Corona-Folgen Kempen: Die Gastronomen harren der Dinge

Kempen · Während der Einzelhandel wieder öffnen darf, müssen Kneipen und Restaurants warten. Das bereitet den Betreibern Sorgen.

Christoph Wefers (l.) und Jens Baeseler sind weiter in der Warteschleife. Die beiden Wirte betreiben die Gaststätte „Falko“ am Buttermarkt.

Foto: WZ/Tobias Klingen

Christoph Wefers und Jens Baeseler lassen sich ihren Humor nicht nehmen. Mit einem Lächeln und relativ locker berichten die beiden Betreiber der Gaststätte „Falko“ über ihre ganz persönliche Corona-Lage. „Irgendwie ist es immer noch unwirklich, aber wir sind halt mittendrin in dieser Krise“, sagt Wefers. Und vor allem die Gastronomen werden wohl auch noch länger drinstecken. Denn bis zum 3. Mai wird in Kneipen und Restaurants gar nichts bis wenig gehen. Gestattet sind bis dahin weiterhin nur Abhol- und Lieferdienste.

Wefers und Baeseler hoffen nun zunächst, dass ab 4. Mai zumindest etwas mehr geht. „Wir wünschen uns natürlich, dass wir wieder öffnen können“, sagen beide unisono. Dass es wegen der viel zitierten Infektionsketten aber sicher nicht ohne Risiko ist, eine Kneipe zu öffnen, wissen die beiden auch. Ob es daher in absehbarer Zeit wieder zu proppevollen Kneipen mit Fußball-Übertragungen und Co. kommt, sei unwahrscheinlich. „Von daher bleibt uns nichts anderes als abzuwarten“, so Wefers.

„Aber vielleicht können wir mit unserer Außengastronomie punkten“, sagt Baeseler. Es wäre schon mal eine gewisse Entspannung, wenn dahingehend ab Anfang Mai etwas gelockert würde und dann auch noch das Wetter mitspiele. Insbesondere auf dem großen Buttermarkt könne man die Bestuhlung unter Einhaltung der Abstandsregeln einhalten. Das werden der benachbarte Markt-Grill und das Eiscafé Brustolon sicher ähnlich sehen. In diesem Zusammenhang setzen die Wirte auch auf die Stadt Kempen und die von der Politik geforderten Aussetzung der Nutzungsgebühren für öffentliche Flächen – auch „Plaster-Zaster“ genannt. „Davon haben wir gehört. Aber was Konkretes von der Stadt haben wir noch nicht gehört“, sagt Christoph Wefers.

Nachdenklicher Paulo Santos
im Restaurant „La Piazza“

Die gute Laune, die Jens Baeseler und Christoph Wefers haben, ist auch bei Paulo Santos noch vorhanden. Wobei er diese als Betreiber des Restaurants „La Piazza“ immer an den Tag legt – seit mehr als 20 Jahren. Angesprochen auf die Corona-Folgen wird Santos dann aber nachdenklich. „Ich weiß nicht, wo das hinführt. Es ist alles schwer zu begreifen. Wie im Film.“

Derzeit versuchen sich er und seine Frau mit einem Abholangebot über Wasser zu halten. Unter der Woche mittags, am Wochenende auch abends. „Dadurch, dass jetzt die Geschäfte wieder öffnen, wird vielleicht wieder mehr los sein in der Stadt“, blickt Santos auf den Montag. „Vielleicht öffnen wir dann unter der Woche auch abends zur Abholung.“ Das müsse noch besprochen werden.

Langfristig ist der Inhaber des Restaurants für italienische Spezialitäten skeptisch, wann so etwas wie ein regulärer Betrieb möglich sein wird. Ob er in diesem Jahr noch einmal mit einem „vollen Laden“ rechnen könne, sei fraglich. Mit Blick auf die Abstandsregeln, „die sicher noch länger gelten werden“, hält Santos nur für realistisch, dass jeder zweite Tisch genutzt werden dürfe.

Unterm Strich ist sowohl Santos als auch seinen Gastro-Kollegen aus dem „Falko“ klar, dass Kneipen und Restaurants ganz am Ende der Wiedereröffnungs-Kette stehen und stehen bleiben. „Irgendwann gibt es wieder Veranstaltungen und kurz davor wird es einen Kneipenbetrieb geben“, mutmaßt Wefers.

Die Corona-Krise ist für die Gastronomie eine lange Zeit, die ohne staatliche Hilfen nicht viele überleben werden. Auch da sind die die Gesprächspartner der WZ einig. Sowohl für das „Falko“ als auch für das „La Piazza“ seien die Soforthilfen beantragt worden – Geld gesehen haben die Unternehmer aus Kempen aber noch nicht. „Wir haben auch schon eine Bewilligung“, so Wefers. Wegen der Aussetzung aufgrund von illegalen Machenschaften fließe aber im Moment kein Geld.

„Das muss sich aber schnell ändern“, sagt Santos. Und eigentlich müsse auch noch mehr Unterstützung folgen. „Ich denke da an eine Reduzierung oder Aussetzung der Mehrwertsteuer bis zum Jahresende“, so der Restaurantbetreiber. „Mit sieben Prozent könnte ich schon leben.“