Kempen: Ein Verein startet durch
Die Vereinigte Turnerschaft hat mit einem Festakt ihr 150-jähriges Bestehen gefeiert. Legendär sind die Ferienlager der VT in Ostfriesland.
Kempen. "Keine Spur von Gebrechlichkeit", attestierte Bürgermeister Volker Rübo am Samstagabend der VT Kempen, die im Franziskanerkloster mit knapp 200geladenen Gästen ihren 150. Geburtstag feierte. Mit 2.700 Mitgliedern ist dieser Sportverein der mit Abstand größte im Stadtgebiet und nach der Casino-Tennisgesellschaft der zweitälteste.
Dass da ein Bär - fast in Originalgröße - auf der Bühne stand, hatte einen guten Grund: Das unter anderem mit heiteren Strandszenen bemalte Tier ist ein Geschenk der Gemeinde Bensersiel in Ostfriesland, wo seit 1954 die Ferienfreizeiten der VT stattfinden - ein Zeichen dafür, dass der Verein intensiv Jugendarbeit betreibt.
Klaus Wilbers, stellvertretender Bürgermeister von Bensersiel, stellte rückblickend fest: "Die Kempener haben wesentlich dazu beigetragen, dass sich der Tourismus in unserem Ort entwickelt hat."
Eng mit dem Zeltlager verbunden sind die Namen der Brüder Bruno und Walter Schenk. Walter Schenk ist mittlerweile verstorben, der Vereinsvorsitzende Detlev Schürmann ehrte Benno Schenk: Er war die halbe Zeit mit dabei, gehört dem Jubiläumsverein seit 75 Jahren an.
Gemeinsam mit den Videofreunden war ein 25-minütiger Film über die VT entstanden, der im Rahmen der Feierstunde gezeigt wurde: Es war ein Kontrastprogramm - so wurden sowohl Impressionen vom Ausflug 1954 wie auch vom diesjährigen Ausflug gezeigt und auch der Ausschnitt von einem Feldhandballspiel, das mit dem aktuellen Handball nur noch wenig zu tun hat.
Schürmann hatte wesentliche Ereignisse im Vereinsleben beleuchtet: So war 1989 der Seniorensport eingeführt worden, 1960 hatte sich der Kempener Turnverein abgespalten.
Der Historiker Dr. Hans Kaiser hielt einen fesselnden Festvortrag. Er versetzte die Zuhörer in die Zeiten von Turnvater Jahn - zeitgleich gab es Begehrlichkeiten der Franzosen auf das Rheinland. Turnvereine dienten auch der Wehrertüchtigung.
In einem Schuppen neben der Gaststätte Duckweiler auf der Kuhstraße gründeten 16 Kempener den Jubiläumsverein. Mit dabei: Konrad Kramer. "Es waren demokratisch und liberal gesinnte Männer", erklärte Hans Kaiser.
Leopold Wefers war der erste Vorsitzende. Kaiser hob hervor, dass die Vereinigte Turnerschaft sich der Gleichschaltung durch die Nazis zu widersetzen versuchte.
Und wie geht es weiter? "Wir sind sehr gut aufgestellt", so der Vorsitzende gegenüber der WZ. Rübo hatte zu verstehen gegeben, dass in den nächsten Jahre nicht mit dem Bau weiterer Sportstätten zu rechnen sei. Die Mitglieder des Jubiläumsvereins wollen die von ihnen übernommene ehemalige Schule Schmalbroich zu einem attraktiven Treffpunkt und Übungsort umgestalten.
Keine Angst vor Fitnesstudios? "Nein, wir drehen den Spieß um und planen ein vereinseigenes Fitnessstudio", erklärte Schürmann.