Kempener Altstadt Neubau an der Burg nimmt Formen an

Kempen · Der Rohbau auf dem Grundstück des früheren Kempener Burg-Cafés soll Ende Juli fertig sein.

So soll der Neubau zwischen Apotheke (l.) und Thomas-Buchhandlung mal aussehen.

Foto: Architekturbüro Udo Thelen

Den herrlichen Ausblick kann Alfred Flamang auch im Rohbau schon genießen. Wenn er im oberen Bereich der Baustelle an der Thomasstraße 27 steht, sieht er sie: die Kempener Burg. Die ehemalige kurkölnische Festung war mit ein Grund, warum sich Flamang zum Bauprojekt an prominenter Stelle entschlossen hat. „Die Lage ist einfach ideal“, sagt Flamang. Der Bauplatz ist für Kempener Verhältnisse doppelt prominent. Denn gebaut wird nicht nur gegenüber dem bekanntesten Kempener Wahrzeichen, sondern auch auf dem Grundstück, auf dem über Jahrzehnte das Burg-Café stand.

Nicht nur wegen des Standortes hat Flamang große Freude am Projekt, auch wegen des Verlaufs. „Inzwischen läuft alles reibungslos“, so der Bauherr. Er verwendet das Wort „inzwischen“, weil sich der Anfang recht kompliziert gestaltet hatte. „Die Abrissarbeiten waren mit ein paar Problemen verbunden“, so Flamang. Denn die Immobilie Burg-Café sei durch diverse Umbauarbeiten in den vergangenen Jahrzehnten mit den Nachbargebäuden verbunden gewesen. Da hätten die Stahlträger schon mal über die Grundstücksgrenzen hinaus gereicht. „Da musste enorm vorsichtig gearbeitet werden, damit beim Abriss keine anderen Gebäude beschädigt werden“, sagt der Investor. Allerdings sei das bei Projekten in dieser Innenstadtlage nicht ungewöhnlich. „Die Feinheiten und Probleme erkennt man dann erst mitten in den Abrissarbeiten“, so Flamang. Das sei auf Bauplänen nicht erkennbar.

Nun laufen die Rohbauarbeiten „wie am Schnürchen“. Auch das Thema Corona habe Flamang nicht gestört. „Das war für die Arbeiten keine Beeinträchtigung.“ Wenn alles so weiterläuft, ist der Bauherr guter Dinge, dass der Rohbau schon Ende Juli fertig ist. Dann könne das Richtfest folgen. Spätestens im Herbst soll die Baustelle vor der Kurve Thomasstraße/Burgstraße dann so verkleinert werden, dass die provisorische Ampelanlage abgebaut werden kann. In diesem Zusammenhang dankt Flamang der Stadt Kempen für die gute Zusammenarbeit und auch den Bürgern für das Verständnis. Wenn man in der Innenstadt baut, bedeute das immer Einschränkungen für viele Menschen. „Insofern sind wir bemüht, dass alles nach Plan läuft.“ Die Fertigstellung ist für Anfang 2021 geplant.

Im Erdgeschoss des Neubaus entstehen Räume für Büros oder eine Praxis. Eigentlich hatte Flamang das Objekt bereits an einen Arzt vermietet. Aus gesundheitlichen Gründen sei es dann aber zur Aufhebung des Vertrags gekommen. Insofern sei das Erdgeschoss nun wieder zu haben. Ebenso wie drei der sechs Mietwohnungen in den oberen Stockwerken, die laut Flamang zwischen 70 und 100 Quadratmeter groß sind.

Das Burg-Café hatte im Februar 2018 nach rund 130 Jahren den Betrieb eingestellt. Inhaber und Konditormeister Erwin Falk, der das Traditionshaus mehr als 40 Jahre geleitet hat, konnte das Unternehmen aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr weiterführen. Daher entschloss sich die Familie Falk endgültig zum Verkauf der Immobilie. Kurze Zeit später ist Erwin Falk gestorben.

Pläne für einen Verkauf gab es seit vielen Jahren. Mehrfach wurde die Immobilie im Internet zum Verkauf angeboten. Vermarktet wurde das Objekt über mehrere Jahre durch die Volksbank Kempen-Grefrath. Im Frühjahr 2013 stand die Übernahme durch einen Krefelder Café-Betreiber sogar schon so gut wie fest. Kurz vor der Unterzeichnung der Verträge konnten sich die Parteien aber dann doch nicht einigen.

Wie in der Altstadt üblich, wurde anlässlich des Bau- und Abrissantrags über eine Unterschutzstellung beraten. Die zuständige Denkmalbehörde beim Landschaftsverband Rheinland (LVR) sah aber keinen Anlass dazu – vor allem wegen der zahlreichen Veränderungen in den vergangenen Jahrzehnten.