Kempen: Festival - Hochgenuss für die Ohren

Erlesene Musik, intensiver Austausch, intimer Rahmen– Kempen stand mal wieder im Zeichen der Klassik. Der künstlerische Ansatz war modern.

Kempen. Das Leitmotiv des 4. Kempen Musik Festivals waren einmal mehr die Begegnungen. "Musik und Literatur" sollten in Verbindung gebracht werden, was zu einer gelungenen Mischung führte.

Und den Veranstaltern vom Verein Kempen Klassik die Möglichkeit bot, aus einem reich gefüllten Kulturkessel zu schöpfen.

Der Samstag begann mit einer öffentlichen Probe für das sonntägliche Abschlusskonzert, später trafen sich Dichter und Komponisten, Gäste mit Künstlern und Experten.

Dieser kleine, ja fast intime Rahmen blieb auch abends in der gut gefüllten Paterskirche bestehen: Dort wurde das Marienleben von Hindemith und Rilke, op. 27 in der Urfassung von 1922/23 aufgeführt.

Für diesen Liederzyklus für Singstimme und Klavier konnten Bruno Ganz, die Sopranistin Christine Iven und die Pianistin Liese Klahn verpflichtet werden- was sich als grandiose Besetzung entpuppte.

Iven, in Stuttgart, Hannover und Hamburg tätig, verlieh Rilkes kühnen poetischen Experimenten stilvollen Glanz und arbeitete jeden Winkel des Werks mit hoher Präzision gekonnt aus. Liese Klahns Klavierspiel: Lebendiger Vortrag, stimmige Interpretation Neuer Musik.

Der Schweizer Schauspieler Bruno Ganz (bekannt u.a. aus "Der Untergang") arbeitete diesen Rahmen mit sonorer warmer Stimme sprachlich aus. Musik und Literatur verschmolzen zu hoher Kunst- erstklassig besetzt und ausgeführt.

Weiterer Pluspunkt des Festivals war der Einbezug der Jugend. Das gestrige Kinder-Hofkonzert auf Gut Heimendahl mit dem Titel "Schweingehabt" führte kleine Leute an große Musik heran und erzählte die Geschichten von Blümchen, dem Hängebauchschwein und von Porco, dem singenden Kringelschwanzträger.

Zeitgleich führte das Duo Kirchnermetzger "Die schöne Müllerin" in einer Fassung für Tenor und Gitarre auf dem Voescher Neimeshof auf. Trotz angeschlagener Gesundheit überzeugte Christoph Metzger mit kräftiger Stimme.

Das dritte und gleichzeitig meistbesuchte Hofkonzert fand auf dem Tönisberger Erprathshof statt. Dort kamen Gedichte von W.H. Auden, vertont von Andreas Schermann und rezitiert in deutscher Sprache, zu Gehör - ein Hochgenuss mit anschließender Verköstigung.

Derart kulturell gestärkt besteht schon heute Grund zur Freude, wenn die nächsten Festival-Begegnungen anstehen. (Besprechung Abschlusskonzert folgt)