Kaldenkirchen: Gute Unterhaltung für Nachtschwärmer

Vier Bands in fünf Lokalen – beim Kneipenfestival drängelten sich die Zuhörer.

Kaldenkirchen. "Jemand sollte Feuer rufen", meint ein Gast vor der Tür des Tach an der Kehrstraße mit Blick in die übervolle Gaststätte. Doch auch das hätte niemanden bei dem Geschiebe und Gedränge interessiert, denn die achtköpfige niederländische Jazzformation Juezz.com ließ allein durch ihren heißen Stilmix aus Funk und Blues die Luft flirren, die Stimmung brennen.

Das Kaldenkirchener Nachtschwärmer-Kneipenfestival überzeugte am Samstagabend vor allem durch urige Atmosphäre und Top-Musik. Unter dem Motto "Vier Kneipen, fünf Bands, sechs Euro Eintritt" lud das Kulturkommando41 (KK41) zum Nachtschwärmen ein - und über 400 Musikfans kamen. Damit übertraf das Festival die Erwartungen der Veranstalter: "Wir haben mit 300 Besuchern gerechnet", sagt Mitorganisator Marcel Fritz.

Alle vier Konzertstätten waren zu Fuß so weit voneinander entfernt, dass ein schneller Wechsel leicht fiel. Also ’mal rüberschauen, ins Quartier Latin. Dort sorgte das humorvolle Hamburger Liedermacher-Trio Liedfett für Furore. "Das war’s", hieß es schon nach dem zweiten Song, es folgten Liedzeilen "aus dem Wendy-Heft" zum Weglachen. Wie schön ist es doch, wenn das Niveau sing(k)t! Gäbe es eine Krone der Selbstironie, diese Jungs hätten sie verdient.

Im Convent an der Brigittenstraße kam vor allem das jüngere Publikum auf seine Kosten. Auf das Schrammelrock-Ensemble Tripper Orchestra folgte Nettetals beste Nachwuchsband Toastbrot.

Gut besucht war ebenfalls das Alte Brauhaus, wo die Romantic Tomcats Rockabilly spielten. So tanzbar die Mischung aus Rock’n’Roll, Swing und Blues auch sein mochte, so eng war es dort. Doch die Stimmung war top: Am Ende spielte die Band 30Minuten länger als geplant. Das führte zeitweise zum Getränkestau, die Wirte halfen sich gegenseitig mit Bier aus.

Zurück zum Tach: Starke Bläser, sonorer Bass und eine fantastische Stimme mischten sich unters Kneipenvolk. Im kleinen Innenhof gab es den besten Blick, direkt seitlich auf die Bühne. Dort stand ein begeisterter Viktor Emmrich: "So macht Nachtschwärmen Spaß", sagte er. In der Tat ist es dem KK 41 gelungen, große Musik ins kleine Kaldenkirchen zu bringen.