Familienfest auf der Burgwiese zum Jubiläum Städtepartnerschaft wird groß gefeiert
Kempen · Kempen und Wambrechies pflegen ihre Freundschaft seit 50 Jahren. Zum Jubiläum gibt es ein Familienfest an der Burg.
8. Juli 1962: In der Kathedrale von Reims reichen sich der deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer und der französische Staatspräsident Charles de Gaulle die Hand zur Aussöhnung zwischen ihren Völkern. Aus dem Erbfeind Frankreich wird ein Freund. Auch Kempen nimmt nun Kontakte zum französischen Nachbarn auf. Auslöser einer ersten Partnerschaft mit der Stadt Wambrechies in der Nähe von Lille ist ein Kriegsgräberlager des Stadtjugendrings, in dem Jugendliche sich um die Pflege eines deutschen Soldatenfriedhofs kümmern.
Die zahlreichen Begegnungen mit der einheimischen Bevölkerung führen 1967 eine offizielle Delegation aus Kempen nach Frankreich. Spontan geht der greise Bürgermeister Henri Catteau nach einer Rede auf seinen Kempener Amtskollegen Heinrich Tebartz zu, umarmt ihn und gibt ihm einen Kuss auf die Wangen. Der Gegenbesuch erfolgt sehr schnell im Mai 1968 mit Catteau an der Spitze. Am 1. Oktober 1972 wird die Partnerschaft in Wambrechies feierlich besiegelt. Am Sonntag, 3. Juli, wird die Stadt Kempen das Jubiläum auf der Burgwiese aufwändig begehen.
Bald folgt die zweite Verschwisterung. Initiator ist der Ur-Kempener Jupp van Mierlo, den es nach dem Krieg durch Heirat mit einer Französin nach Orsay (in der Nähe von Paris) verschlagen hat. Sein Vetter Josef Schürmanns, Amtsleiter im Kempener Rathaus und Chef des Kempener Stadtjugendrings, war maßgeblich an der Wambrechies-Partnerschaft beteiligt; nun propagiert er auf Bitten Mierlos in Kempen eine Städte-Freundschaft mit Orsay. Diese zweite Partnerschaft wird am 20. Mai 1973 vor dem Kempener Rathaus geschlossen. 650 Orsayer sind dazu angereist. Eine zweite Feier findet im Oktober 1973 in Orsay statt.
1978 schließt sich Kempen einem 1971 eingeleiteten Kontakt des Kreises Viersen mit dem East Cambridgeshire District an, einem Bezirk um die britische Stadt Ely. Im Südwesten der Stadt erhält eine historische Grünfläche der Partner-Region zu Ehren den Namen „East Cambridgeshire Park“. Im Zuge der deutschen Einheit kommt 1990 die Stadt Werdau in Sachsen hinzu. Ausgangspunkt ist eine seit 1957 bestehende, enge Freundschaft zwischen den Leichtathletikvereinen BSG Einheit Werdau und dem Kempener Leichtathletik-Club (KLC). In der Nacht vom 2. auf den 3. Oktober 1990, während am Brandenburger Tor in Berlin ein Staatsakt die Wiedervereinigung feiert, treffen sich im Werdauer Rathaussaal Delegationen beider Städte, Kempens Bürgermeister Karl-Heinz Hermans hält eine denkwürdige Ansprache. Hermans, Hans-Günter Liebisch, Werdauer Bürgermeister von 1990 bis 1994, und Kempens Stadtdirektor Karl Hensel unterzeichnen die Partnerschaftsurkunde. „Dann erklang die Nationalhymne im Radio“, erinnerte sich der damalige Kempener Hauptamtsleiter Manfred Küsters: „Uns allen kamen die Tränen.“ Vom 3. bis 5. Mai 1991 feiern die Bürger in Kempen mit ihren ostdeutschen Gästen das Fest der neuen Partnerschaft.
Das 50-jährige Bestehen der Städtepartnerschaft zwischen Kempen und Wambrechies wird nun am Sonntag, 3. Juli, mit einem Familienfest auf der Burgwiese gefeiert, wie die Stadt Kempen ankündigt. Von 11 bis 17 Uhr gibt es ein buntes Bühnenprogramm verschiedener Gruppen und Vereine aus Kempen und Wambrechies. Unter anderem werden französische Folkloretänze aus Wambrechies gezeigt, von Kempener Seite wird eine Cheerleader- und Stuntshow geboten. Auch Musik aus beiden Ländern ist zu hören. Ebenso wird abseits der Bühne für Einheimische und Besucher aus der französischen Partnerstadt viel zu entdecken sein. An der Burg wollen sich Boulespieler und -spielerinnen bei einem Turnier messen, während auf der Burgwiese ein Programm für Groß und Klein geboten wird. Für Kulturinteressierte gibt es Stadt- und Kirchenführungen sowie eine Mitmach-Orgelführung, um die Funktionsweise der Orgel in der Propsteikirche kennenzulernen. Alle Führungen werden in deutscher und französischer Sprache angeboten. Interessierte können zudem bei einer Burgturmführung den einmaligen Blick über die Dächer der Stadt genießen.
Auch die Kempener Feuerwehr ist beim Familienfest vertreten, sie will auf dem Burg-Parkplatz ihre Fahrzeuge präsentieren und Familien einladen, die großen Wagen zu erkunden. Für Speisen und Getränke ist gesorgt, der Eintritt für das Städtepartnerschaftsfest ist frei.