Kempen Kehrtwende in Flüchtlingsfrage
Für die Unterkünfte am Schmeddersweg hat die Stadt dem favorisierten Anbieter aus Willich überraschend abgesagt.
Kempen. Mit Blick auf das am Schmeddersweg geplante Flüchtlingsdorf gibt es eine Kehrtwende. Noch vor rund einem Monat schien klar, dass die Firma „Mega Village“ aus Willich dort Leichtbau-Modulhäuser für bis zu 250 Menschen bauen wird. Inhaber Ingo Brust sagte seinerzeit, dass ein Vertragsabschluss kurz bevor stehe (die WZ berichtete).
Jetzt stellt sich die Situation aus seiner Sicht völlig anders dar. „Wir sind da seit letzter Woche ganz raus“, sagte Brust gestern auf Anfrage der WZ. Es seien auch keine weiteren Gespräche mit der Stadt geplant. Von der Verwaltung gab es gestern zu dem Thema keine Stellungnahme. „Wir planen derzeit querbeet und können voraussichtlich nächste Woche Ergebnisse präsentieren“, so Sprecher Christoph Dellmans. Die Aussage von Brust wollte er weder bestätigen noch dementieren.
Quellen aus Kreisen der politischen Fraktionen bestätigten der WZ gestern, dass die Stadt sich gegen den Anbieter aus Willich ausgesprochen hat. Nach einem Besuch des Willicher Flüchtlingsdorfes, das „Mega Village“ realisiert hat, seien die Bauexperten der Stadt Kempen zum Schluss gekommen, dass so eine Lösung nicht für Kempener Zwecke geeignet sei.
Nach Informationen der WZ ist die Stadt Kempen nun auf der Suche nach einem neuen Anbieter, um schnellstmöglich eine Unterkunft am Schmeddersweg realisieren zu können. Die Stadt möchte offenbar eine „langfristigere Lösung“ als die Modulhaus-Bauweise von „Mega Village“. Bei einer Bürgerversammlung hatte Sozialdezernent Klee Anfang Juli erklärt, dass man am Schmeddersweg für die nächsten fünf Jahre mit einer Unterkunft plane. Ob sich diese Planungen nun geändert haben, ist offen. Auch dazu gab es gestern von der Stadt Kempen keine Auskunft. Fest steht aber nach Informationen aus der Politik, dass die Stadt am Standort Schmeddersweg — zwischen Sporthotel und Reithalle — festhalten wird.
Die Unterkünfte werden aus Sicht der Stadt notwendig, weil die Kommune im Frühjahr von der Bezirksregierung die Mitteilung bekommen hat, dass sie mehr Flüchtlinge unterbringen muss. Kempen habe seine Quote nur zu knapp 44 Prozent erfüllt. Andere Kommunen würden die doppelte Zahl an Flüchtlingen unterbringen.
Im Juli trafen in Kempen bereits rund 200 Menschen ein. Diese konnten im bereits hergerichteten früheren Volksbank-Gebäude im Industriegebiet und in bestehenden Unterkünften untergebracht werden. Nach den Sommerferien sollen weitere Flüchtlinge nach Kempen kommen. Dafür sollte eigentlich ab September das Dorf am Schmeddersweg in der Nähe der Berliner Allee bereitstehen.
Anfang Juli hatte es noch geheißen, dass sich Kempens Sozialdezernent Klee bereits das Pilotprojekt mit Leichtbau-Modulhäusern an der Moltkestraße in Willich angesehen habe. Damals ging zumindest Unternehmer Ingo Brust noch davon aus, dass die Flüchtlingsunterkünfte am Schmeddersweg bis Ende September fertiggestellt sein könnten. Nun scheint völlig offen zu sein, wann etwas und was überhaupt am Schmeddersweg gebaut wird.