Gesundheits- und Fitnesssport Stavro Petri klagt für EMS-Studios

Wuppertal · Der Personal-Trainer zeigt die Ungleichbehandlung der Studios in der Coronaschutzverordnung NRW beim Oberverwaltungsgericht an und will per einstweiliger Verfügung deren Öffnung in NRW erwirken.

Savro Petri (2.v.r.) hier bei der Eröffnung eines seiner Studios. Nun sieht er deren Existenz gefährdet.

Foto: NN

Von der Schließung der Fitness-Studios aufgrund der neuen Corona-Schutzverordnung NRW sind auch die inzwischen immer zahlreicher werdenden EMS-Studios betroffen. Elektronische Muskelstimulanz verspricht ein zeitlich effektiveres und gezielt auf muskuläre Probleme abgestimmtes Training. „Viele unserer Kunden haben eine medizinische Indikation“, sagt  Stavro Petri, der bereits vor zehn Jahren sein erstes von inzwischen vier Studios (drei in Wuppertal, eines in Velbert) eröffnet hat und damit zu den Vorreitern dieser Trainingsmethode gehörte. Nun sieht er das gefährdet, was er sich über viele Jahre aufgebaut hat, und hat mit seiner Firma Yeah!Sport Klage gegen die Verordnung des Landes vor dem Oberverwaltungsgericht Münster eingereicht. Gleichzeitig beantragt er eine einstweilige Verfügung, das EMS-Studio sofort wieder öffnen zu dürfen. 

Davon könnten alle derartigen Studios in NRW profitieren. Eine Differenzierung zwischen normalen Fitnessstudios und EMS-Studios, wie sie beispielsweise in Bayern existiert, gibt es in NRW nicht. Für Dienstleistungen im Gesundheitswesen und Dienstleistungen, bei denen ein Mindestabstand von 1,5 Metern einzuhalten ist, gibt es dagegen in der Coronaschutzverordnung NRW eine Ausnahme. „Diese Abstände können wir hier locker einhalten, und anders als in normalen Fitnessstudios haben wir hier zur gleichen Zeit ja nur ein oder zwei Kunden“, so Petri und fügt an: „Das ist einfach nicht zu verstehen.

Genau wie Sven Steup mit seinen Fühlbar-Fit-Studios, hatte er sich bereits im Frühjahr beim ersten Lockdown erfolglos mit Gesundheitsamt und Ordnungsamt auseinandergesetzt. Die zogen sich beim Antrag auf Öffnung der EMS-Studios stets auf die Regelungen in der NRW-Coronaschutzverordnung zurück. Auch dass der Studioverband dagegen Sturm gelaufen sei, habe nichts genutzt.

„Deshalb habe ich mich jetzt zur Klage entschlossen“, sagt Petri, der sich mit seiner Firma nach dem ersten Lockdown wieder auf einem guten Weg gesehen hatte. Von den Mitarbeitern, die er damals in Kurzarbeit hatte schicken müssen, sind die allermeisten inzwischen wieder im Einsatz. Die Soforthilfe von 25 000 Euro, die er damals beantragt und erhalten hatte, hat er vorsichtshalber zurückgelegt, weil er ohnehin davon ausgeht, dass er sie zurückzahlen muss.  Personalkosten etwa, die das Gros der Kosten ausmachten, dürften nicht geltend gemacht werden. Auch die 75 Prozent der Einnahmen aus dem November 2019, die nun erstattet werden sollen, hörten sich zunächst gut an, seien aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein. „Ich habe 2020 45 Prozent meiner Kunden verloren, die ersten kamen gerade wieder zurück, doch nun kommen wieder Kündigungen und Anträge darauf, die Verträge auszusetzen. Denen entspreche ich natürlich.“ Schwer ins Gewicht falle auch der Wegfall von Firmenaufträgen. „Die holen uns  nicht mehr zu sich, haben viele Mitarbeiter ins Homeoffice geschickt“, so Petri.

Sven Steup wundert sich: „Personal-Training ist uns zum Glück weiter erlaubt, aber wir dürfen die Kunden nicht in unsere Studios holen, wo wir sämtliche Hygiene-Standards einhalten. Zu den Kunden nach Hause dürfen wir aber.“ Er drücke Stavro Petri die Daumen, dass die Klage Erfolg habe, ist aber skeptisch. Überlebenswichtig sei, dass der Lockdown auch wirklich schnell beendet werde. Da wiederum ist Stavro Petri skeptisch: „Wer glaubt, dass im Dezember wieder alles weiterlaufen kann, ist blauäugig. Die Spitze bei den Infektionszahlen wird erst in den nächsten Wochen erreicht werden, und dann kommt ja noch Weihnachten und Neujahr, wo sich die Leute natürlich treffen.“

Umso mehr setzt er auf seine Klage und wartet stündlich auf Antwort aus Münster. Die kann sich noch etwas hinziehen. „Die haben derzeit auch mit vielen Klagen aus dem Gastgewerbe zu tun“, weiß Petri.