Geflüchtete Flüchtlinge: Abriss und Neubau in Tönisberg

Kempen/Tönisberg. · Für Geflüchtete hat die Stadt Kempen ausreichend Kapazitäten, der Zustand einzelner Einrichtungen ist aber bedenklich.

Die Einrichtung am Neuenweg in Tönisberg wird abgerissen. Die Stadt plant dort einen Neubau.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Kurz bevor Bürgermeister Volker Rübo in seiner Abschiedsrede im Rat auch auf die Bewältigung der Flüchtlingskrise eingehen konnte (die WZ berichtete), ging es im Stadtrat auch um die aktuelle Lage in Kempen. Zur „Wohnversorgung von Flüchtlingen und anerkannten Schutzberechtigten“ wird die Stadt in Kürze einen Neubau in Tönisberg in Angriff nehmen. Und zwar auf dem Grundstück Neuenweg 2, auf dem schon jetzt eine Unterkunft steht. Diese soll abgerissen werden. Dann soll der Neubau folgen.

Ursprünglich war ein Neubau auf einem anderen Grundstück an der Vluyner Straße vorgesehen. „Von diesen Plänen sind wir nun abgerückt“, so Rübo am Dienstagabend. Und zwar aus dem Grund, dass die bestehende Einrichtung am Neuenweg ohnehin „abgängig“ sei. Das Haus sei also nicht mehr zu modernisieren und müsse abgerissen werden. Höhere Kosten sollten aus Sicht der Verwaltung nicht entstehen. Vielmehr erwarte man eine Einsparung, weil Fundament- und Erschließungsarbeiten günstiger sein könnten. Für den Abbruch fallen laut Stadt Kosten in Höhe von 100 000 Euro an.

Insgesamt sind laut Stadt derzeit 31 Personen am Neuenweg untergebracht. Für die Zeit der Bauarbeiten sollen diese auf andere Einrichtungen in Kempen verteilt werden. Dies sei möglich, weil die Lage in Sachen Unterbringung derzeit nicht angespannt sei. In der Verwaltungsvorlage befindet sich eine Übersichtstabelle mit dem Ergebnis, dass die Stadt derzeit 48 freie Plätze für Flüchtlinge hat. 28 davon sind allerdings im „Übergangsheim“ an der Peter-Jakob-Busch-Straße. Vor allem mit Blick auf diese Einrichtung sind sich die politischen Fraktionen einig, dass dies keine Dauerlösung mehr sein dürfe. Auch die anderen Einrichtungen – zum Beispiel am Hütterweg zwischen Kempen und Oedt – sind „Mobilheime“.

In diesem Zusammenhang merkte Monika Schütz-Madré (Die Grünen) kritisch an, dass sich die Stadt auf dünnem Eis bewege. „Bei fast allen Einrichtungen reden wir von Übergangs- oder Mobilheimen. Abgesehen davon, dass das zum Teil menschenunwürdig ist, gibt es auch klare Gesetze“, so Schütz-Madré. So dürften Flüchtlinge, die eine Anerkennung bekommen haben, gar nicht in solchen Unterkünften bleiben.

Vielmehr bestehe ein Recht auf eine dezentrale Unterbringung in einer Wohnung. Die Grünen sicherten dem Beschlussvorschlag und dem Neubau in Tönisberg zwar ihre Zustimmung zu. „Aber langfristig muss für diese Familien etwas passieren. Das können wir so nicht mehr hinnehmen“, so Schütz-Madré.

Neubau in Voesch wird für 56 Menschen eine Heimat bieten

Abhilfe erhofft sich die Stadt Kempen von einem Neubau für insgesamt 56 Menschen, der gerade in Voesch, Escheln 100, entsteht. In diesem Gebäude soll es mehrere Wohneinheiten geben. Der neue Komplex befindet sich auf dem Grundstück der früheren Unterkunft, die abgerissen worden ist – unweit des Bürgerhauses.

Die Stadt rechnet damit, dass der Neubau im Frühjahr bezugsfertig ist. Dann wäre die Unterbringungssituation so ausreichend, dass Kempen auch seiner Verpflichtung nachkommen könne, die „Bielefelder Erklärung“ zu erfüllen.

Hier haben sich Kommunen zusammengetan, um spontan Flüchtlinge in Seenot aufnehmen zu können. Auch im Zusammenhang mit der Brandkatastrophe von Moria auf Lesbos kam diese kommunale Gemeinschaft ins Spiel. Für Kempen bedeutet dies aber letztlich nur, dass zwei minderjährige Flüchtlinge aufgenommen werden sollen. So zumindest lautete ein Beschluss des Rates im März.