Festival lockt mit unverfälschter Musik nach Düsseldorf

Komplett ohne elektrische Hilfe präsentieren Musiker beim Acoustic Festival einen Mix aus sanften Balladen und ausgelassenem Folk.

Foto: Judith Michaelis

Während die meisten bei einem Festival an tagelanges Camping, nächtelanges Trinken und laute Musik denken, gibt es viele Musikfans, die darauf keine Lust mehr haben — gerade wenn sie älter geworden sind. Deswegen gibt es seit drei Jahren das Acoustic Festival, das selbst ernannte Festival der leisen Töne, das am Samstag wieder stattfand.

Im Weltkunstzimmer werden zwei Mal jährlich Musiker verschiedener Genres eingeladen, die hier jedoch alle komplett ohne die Hilfe elektrischer Instrumente auskommen müssen. „Man kann sich nicht mehr verstecken, hat nur noch sein Instrument. Ich finde es sympathisch, dass auch mal hörbare Fehler passieren können“, erklärt die 37-jährige Steffi Keks ihre Faszination für die ihrer Meinung nach unverfälschte Akustikmusik, für die sie aus Aachen hergereist ist. Ihr Kollege Michael Hensen (47) merkt hingegen, wie er mit seinen Lieblingsbands zusammen älter und ruhiger geworden ist: „Teilweise spielen hier auch ehemalige Punker, die mit der Zeit etwas ruhigere Töne anschlagen.“

Dementsprechend konsumiert hier die Musik auch eher jeder für sich. Die Stimmung ist viel ruhiger, als ein Festival es vermuten lassen würde. Während im Foyer auf den Bierbänken oder auf Sofas gemütlich geplaudert wird und die Musik zwar gut zu hören ist, aber in den Hintergrund tritt, bekommt die Musik von den Zuhörern an der Bühne den Raum, der ihr zusteht. Gerade bei den Balladen der ersten auftretenden Interpreten bekommt man außer Applaus nichts aus dem Publikum zu hören.

Das bedeutet aber nicht, dass sie weniger wertgeschätzt wird, meint zumindest der 40-jährige Jörg vor der Bruk: „Ich glaube, dass sich bei diesem Festival hier alles mehr auf die Musik fokussiert. Es gibt keine große Show, sondern nur die Stimme und das Instrument.“ Das Publikum sei hier auch interessierter an der Musik an sich: „Hier muss niemand nach der Hälfte des Festivals betrunken aufgelesen werden.“

Wenn später am Abend die Folkgruppen wie die rheinische Irish Folk-Band The Porters auftreten, wird aber auch hier die Stimmung heiterer. Vor allem der Headliner Justin Sullivan, Folksänger und ansonsten als Frontmann der Indie Rock-Band New Model Army auf der Bühne, hat viele angelockt. Die 52-jährige Andrea Bondoux reist ihm geradezu hinterher, war am Freitag in Essen, da noch mit elektrischem Instrument, und am Samstag auf dem Acoustic Festival, um ihn unplugged zu erleben: „Livemusik ist natürlich immer schöner als auf CD.“ Die Balladen sind ihr hingegen etwas zu langsam, langweilig wurde die Wartezeit auf den Headliner im bequemen Vorraum dennoch nicht.