Kalle Pohl: Leise, lässig, laut, lästerlich
Kalle Pohl gastierte im ausverkauften Forum in St. Hubert. Das Publikum erlebte eine zweistündige Show.
St. Hubert. Wahre Größe kommt von innen: Der Comedian Kalle Pohl gastierte am Montag und gestern im zur „Kleinkunstkneipe“ umgestalteten Forum am Hohenzollernplatz vor ausverkauftem Haus. „Ich finde Witze über kleine Menschen geschmacklos“, stellte der nicht gerade hochgewachsene Pohl anfangs fest. Diese Selbstironie („Im Rheinland aufgewachsen, nicht groß geworden“) bildete den Auftakt zu einer zweistündigen Show, deren Elemente von leise bis laut und von lässig bis lästerlich reichten.
Pohls Beobachtungsgabe, gepaart mit seinem messerscharfen Verstand, führt den „Kleinkünstler“ zu großen, freien Gedanken, die nicht im Vorzelt des Campingplatz-Nachbarn hängen bleiben. So etwa, dass „Migrationshintergrund“ ein rechten-feindliches Wort sei: „Das können Nazis weder lesen, noch verstehen.“
Dann hängt er sich das Akkordeon um und beginnt zu spielen. Leise, poetische Momente sind das, zeitlos schön und träumerisch.
Doch Pohl kann auch anders: In der Rolle seines ewig fluchenden Vetters Heinz Spack gibt er den wütenden Proleten. Dann die Sauerei: „Ich sage mir angstfrei selbst die Meinung“, kündigt er an und bemüht eine Schweine-Handpuppe, um sich maßlos übertrieben in derber Sprache zu suhlen. Diese Ferkelei hätte sich Pohl sparen können. Denn gerade die scharfzüngig-klugen Scherze wirken lange nach, werden reich beklatscht und belacht.
Dem Publikum geht’s mit Pohl wie einem Paar: Erst lernt man sich lieben, dann kennen. Wer braucht schon Muskelspiel unter brauner Haut: Wahre Schönheit kommt von innen.