Kempen: Armer Mann, gar nicht arm
Nach dem Lichterzug sahen etwa 1.000 Kindergartenkinderdie Bettlerszene.
Kempen. Einmal im Jahr stülpt sich Christoph Dellmans eine Perücke auf den Kopf, hängt sich einen Bart um und schlüpft in ein Lumpenkostüm. So auch am Dienstag: Kurz nach 17 Uhr wechselt der Sprecher der Stadt Kempen im Rathaus vom Anzug in den Dress des armen Mannes, um später am Martinsfeuer zu sitzen und die Hälfte des roten Mantels von St.Martin entgegen zu nehmen.
Seit drei Jahren mimt Dellmans den armen Mann beim Martinsfest. Nach dem Zug der Kleinkinder sitzt er auf dem Buttermarkt am großen Feuer, wartet auf St.Martin. Dieser reitet hoch zu Ross herbei, teilt seinen roten Umhang mit dem frierenden Bettler: Die Schlüsselszene der Geschichte um den römischen Soldaten, der zum Samariter wird.
Seit drei Jahren hat der Pressesprecher im November seinen großen Auftritt. Er trat die Nachfolge von Heiner Wirtz, dem ehemaligen Leiter der Martin-Schule an. "Angelehnt an sein Kostüm habe ich mir meine eigenen Accessoires zugeteilt", sag Dellmans.
Perücke und Bart werden nicht einfach so vor dem Auftritt zerzaust, "sondern Friseur Horster richtet sie extra dafür her", so Dellmans. Auf die Frage, ob er sich nicht einen eigenen Bart stehen lassen kann, winkt er ab. "Der wäre grau und ich bin nicht der Barttyp."
Auch der Lumpendress kommt nicht von der Stange, sondern ist mit Jutesäcken selbst gemacht. Und wie es sich gehört, sind Arme und Beine nackt. "Doch ich brauche vor meinem Auftritt keinen Schnaps", sagt der arme Mann. "Am Feuer ist es warm."
Ist der Mantel geteilt, die Kinder mit ihrer Blo-es versorgt, das Feuer abgebrannt, wechselt der arme Mann wieder in sein reales Leben, hängt das Kostüm in den Schrank, verpackt Perücke und Bart und beschließt den Abend in "gemütlicher Runde".