Kempen: Altstadt-Geflüster - Niermann nimmt den Hut

Das Modehaus hat heute Finale: Und: Christ- kind-Bier, Post unter Dampf, Oebel weg.

Kempen. Tschüss Niermann: Nach 50Jahren im Beruf, davon 30Jahre selbstständig, steht Klaus Niermann(64) Samstag zum letzten Mal auf der Kommandobrücke seines Herrenmodegeschäfts am Markt. Kein anderer hat in all den Jahren den Gentleman perfekter eingekleidet als Niermann. Damit endet nun leider eine große textile Familientradition, denn bereits der Vater Karl Niermann hat vor 64 Jahren in der Altstadt das Geschäft gegründet- anfangs freilich mit Schwerpunkt Hüte.

Klaus Niermann, dessen Sohn Peter- von Haus aus Textilbetriebswirt- sich beruflich anderweitig orientiert und die Reihe nicht fortführt, genießt ab Samstag Nachmittag seinen Ruhestand. Ab Ende Januar macht dann Walter Möller(57) die Kempener im Arkadenhaus am Markt fein.

Konzerte über Konzerte vor dem Fest: Gestern und Samstag junger Iks-Mäs-Rock im Campus, Samstag gediegener und angeschrägter Jazz der New Orleans Night Birds im Kolpinghaus. Tja, und am Dienstag rocken die Fälscher das Kolpinghaus. Holten die fünf Deutsch-Rocker im Vorjahr Gastsängerin Silvia Felder auf die Bühne, so hat Fälscher-Frontmann Steve Lecaro diesmal Tobias Janssen an seiner Seite.

Der hat schon im Vorprogramm von Falko oder den Puhdys dem Publikum eingeheizt. "Dieses Jahr wird aber auch das Publikum eine große Rolle spielen, denn das Konzert wird für eine Live-CD aufgezeichnet", sagt Fälscher-Manager Toni Lintermanns.

Eine herrliche Geschichte wollen wir Ihnen nicht vorenthalten. Kürzlich sorgte ja ’ne Weltenbummler in der Bütt auf der Jubiläumssitzung der Prinzengarde im Kolpinghaus für Lacher. Als der Kölner seine Siebensachen packte und sich zur nächsten Sitzung aufmachte, ging doch glatt sein Toupet verloren. Das hatte er sich vor vielen, vielen Jahren aus den Po-langen Strähnen einer rothaarigen Schönen herstellen lassen, deren Namen wir nicht kennen.

Ein Verlust, der den Kölschen Jeck doch arg betrübte. Anderntags fand Garde-Dekorateur Markus Berg das gute Stück im Rinnstein. Und schickte es dem Weltenbummler, nebst einer Nylonschnur: "Damit so was nicht noch mal passiert..." Jetzt hat der Jeck vom Dom wieder ein Thema für den nächsten Büttenabend.

Apropos Markus Berg: Der hat im Fenster seines Fachwerkhauses an der Alten Schulstraße18 eine Krippe (Foto rechts) stehen, die mehr als einen Blick wert ist. Das gute Lärchen-Stück stammt aus der Holzschnitzerei von August Goller in Südtirol.

Dorthin verschlägt es die Bergs gerne in den Urlaub. Das gute Stück hat es der Familie so angetan, dass sie es erwarb, in den Kofferraum packte und nun am Niederrhein zur Schau stellt. Wenn Sie die Fährte aufnehmen "Wo ist die Maus?", sollten Sie allerdings viel Zeit mitbringen. Tipp: In den oberen Gemächern zuerst suchen...

1800Kunden pro Schalter jeden Tag- das ist die Bilanz der Post am Moorenring1-5. Nun gibt es drei Schalter. "Wir haben vor Weihnachten viel zu tun," neigt Innenbetriebsleiter Dirk Geraedts zur Untertreibung. Und die Kunden? "Ich habe mich aufs Warten eingestellt. Aber Samstag geht es wirklich schnell," sagte vorgestern Mittag Stefan Feißel, der zwei Pakete auf die Reise schickte.

In der Filiale versucht man, die Wartezeiten zu verkürzen: "Besonders schlimm ist es vormittags. Einige Kollegen haben sich gemeldet und beginnen früher. Oft arbeiten wir ohne Pause, um dem Ansturm gerecht zu werden", so Geraedts.

Allein in der vergangenen Woche wurden 700Pakete ins Ausland aufgegeben. Damit die Weihnachtspost noch pünktlich ankommt, muss man sich beeilen. Samstag muss alles verschickt sein. Geöffnet ist von 9 bis13Uhr. Aber auch in der Weihnachstwoche hat die Post geöffnet. An Heiligabend noch mal von 8.30bis 13Uhr. Noch was ist neu: "Wir haben einen neuen Beratungsraum bauen lassen. Dort können Kunden und Berater ungestörter reden," so Dirk Geraedts.

Oebel hat der Altstadt adieu gesagt. Am Donnerstag machte der Filialbäcker aus Köln an der Engerstraße14 dicht, wo 2009 Fielmann einzieht. Gestern wurde auch 200Meter weiter im Eckhaus Enger-/Umstraße das Mobiliar herausgenommen. Elf Jahre hat Oebel dort gebacken und das Café betrieben. Das übernimmt 2009 ein anderer Filialbetrieb: Kamps.

Ende Januar eröffnet die Kette mit Wurzeln in Düsseldorf und Backbetrieb in Waldniel in dem denkmalgeschützten Haus von 1904. Mehr als 20Jahre befand sich dort Gudrun-Moden, bevor die Bäcker übernahmen. Das Haus Engerstraße55 ist zuletzt 1990 zurückgebaut worden und ist Samstag ein archtektonischer Blickfang in der Altstadt.

Alle Jahre wieder...- eskaliert die Verkehrs-Situation vor dem Fest. Je näher der Heilige Abend rückt, desto verrückter scheint so mancher Autofahrer zu werden. Oder sich zumindest zu benehmen. Eine Kostprobe gab es gestern Vormittag auf der Ellenstraße.

In der Fußgängerzone hatte bereits ein Paketzusteller sein Gefährt abgestellt, als ein gelber DHL-Brummer mit Essener Kennezeichen auftauchte. Dessen Fahrer schien weder zu interessieren, dass er durch eine Fußgängerzone fuhr, noch dass der Platz für sein Fahrzeug nicht reichte. Und die Fußgänger am Rande, das Schild der Steh-Pizzeria? Kein Pardon, der Mann wollte, der musste da durch. Mit durchdrehenden Reifen und Tempo. Pech, dass die Ampel Rot signalisierte...

Einige Kinder des Annenhofs haben schon am Montag Bescherung. Dann kommt ein fein gekleideter Herr namens Karl-Josef Jansen vom St.Töniser Supermarkt Real und spielt Weihnachtsmann. Das Warenhaus hatte einen Tannenbaum aufgestellt.

Daran hatten die Annenhof-Kinder Wunschzettel gehängt. Real-Kunden konnten die Wünsche in Erfüllung gehen lassen und statt der Zettel die- wie’s der Kaufhaus-Name schon sagt- realen Dinge aufzuhängen. Die Geschenke hat Marktleiter Jansen nun gepflückt und überreicht sie im Heim an der Oelstraße9.

Wenn die Tannenzapfen voll Lametta glänzen, zapfen Kempens Altstadt-Wirte eine gesellige Tradition an: den beliebten Frühschoppen am Heiligen Abend. Beliebt auch deswegen, weil am Tresen ein Wiedersehen unter Freunden gefeiert wird - so mancher Ex-Thomasstädter kehrt zum Frohen Fest in die Heimat zurück. Und kehrt ein.

Wir flüstern an dieser Stelle, wo man vor der Bescherung ein weihnachtliches Gläschen (oder auch mehr) heben kann - ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Zeit zum Geschenke-Einpacken lässt Horst Kockers seinen Gästen. Denn in der Pinte "Zur Altstadt" endet der tannengrüne Schoppen früher als anderswo- schon gegen 14 Uhr. Ab 10.30 Uhr fließen an der Neustraße 25 die ersten Bierchen. Ein paar Häuser weiter dauert das Geschehen länger: "Falko"-Wirt Michael Hoffmann kredenzt die Festtags-Drinks von 11 bis gegen 17 Uhr.

Genauso hält es Theo Kakargias in seiner "Thomasschänke": Abends ist an der Peterstraße31 stille Nacht - tagsüber von 10 bis ca.17 Uhr Treff an der Theke. Kollegin Conny Dostal vom "Alli’s" hat einen langen Heiligen Abend vor sich: "Bei uns geht’s ab 11 Uhr durchgehend bis in die Nacht." Eine Freundes-Clique hat sich bereits an der Peterstraße 36 zum Wichteln angesagt. "Aber natürlich kann bei uns auch jeder ohne ein Geschenk reinkommen."

Hochbetrieb herrscht stets im "Bärlin’s" und im "Comix". Ab 11Uhr lässt Bärlins-Wirt Wolfgang Beeren an der Judenstraße8 den Fest-Umtrunk bis gegen 17Uhr steigen. "Comic"-Kollege Daniel Sahni hat sich an der Peterstraße27 auf die Klön- und-Kredenz-Kernzeit von 11 bis 14 Uhr festgelegt.

Und natürlich lässt sich auch das "Treppchen" diesen Anlass nicht entgehen: An der Ellenstraße36 steigt ein "Weihnachts-Schoppen" zwischen 11 und 15 Uhr. Entstanden ist die süffige Sitte zum Fest Mitte der 70er-Jahre an der Judenstraße5- im legendären "Muckefuck" von Kalla Wefers.