Kempen:Strukturwandel im Rathaus Die Führungslücken schließen sich

Kempen · Analyse Viele Führungspositionen in den Ämtern der Kempener Verwaltung konnten wieder besetzt werden – nach der Wahl geht’s um die Struktur.

In die neuen Rathäuser sind als erstes die Mitarbeiter des Jugendamtes umgezogen.

Foto: WZ/Ralph Braun/Stadt Kempen

Es ist wohl das wichtigste Thema für den neuen Kempener Bürgermeister: die Strukturreform der Stadtverwaltung. Das wird nicht nur beim Blick auf die Ideen der favorisierten Kandidaten deutlich. Der parteilose Christoph Dellmans, der von SPD, Grünen und Linken unterstützt wird, bezeichnete die Verwaltungsreform Anfang des Jahres als wichtigste Aufgabe der ersten 100 Amtstage des neuen Bürgermeisters. Für Philipp Kraft, Kandidat der CDU, ist die „Neuausrichtung der Verwaltung“ eines seiner fünf Kernthemen.

Ob es nun einer der beiden Favoriten wird oder doch einer der Außenseiter Cedric Franzes (FDP) und Georg Alsdorf (Freie Wähler) – der neue Verwaltungschef muss in Kempen an die Wurzeln der Rathaus-Strukturen. Im Vergleich zu anderen Kommunen ist in Kempen einiges aufzuholen. Da ist man sich sowohl im Rathaus selbst als auch in der Politik einig.

Mehr oder weniger
geräuschlose Nachbesetzungen

Was in den vergangenen Monaten sehr geräuschlos über die Bühne gegangen ist, ist der Fakt, dass das Führungspersonal für diese inhaltliche Neuaufstellung durchaus wieder vorhanden ist. Während im Sommer und im Herbst 2019 noch zahlreiche Amtsleitungen verwaist waren, gab es einige Neubesetzungen. Auf dem schwierigen Arbeitsmarkt sind Bürgermeister Volker Rübo (CDU) und die Kollegen im Verwaltungsvorstand für verschiedene Positionen fündig geworden.

Zum 1. Juni wurde die wohl prominenteste Leitungs-Lücke geschlossen. Mit Andrea Terschüren hat die Stadt Kempen nach zwei Jahren des Leerlaufs wieder eine Jugendamtsleiterin. Zur Erinnerung: Im Sommer 2018 war Terschürens Vorgängerin Heike Badberg überraschend zur Stadt Krefeld gewechselt. Aus der kommissarischen Amtsführung durch den damaligen Dezernenten Michael Klee wurden knapp zwei Jahre, bevor Klee selbst Ende März 2020 die Stadt verlassen musste, weil die Ratsmehrheit ihn nicht mehr gewählt hat.

Im Jugendamt ist
eine Menge aufzuarbeiten

Nach einer zweijährigen Phase des Übergangs dürfte Andrea Terschüren, die aus Mülheim stammt und zuletzt bei der Stadt Hamburg tätig war, im Kempener Jugendamt einiges aufzuarbeiten haben. Erschwerend hinzu kommt, dass sie sich gleich zum Start mit dem Fall rund um eine 25-jährige Erzieherin befassen muss. Wie mehrfach berichtet, wird im Zuge des mutmaßlichen Mordes an einem Mädchen in einer Viersener Kita auch zu Kempener Fällen mit verletzten Kindern ermittelt.

Auch Haupt- und
Personalamt sind wieder besetzt

Besetzt sind auch wieder die Leitungsstellen im Haupt- und Personalamt. Ralph Braun, schon seit Jahren bei der Stadt tätig, leitet das Hauptamt. Seine Kernaufgabe der vergangenen Monate war der Umzug der vielen Mitarbeiter in die drei neuen Rathäuser am Bahnhof. Leiter des Personalamtes ist Gernot Ertel. Zuletzt waren die Ämter über viele Jahre zusammengelegt. Nach dem altersbedingten Ausscheiden von Roland Müller 2018 übernahm Sabrina Schröder die Leitung, um nur wenige Monate später aus persönlichen Gründen Kempen wieder zu verlassen.

Große Bewährungsprobe für den neuen Chef des Ordnungsamtes

Ebenfalls besetzt ist die Leitung des Rechtsamtes mit Ralf Tillmanns. Im Vergleich zu vielen anderen Stellen reibungslos verlief die Nachbesetzung der Leitung des Ordnungsamtes. In Michael Steckel hat die Stadt vergleichsweise frühzeitig einen Nachfolger für Ulrich Eckerleben gefunden. Und gleich zum Start seiner Amtszeit bekam Steckel die wohl größte Bewährungsprobe, die man sich überhaupt vorstellen konnte: die Corona-Pandemie. Stand jetzt hat Steckel diese Krise bestens gemeistert. Es ist kein Geheimnis, dass man im Verwaltungsvorstand große Stücke auf ihn hält.

Im Planungsamt ist
die Nachfolge schon geregelt

Geklärt ist bereits die Nachfolge von Heinz-Peter Cox. Mit dem Planungsamtsleiter geht bald nach Jahrzehnten eine Menge Fachwissen in den Ruhestand. In der jüngsten Sitzung des Planungsausschusses präsentierte Beigeordneter Torsten Schröder aber schon eine Nachfolgerin. Stadtplanerin Bettina von der Linde, die schon in Kempen tätig ist, wird ihren derzeitigen Chef beerben.

Bleibt noch eine Amtsleiter-Baustelle – passenderweise im Tiefbauamt. Das wurde seit 2004 von Torsten Schröder geleitet, bis er Ende 2019 zum Technischen Beigeordneten gewählt wurde. Für die Führung des Tiefbauamtes ist die Stadt noch auf der Suche.

Alles in allem hat sich die Lage auf der Amtsleitungsebene also entspannt. Positiv gestimmt darf man zudem sein, dass auf Ebene der Beigeordneten alle Personalien geklärt sind. In Bennet Gielen (CDU) gibt es einen neuen Ersten Beigeordneten, der jüngst sogar die Grünen von sich überzeugen konnte. Jörg Geulmann ist als Kämmerer der zweite in der Beigeordneten-Hierchie, gefolgt von Techniker Schröder.

Im Führungs-Puzzle fehlt dann nur noch ein neuer Bürgermeister. Kraft? Dellmans? Franzes? Alsdorf? Wem trauen die Wähler die Führung von mehr als 600 Mitarbeitern und den Umbau der Strukturen zu? Am 13. September oder wahrscheinlich eher nach einer Stichwahl am 27. September wissen wir mehr.