Kempen/Grefrath: Corona-Virus trifft auch die Wirtschaft Corona: Das spürt die Wirtschaft

Kempen/Grefrath · Auch Unternehmen aus Kempen und Grefrath sind von den wirtschaftlichen Folgen des Virus betroffen. Kunden seien verunsichert. In der Kooperation mit Asien müssten Einschränkungen hingenommen werden.

Unternehmen, die auf chinesische Produktionen angewiesen sind, stehen vor Problemen. Dieses Foto zeigt eine Fernseh-Fabrik in China.

Foto: dpa/Deng Hua

In den Gesprächen mit Kunden gehe es in erster Linie darum, die Partner bei allen langfristigen Projekten zu beruhigen. „Einige Kunden wollen dezidiert wissen, was passieren könnte, wenn beispielsweise einzelne Bauteile nicht mehr geliefert werden können“, so Alders. Es gehe um eine Planung sämtlicher Eventualitäten.

Alders baut und vertreibt seit mehr als 30 Jahren hochwertige Komponenten für anspruchsvolle elektronische Baugruppen, zum Beispiel Luft- und Raumfahrt sowie Medizintechnik. Das Familienunternehmen in zweiter Generation bedient die gesamte Wertschöpfungskette – von der Idee und Beratung bis hin zu Fertigung, Auslieferung und Bestandspflege.

In seiner Arbeit ist das Unternehmen nach Angaben von Martin Alders zu etwa zehn Prozent auf Teile aus China angewiesen. Den überwiegenden Teil exportiert Alders aus Nordamerika und Europa. Insofern sieht der Geschäftsführer zunächst keine gravierenden Lieferengpässe. Allerdings hingen wiederum Geschäftspartner in Amerika und Europa am asiatischen Markt, der derzeit massiv eingeschränkt sei. In drei oder vier Monaten könnte die Lage für die hiesigen Firmen durchaus angespannter werden, prognostiziert Alders. „Wenn die Chinesen die Lage nicht in den Griff bekommen sollten“, ergänzt der Inhaber. „Daran glaube ich aber derzeit nicht.“

Konkrete Auswirkungen spürt das Kempener Unternehmen im Zusammenhang mit Dienstreisen. Am Sonntag fliegt Alders zu einer Messe in die USA, von dort sollte es zu einer Messe nach China gehen. Letztere Reise wurde gestrichen, weil die Lufthansa die Ziele nicht mehr anfliegt. „Das ist sicher vernünftig“, so Alders. Abgesagt sei die Messe in China aber keinesfalls. Man komme eben nur nicht mehr hin.

Bei aller Sorge in der Branche hofft Alders durch die Corona-Krise auf ein Umdenken. Die Unternehmen müssten sich beim Einkauf von der vorherrschenden Monokultur verabschieden und zusätzliche Quellen auftun. „Nun wird allen bewusst, welche Macht der asiatische Markt ausübt“, so Alders.

Grefrather Firma GLM ist
eng mit Südkorea verbunden

Deutliche Auswirkungen der Debatten um den Corona-Virus spürt die Firma GLM Werkzeugmaschinen in Grefrath. Das Unternehmen vertreibt Drehzentren, Bearbeitungszentren und Portalfräsmaschinen des südkoreanischen Konzerns Doosan. Etwa 90 Prozent der Geschäftsaktivitäten haben mit Südkorea zu tun, sagt Jens Heinrich, Marketingleiter in Grefrath. „Alle persönlichen Termine und Kontakte mit Südkorea sind erstmal eingestellt.“ Dies führe dazu, dass sich wichtige Projekte ungeplant verlängern. Auch bei den Produkten seien schon Auswirkungen zu sehen. „Zulieferengpässe aus Asien sind jetzt schon spürbar, an wenigen kleinen Teilen stockt die Auslieferung großer Projekte“, ergänzt Heinrich. Und dann führe die allgemeine Verunsicherung „fühlbar“ zu einem Investitionsstau. GLM geht davon aus, dass sich Aufträge verschieben werden.

Ebenso getroffen wurde der Mittelständler mit etwa 80 Mitarbeitern von der kurzfristigen Absage der Fachmesse Metav in Düsseldorf. Diese sei verschoben worden, so Heinrich. Ein neuer Termin sei offen. „Die Metav ist ein wichtiger Innovationsmotor an Rhein und Ruhr. Die Verschiebung führt zu doppelt so hohen Kosten. Wichtige Technologien gerade aus dem Bereich der Automation können nicht gezeigt werden, was schlecht ist in Zeiten des Fachkräftemangels“, so Heinrich. GLM sei bei der Messe mit 400 Quadratmetern stets einer der größten Aussteller. „Die Entscheidung, die Messe zu verschieben, ist sicher nachvollziehbar und vernünftig“, so Heinrich. „Das Ganze stellt uns aber ohne Frage vor Probleme.“