“ ist ein Stück, das ich ihm gewidmet habe. Er war mein musikalischer Mentor. Er hat mich mit 27 Jahren zu den Egerländer Musikanten geholt, als Musiker danach sehr stark geprägt.

War es schwierig, ein so großes Erbe anzutreten?

Hutter: Ich hatte Respekt davor. Aber ich war durch ihn auch bestens präpariert. Und es ist eine schöne Aufgabe. Manchmal schaue ich zum Himmel und habe in ihm immer noch eine Orientierungshilfe, einen Fixstern. Dann weißt du, was zu tun ist. Gleichzeitig muss man die Augen offen halten für neue Dinge. Ich bin mittlerweile der Dienstälteste. Die jüngsten Musiker sind zwischen 26 und 32 Jahre alt. Auch zwei meiner Söhne sind dabei. Stephan spielt Schlagzeug, Martin Trompete und Flügelhorn. Wichtig ist, dass wir auch schon die nächste Generation vorbereiten. Das hat Ernst Mosch mit uns auch so gemacht.

Sie haben schon mehr als 800 Konzerte als Leiter der Egerländer bestritten. Gibt es etwas, das einem da besonders in Erinnerung bleibt?

Hutter: Jedes Konzert ist eine Herausforderung. Aber besonders in Erinnerung bleiben natürlich Konzerte wie zu unserem 50-Jährigen in der Carnegie Hall in New York. Oder 2011 der erste Auftritt der Egerländer an der Eger, also im Egerland. Das ist natürlich eine ganz besondere Art und Weise sich mit der eigenen Geschichte zu befassen.

1956 hatte Ernst Mosch mit Musikern aus seiner Heimat im heutigen Tschechien, in Deutschland die Egerländer Musikanten gegründet. Inwieweit ist die Geschichte heute noch wichtig?

Hutter: Die Geschichte der Egerländer hat mich immer interessiert, es ist gut zu wissen, woher man kommt. In der Nachkriegszeit war unsere Musik etwas, um für die Menschen Verbindendes zu schaffen. Und das ist mir heute noch ein wichtiges Anliegen. Mit einem Konzert wollen wir keine alten Wunden aufreißen, sondern verbinden. Deshalb ist es kein unwichtiges Schlagwort, dass „Musik die Grenzen überwindet“.

Volksmusik und Heimat, das Zurück zu den Wurzeln, wird vielen Menschen in unseren heutigen Zeiten wieder wichtiger. Spüren Sie das auch?

Hutter: Die Bevölkerung wird heute vor allem immer aufgeklärter. Die junge Generation ist heute sehr wach für viele Themen, für Beziehungen und Freundschaften und auch beispielsweise für Lebensmittel, die gesund für sie sind. Dazu passt unsere Musik, denn sie ist authentisch, im Gegensatz zu so manchen „gedopten“ Künstlern in unserer Branche. Das ist auch etwas, das Heimat bieten kann: Modern und in die Zukunft weisend mit dem Guten aus der Tradition im Rücken. Es gibt zum Beispiel einen Titel in unserem Repertoire aus den 60er Jahren „Ohne Liebe geht es nicht“. Der folgende Satz lautet: „Man braucht sie mehr als Geld.“ Das gilt doch heute noch genau wie damals. Aber wir vermitteln keine politischen Werte. Wir wollen tolle Musik bieten.