Fitness-Studio in Kempen Fitnessstudio-Betreiber kritisiert Zwangsschließung

Kempen. · Der Inhaber des Fitness-Studios TC fordert differenzierte Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie.

Hans-Jürgen und Sandra Konrad vom TC Kempen.

Foto: Schoofs

Gähnende Leere herrschte am Donnerstagmorgen im Trainingscenter an der Kleinbahnstraße in Kempen. Normalerweise trainieren dort in den Vormittagsstunden hauptsächlich ältere Menschen. Nach dem langen Lockdown von Anfang März bis zum 11. Mai mussten die Fitness-Studios jetzt erneut bis Ende November schließen. Dagegen wehren sich nun mehrere Verbände aus der Fitnessbranche, die durch ihre Rechtsanwälte Klagen bei Bund und Ländern eingereicht haben. Denn aufgrund der umfangreichen Hygienemaßnahmen, die seit Mai umgesetzt werden, ist die Ansteckungsgefahr in den Fitness-Studios überaus gering. Laut Studien sind die Studios relativ sichere Orte (auf 100 000 Personen ein Ansteckungswert von 0,78). Die Registrierung und Nachverfolgung ist optimal, weil sich die Mitglieder per Chipkarte an- und abmelden.

Beim ersten Lockdown verbuchte das TC Kempen einen finanziellen Verlust von 130 000 Euro, sagt Inhaber Hans-Jürgen Konrad, der in diesem Jahr 20-jähriges Bestehen feiert: „Wenn wir jetzt vielleicht noch bis zum Jahresende schließen müssen, kommen nochmal 30 000 Euro dazu.“ Seine zehn Angestellten schickt er noch nicht in die Kurzarbeit: „Für vier Wochen können wir das mit Überstunden und Urlaub ausgleichen.“ Er kritisiert die Informationspolitik der Behörden: „Wir haben erst Samstagabend von den neuen Vorschriften erfahren.“

Konrad hofft, dass die Klagen der Verbände erfolgreich sind und die Studios noch im November wieder öffnen können: „In Baden-Württemberg ist Personal-Training und Reha-Sport unter den genannten Bedingungen auch im Fitness-Studio möglich ist – also allein, zu zweit oder mit den Angehörigen des eigenen Haushalts.“

Unter dem Motto „Coach statt Couch“ appelliert Konrad an seine Mitglieder, sich weiter fit zu halten: „Der Lockdown schwächt das Immunsystem, das zur Abwehr von Viren notwendig ist. Bewegung stärkt auch die mentale Fitness und schränkt die Gefahr einer Depression enorm ein. Fernsehgerät aus und eine Stunde spazieren gehen, das ist schon wertvoll. Laut Studie der Sporthochschule Köln ist Sport wie eine Impfung für das Immunsystem.“ Conrad empfiehlt ein moderates Kraft-Training oder mäßiges Ausdauertraining bis zu einer Stunde: „Viele Mitglieder haben sich mit Equipment aus dem TC eingedeckt. Ob Kurz- oder Langhantel, Stepper, Rudergeräte oder Spinningräder. Das Interesse ist groß“, sagt er.

Das TC bietet im Internet für das Home-Training seine Unterstützung mit Video-Kursen, dem TC Youtube-Kanal oder Cyberfitness an.