Falknerei in Kempen Falkner geben Naturwissen und Faszination für Greifvögel weiter

Kempen. · Auf Gut Heimendahl gibt es eine Falknerei mit Uhus und Bussarden.

Falknerin Carolin Husemann hält Wüstenbussard-Dame Gretel. Auf dem Gut lebt auch Gretels Bruder Hänsel.

Foto: Wolfgang Kaiser

Das Krächzen aus dem Park von Gut Heimendahl ist schon von Weitem zu hören. „Das ist Gretel. Sie hört, dass ich zurückkomme, und lahnt, das heißt, sei bettelt um Futter“, sagt Carolin Husemann, die ein Federspiel samt Futter in der Hand trägt und zu den Holzracks hinübergeht, auf denen Gretel und ihr Bruder Hänsel sitzen. Kaum ist Husemann herangetreten, hüpft das Wüstenbussard-Mädchen auf ihre Hand, die in einem Lederhandschuh steckt, und kommuniziert mit ihr.

Sekunden später würgt sie ein Gewölle hervor. „Das ist ein absoluter Vertrauensbeweis. Wenn Gretel sich auf meiner Hand nicht wohlfühlen würde, würde sie nie im Leben ein Gewölle von sich geben“, erklärt Husemann. Dann aber ist Arbeiten mit dem Federspiel angesagt, denn eigens dafür haben sie den Park der Gutsanlagen aufgesucht. Die 28-Jährige schwingt das Federspiel, an dessen Ende ein wie ein Flügel gefomter Lederbeutel hängt. An dem ist ein Stückchen Futter befestigt. Folgt Gretel dem Federspiel, gibt es zur Belohnung das Futterstück. „Ein satter Vogel fliegt nicht. Daher wird vor dem Üben nicht gefüttert“, informiert die Falknerin. Doch das Trainieren von Flugmanövern ist wichtig, schließlich sollen die beiden handaufgezogenen, 16 Monate alten Wüstenbussarde ihre Flugkunst bei Vorführungen präsentieren.

Die Greifvögel strahlen auf Husemann eine tiefe Ruhe aus

Auf Gut Heimendahl hat sich eine Falknerei angesiedelt. Mitarbeiterin Husemanns Herz gehört nämlich den Greifvögeln. „Ich komme von einem kleinen Bauernhof mitten im Wald bei Ratingen. Unser Nachbar war Falkner, und das hat mich als Kind schon fasziniert“, erzählt Husemann. Mit der Natur groß geworden, begann sie nach der Mittleren Reife im Jahr 2007 bei der Stadt Düsseldorf eine dreijährige Ausbildung zur Forstwirtin. Dem schloss sich eine Ausbildung zur Berufsjägerin an. Dafür ging es ein Jahr nach Nordheim bei Göttingen. Dort befindet sich die zuständige Berufsschule.

Die frechen Uhus Baldur (vorne) und Brunhilde gehören zu den Attraktionen.

Foto: Wolfgang Kaiser

Die beiden Praxisjahre folgten in Brüggen beim Landesjagdverband und auf dem Forstgut Hundscheid in Rheinland Pfalz. Auf dem Forstgut trat Husemann auch ihre erste Stelle an, bevor es in die Jagdschule Blatt im Saarland ging, wo die junge Frau Jungjäger mit ausbildete. Ihren Falknereischein nannte sie dabei bereits ihr Eigen. „Wenn ich den Greifvögeln in die Augen schaue, bin ich einfach gefesselt. Sie strahlen eine Ruhe aus und sind einfach nur majestätisch“, schwärmt Husemann. Über ihren Beruf lernte sie auch ihren Lebenspartner Daniel Poinsitt kennen, der die gleiche Ausbildung wie sie durchlaufen hat und ebenfalls den Falknereischein hat. Dazu legte er vor drei Jahren noch den Revierjagdmeister ab. „Wir haben in Luxemburg gelebt und gearbeitet, wollten aber gerne wieder in die Nähe meiner alten Heimat. Wir haben Gut Heimendahl kennengelernt und waren begeistert“, erinnert sich die 28-Jährige.

Als Leiter des Außenbetriebes von Gut Heimendahl stieg ihr Lebensgefährte ein, und sie selber wurde Mitarbeiterin auf dem Gutshof. Damit rückte ein Traum der beiden in greifbare Nähe, und zwar der der Falknerei. Dass dies hervorragend ins Konzept des Gutes passt, sah auch Hannes von Heimendahl so, daher sind nun die Anfänge gemacht. Neben den beiden Wüstenbussarden besitzt das Paar zwei europäische Uhus, ebenfalls Handaufzuchten von der Adlerwarte Niederwald in der Nähe von Frankfurt.

Husemann plant auch eine Auffangstation für Greifvögel

Auf dem Hoffest präsentierten sich die beiden Anfang April geborenen Uhus noch als kleine, flauschige Kugeln. Nun sind es stattliche Eulen mit einer Flügelspannweite von 1,80 Meter geworden. „Baldur und Brunhilde befinden sich derzeit im frechen Teenageralter“, meint Husemann lachend. Während die jüngere Brunhilde etwas zurückhaltender ist, knabbert der ältere Baldur gerne einmal am Ohrläppchen Husemanns und landet mit Vorliebe auf dem Kopf seiner Besitzerin. Husemann möchte mit ihrer Falknerei aber den Menschen nicht nur die Greifvögel näherbringen: Sie plant eine Greifvogel-Auffangstation.