Kempen als Wohnstandort nicht zu toppen
Immobilienmakler Klaus Lipp: „Ladenhüter“ sind in der Thomasstadt selten. Doch die Preise für eine Immobilie sind meist hoch.
Kempen/Kreis Viersen. Die meisten Kempener werden es ohnehin gewusst haben: Ihre Stadt ist als Wohnstandort nicht zu toppen. Doch auch von einem objektiven Standpunkt betrachtet, ist es so. Zumindest dann, wenn man Fachleute nach einem regionalen Preisvergleich fragt. „Im direkten Umfeld, also unter anderem St. Tönis, Wachtendonk und Grefrath, liegt Kempen an der Spitze“, sagt Klaus Lipp.
Klaus Lipp, Immobilenmakler
Der Immobilienmakler ist seit Anfang der 80er Jahre in der Branche tätig und wohnt selbst in Kempen. „Kempen war schon immer ein begehrtes Pflaster“, sagt Lipp. Das habe sich in den vergangenen Jahren noch verstärkt. Bekanntlich hat sich in der Stadt in der jüngeren Vergangenheit einiges getan, der „Klosterhof“ des Unternehmens Ralf Schmitz ist sicherlich nur das hervorstechendste Projekt. Kürzlich erfolgte der erste Spatenstich für rund 60 Wohnungen am Heyerdrink.
Hinzu kommt der historische Gebäudebestand, der Kempens Charme ausmacht. „Die Mischung stimmt“, sagt Klaus Lipp. „Es gibt viele Kneipen und Lokale und ein gutes kulturelles Angebot.“ Der Immobilienmakler sieht in Kempen „noch ein Stück heile Welt“. Außerdem spricht er von einer „starken Schulstadt“. Er und sein Team erlebten oft, „dass Leute, die aus Kempen stammen, zur Familiengründung wiederkommen“.
Derzeit finde ein Wechsel in einigen früheren Baugebieten statt, etwa im Blatendoop-Viertel zwischen St. Töniser und Vorster Straße und in Kamperlings. „Ältere Menschen verkaufen ihre Häuser und ziehen ihn Wohnungen in die Innenstadt — gerne im Parterre mit kleinem Gärtchen.“ Ihre Häuser würden dann frei für junge Familien.
„Ladenhüter“ sind nach Aussage des Immobilienmaklers selten: „In Kempen geht alles recht flott weg.“ Bei den größeren, höherpreisigen Immobilien könne es mal eine Wochen dauern, „wenn mehrere gleichzeitig auf dem Markt sind“. Gerade erst habe er ein Doppelhaus an der St. Töniser Straße vermietet — für 1400 Euro kalt. „Das war sehr schnell weg.
Und nicht immer sind es Niederrheiner, die es in die Heimat zieht. „Zuletzt habe ich ein Objekt an einen Essener verkauft“, erzählt Klaus Lipp. „Er wollte aufs Land ziehen.“
Mit einiger Spannung dürften Eigentümer, Häuslebauer in spe und die lokale Immobilienbranche die aktuellen Zahlen erwarten, die der Gutachterausschuss des Kreises Viersen demnächst veröffentlichen wird. Diese werden sich auf das Jahr 2017 beziehen. Im Jahr 2016 kostete der Quadratmeter laut Auswertung in einer Kempener Doppelhaushälfte oder in einem Reihenendhaus 2400 Euro. Gefolgt von Willich (2340 Euro) und Tönisvorst (2180 Euro). Grefrath lag mit 1630 Euro nur etwas über dem Schlusslicht Brüggen (1610 Euro).
Die Preise für Bauland waren im Jahr 2016 relativ stabil geblieben. Doch Steigerungen gab es durchaus: In Willich und St. Tönis ging es um drei Prozent nach oben. In Kempen (ohne St. Hubert und Tönisberg) waren es sogar fünf Prozent. Da ist man schnell bei zehn bis 15 Euro mehr pro Quadratmeter. In der Innenstadt, rund um Burg und Propsteikirche, kann es noch deutlich mehr sein.
Damals laufende Vermarktungen der Kommunen, zum Beispiel Teile des Baugebiets Kreuzkapelle in Kempen oder das Areal am St. Töniser Friedhof (Von-Sahr-Straße), sind nicht mehr in die Erhebungen eingeflossen. Sie dürften sich aber auf den kommenden Grundstücksmarktbericht auswirken.