Rutter-Requiem in der Thomaskirche in Kempen Tröstliches und Tragisches in Wort und Musik

Kempen · An alle Opfer des Krieges in der Ukraine erinnerten Sängerinnen, Sänger und Instrumentalisten in der Kempener Thomaskirche. Die Werke waren sorgsam ausgewählt.

Die Sängerinnen und Sänger der evangelischen Kantorei zeigten unter Leitung von Stefanie Hollinger eine ausgezeichnete Leistung.

Foto: Norbert Prümen

Angeführt von ihrer Kantorin Stefanie Hollinger zog anlässlich des Gedenkkonzertes zum ersten Jahrestag des russischen Überfalls auf die Ukraine die evangelische Kantorei singend in die lückenlos besetzte Thomaskirche ein – ein aufmunterndes Willkommen an ihre Gäste. Pfarrer Roland Kühne ließ in seinem Beitrag einen vom Krieg gezeichneten ukrainischen Jungen zu Wort kommen, verband diese erschütternden Texte mit einem Psalm und ließ die Fürbitten in ein gemeinsam gesprochenes Vaterunser münden. All das passte bestens zu den sorgsam gewählten musikalischen Werken an diesem Abend.

Die Sopranistin Katharina Borsch und Christian Gössel an der Emporenorgel gestalteten zunächst die „Missa Corona“, ein Werk, das Johannes Matthias Michel, Kirchenmusikdirektor an der Christuskirche in Mannheim, im Corona-Jahr 2020 komponierte. Michel orientiert sich in diesem ansprechenden, freitonalen Opus, dessen anspruchsvollen Orgelpart Gössel souverän interpretierte, an den Aussagen des liturgischen Messtextes.

Dem verhaltenen Kyrie folgt ein überschäumendes Gloria, das Sanctus führt zum mächtigen „Pleni sunt coeli“. Hier allerdings übersteigerte Katharina Borsch ihre ansonsten klug geführte, mit reichen Farben ausgestattete Stimme zu martialischem Fortissimo, dem jeglicher Stimmschmelz fehlte. Doch Benedictus und das um Frieden flehende Agnus Dei gelangen der Sängerin eindrucksvoll.

Der bekannte und allseits beliebte englische Komponist John Rutter (*1945) hat ein Requiem komponiert, bei dem sich die liturgischen lateinischen mit passenden Psalmtexten in englischer Sprache abwechseln. Beispielsweise „Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir“ oder der bekannte 23. Psalm „Der Herr ist mein Hirte“. Das verleiht dem melodiegesättigten Werk eine besondere Intensität. Die engagierten Sängerinnen und Sänger der Kantorei überzeugten in ihren dankbaren Parts durch Homogenität, Intonationssicherheit und klare Diktion – eine ausgezeichnete Leistung. Katharina Borsch sang voller Anteilnahme das zu Herzen gehende „Pie Jesu“, das um Seelenruhe für die Toten bittet. Apart das von Rutter vorgegebene Instrumentarium: Christina Adamczyk (Querflöte), Helena Alexandra Schulze (Oboe), Corinna Stüttgen (Violoncello), Jens Korte (Glocken), Rafael Klepsch (Pauken), Uta Deilmann (Harfe) und Christian Gössel (trotz der Entfernung zur Empore präzise an der Orgel) schufen die vielfarbige instrumentale Grundierung. Stefanie Hollingers unaufgeregte, ausdrucksintensive Zeichengebung sorgte für ein eindrückliches und makelloses Miteinander, wofür die Zuhörer mit ausgiebigem Beifall dankten.