Historisches Mit 82 Kindern in die Tiroler Berge
Kempen · Ein Betreuer erinnert sich an die erste Ferienfreizeit des BCJ Kempen vor genau 40 Jahren.
. Wir sind gewandert auf alle Hügel in der Umgebung. Wir wollten doch testen, wie belastbar sie waren, unsere kleinen Flachlandtiroler. Karl-Heinz Schlicker erinnert sich gerne zurück an die erste Ferienfreizeit des Bundes Christlicher Jugendgruppen (BCJ) Kempen. Genau 40 Jahre ist es her, dass er und seine Frau sowie zwölf weitere Betreuer 82 Kinder für drei Wochen nach Österreich begleiteten. Außerdem hatten wir noch ein Ehepaar dabei, dass sich um die Küche kümmerte, sagt Schlicker.
Die Nostalgie in seinen Augen, wenn er in den alten Unterlagen von damals blättert, ist nicht zu übersehen. Alles hat er aufgehoben: Teilnehmerlisten, Programmvorschläge, Notizen und Grüße der Kinder. Und über 100 Fotos von damals. Die hatte ich erst als Dias für einen Dia-Abend, erzählt der 82-Jährige. Es war schließlich üblich, Freunden und Verwandten nach Reisen bei einem Dia-Abend vom Erlebten zu berichten. Später habe ich die Bilder dann digitalisieren lassen. Damit auch keine Erinnerung verloren ging.
Dabei fing die Tour alles andere als reibungslos an: An der Grenze zu Österreich wurden die zwei Reisebusse im Juli 1980 zunächst vom Zoll aufgehalten. Ein Teilnehmer der Gruppe hat das Erlebte aufgeschrieben wer es war, das weiß Schlicker nicht mehr. Wir hatten einen Bus mit Lebensmitteln vollgepackt und nicht mit der Mithilfe der ach so freundlichen Zöllner aus dem guten alten Austria gerechnet, steht aufgeschrieben.
Die Zöllner machten bei
der Einreise Probleme
Auch der Versuch an einer zweiten Grenze überzusetzen ging daneben, denn dort wurden wir schließlich festgehalten. Auch Karl-Heinz Schlicker erinnert sich noch gut an den Vorfall: Wir hatten ein Selbstversorgerhaus gemietet und über 100 Personen zu versorgen, darum hatten wir groß eingekauft. Zoll bezahlen war im Budget nicht vorgesehen.
Darauf wollten sich die Zöllner auch zunächst gar nicht einlassen. Die Lebensmittel sollten verscheuert werden, also vor Ort verkauft. Nach einigem Hin und Her einigte man sich dann zumindest auf den höchsten Zollsatz. So fuhren die Feriengäste wohl mit einigem Magengrummeln ins Tiroler Pitztal ein. Am Zielort Jerzens aber die Überraschung: Das österreichische Finanzministerium hatte sich eingeschaltet und die Zollgebühr wurde erlassen.
An die folgenden drei Wochen hat Schlicker nur noch positive Erinnerungen: Es war ein geordnetes, schönes Zusammensein auf 900 Metern Höhe, mitten in den Bergen, in einer wunderschönen Gegend. Die meisten der Kinder zwischen zehn und 15 Jahre kamen aus Kempen, viele davon machten wie auch das Ehepaar Schlicker Sport beim SV Thomasstadt. Es waren auch zahlreiche Kinder aus sozial schwachen Familien dabei. Ein paar kamen auch aus dem Raum Aachen, da uns das Bistum Aachen bei der Fahrt finanziell unterstützte, ebenso die Stadt Kempen.
Mit 82 Kindern war immer etwas los aber es wurde auch viel geboten. In kleinen Gruppen haben wir Bergtouren mit Hüttenübernachtungen gemacht oder in großen Zelten geschlafen, sagt Schlicker. Im Hauptquartier, dem Hochzeigerhaus, habe jeder Betreuer seinen Fähigkeiten entsprechend Programm angeboten. Die Frauen haben mit den Kindern gebastelt, gehäkelt, gebacken, andere haben am Bach Brücken gebaut oder eine Dauerdusche gebastelt. Auch richtig klettern durften die Kinder. Das haben wir vorher in der Eifel an Kletterfelsen geübt, wie man sich sicher bewegt und abseilt.
Auf die unvergessene Ferienfreizeit folgten noch drei weitere, 1981, 82 und 83, in die Schweiz und nach Österreich, aber nicht mehr in einer solch großen Gruppe, das war schon teilweise stressig, so Schlicker. 30 bis 40 Kinder habe man dann noch mitgenommen. Die letzte Fahrt war eine Skifreizeit im Winter 85. Es war immer toll, sagt Schlicker. Aber nie mehr so besonders wie das erste Mal. Die Kinder haben zum Teil geweint, als es nach Hause ging.
Der Kempener ist sich sicher, dass sich auch noch viele andere in der Stadt an die Ferienfreizeit von 1980 erinnern. Wer von den damaligen Teilnehmern sich die Bilder einmal anschauen oder kopieren möchte, könne sich bei Karl-Heinz Schlicker melden, per Email an: